Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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Literatur: Boberach, Heinz: Nachkriegsprozesse. In: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß. Stuttgart 1997, S. 592– 594. Eiber, Ludwig: Verfolgung. In: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß. Stuttgart 1997, 275–295. Hensle, Michael: Volksgerichtshof. In: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß. Stuttgart 1997, S. 786–787. Zarusky, Jürgen: Einleitung. In: Widerstand als „Hochverrat“ 1933–1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Erschließungsband zur Mikrofiche-Edition. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte bearbeitet von Jürgen Zarusky und Hartmut Mehringer unter Mitwirkung von Birgit Rätsch, Katrin Steinack, Sybille Steinbacher, Irene Stuiber, Andreas Toppe, Heike Zahn. (Texte und Materialien zur Zeitgeschichte, Bd. 7). München 1998, S. 11–44. 21
Das Gefängnis München-Stadelheim Wesentlich älter als der seit 1931 existierende Friedhof ist das direkt daneben liegende Gefängnis München-Stadelheim. 1892 wurde der Grundstein zu diesem Gebäude gelegt, 1901 war der Gefängnisbau mit einer Hinrichtungsstätte und einer Anstaltskirche abgeschlossen. Zwischen 1895 und 1927 wurden hier 14 Todesurteile vollstreckt. Im Frühjahr 1919 wurde das Gefängnis München-Stadelheim zum ersten Mal in seiner Geschichte zur Vollzugsstätte politischen Mordes: Gustav Landauer und Eugen Leviné als führende Repräsentanten der Münchner Räterepublik wurden von als Wachmannschaften eingesetzten Freikorpssoldaten umgebracht, neben ihnen fanden mindestens 17 ihrer Kampfgefährten in Stadelheim den gewaltsamen Tod. Unter ihnen befand sich auch die Rotkreuzschwester Maria Kling, die Angehörigen der Roten Truppen mit der Rot-Kreuz-Fahne Winkzeichen gegeben hatte. Sie war von einem Standgericht freigesprochen worden, wurde dennoch nach Stadelheim abgeführt und dort von Freikorpsangehörigen erschossen, die sie regelrecht als Zielscheibe nutzten. Zum Teil waren diese Morde in Stadelheim durch Standgerichtsurteile vermeintlich rechtlich legitimiert, größtenteils jedoch waren sie Ausdruck von unverbrämtem politischen Terror. Ernst Toller, ebenfalls im Gefängnis Stadelheim eingesperrt, entging nur knapp einer tödlichen Intrige, die nach den Plänen seiner Gegner mit einem „auf der Flucht erschossen“ hätte enden sollen. Er erinnerte sich in seinem Buch „Justiz-Erlebnisse“, dass außen an der Gefängnismauer mit weißer Kreide stand: „Hier werden Spartakisten kostenlos zu Tode befördert.“, und: „Hier wird aus Spartakistenblut frische Blut- und Leberwurst gemacht.“ Davor und in der Zeit der Weimarer Republik diente das Gefängnis im Wesentlichen der Inhaftierung von Kleinkriminellen und Untersuchungsgefangenen. Unter diesen Strafgefangenen befand sich auch Adolf Hitler. Zwischen dem 24. Juni und dem 27. Juli 1922 saß Hitler im Gefängnis München-Stadelheim ein. Er war wegen Landfriedensbruchs zu drei Monaten Haft verurteilt worden, zwei davon wurden ihm nach einer Klausel des Urteils „bei guter Führung“ erlassen. Grund der Verurteilung: Hitler hatte mit seinen Anhängern gewaltsam verhindert, dass einer seiner Gegner, ein bayerischer Separatist, öffentlich im Löwenbräukeller sprechen konnte. Eine Verschärfung der Strafjustiz führte gegen Ende der Weimarer Republik dazu, dass Anfang der dreißiger Jahre in Deutschland die Todesstrafe wieder verhängt und vollzogen wurde. Die Nationalsozialisten machten sie zu einem zentralen Faktor ihrer Justizpolitik. Seinen letzten innerparteilichen Widersacher Ernst Röhm ließ Hitler im Gefängnis München- Stadelheim ohne Urteil umbringen: Am 1.7.1934 wurde er an diesem Ort von einem SS- Kommando erschossen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 veränderte das Gefängnis München-Stadelheim seinen Charakter grundlegend: Auch politische Gefangene wurden nun eingeliefert. Das Gefängnis bekam im nationalsozialistischem Staat eine wichtige Funktion in der Unterdrückung aller Formen von Widerstand, Opposition und nichtkonformen Verhaltens. Bis 1942 war Berlin-Plötzensee die zentrale Hinrichtungsstätte für alle vom Volksgerichtshof zum Tode Verurteilten gewesen, angesichts der vielen Todesurteile wurde der Vollzug dieser Justizmorde dann dezentralisiert. Stadelheim wurde zur Vollzugsstätte der Todesstrafe für das südöstliche Reichsgebiet und für Teile der besetzten Gebiete. Die Zahl der vollzogenen Todesurteile liegt weit über 1.000. Eine endgültige Klärung der genauen Daten steht noch aus. 22
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