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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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Johann Riepl kam bald <strong>in</strong> Konflikt mit der KPÖ: Ihm wurde vorgeworfen, er habe zu wahllos<br />

an se<strong>in</strong>em Heimatort Mitglieder geworben und damit die Sicherheit der illegalen Arbeit<br />

gefährdet. Se<strong>in</strong>e Zelle wurde daher von der KPÖ aufgelöst. Er ärgerte sich sehr darüber<br />

und wollte se<strong>in</strong>e Organisation ohne organisatorische Verb<strong>in</strong>dung zur KPÖ weiterführen. Ob<br />

ihm dies gelang, ist nicht bekannt.<br />

Auch Johann Palme musste im Januar 1942 auf Partei-Anweisung se<strong>in</strong>e illegale Arbeit e<strong>in</strong>stellen.<br />

Anlass war die Festnahme e<strong>in</strong>iger Mitglieder der Roten Hilfe <strong>in</strong> Steyr. Im April 1942<br />

nahm er wieder Verb<strong>in</strong>dung zu den verlässlichsten Mitgliedern se<strong>in</strong>er Gruppe auf. Auch<br />

mit Anton Ulram hatte Johann Palme Kontakt. Ulram leitete ebenfalls e<strong>in</strong>e Betriebszelle.<br />

Ihm riet Palme, weniger zu arbeiten und dies auch anderen zu empfehlen. Durch diese Art<br />

des passiven Widerstands sollte der nationalsozialistische Kriegsapparat geschwächt werden.<br />

Schriftliches Propagandamaterial gegen die Nationalsozialisten war <strong>in</strong> den Steyr-Werke selten.<br />

Anton Ulram bekam e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Flugblatt zugespielt, das die Aufforderung zu „Sabotage<br />

und Arbeitsverweigerung“ enthielt. Er gab es an Gleichges<strong>in</strong>nte weiter, darunter an<br />

Johann Palme. Andere Versuche, Schulungs- und Propagandamaterial zu besorgen, scheiterten.<br />

Höher als diese drei Männer sche<strong>in</strong>t Karl Punzer <strong>in</strong> der betriebs<strong>in</strong>ternen Hierarchie der<br />

illegalen KPÖ gestanden zu haben. Leider ist darüber wenig bekannt.<br />

Die Widerstandsgruppe fiel der Gestapo <strong>in</strong> der zweiten Jahreshälfte 1942 <strong>in</strong> die Hände. Zur<br />

Zeit der Anklageerhebung waren die Männer bereits Gefangene im Münchner Gefängnis<br />

<strong>in</strong> <strong>Stadelheim</strong>. Der Volksgerichtshof verurteilte sie im Mai 1944 zum Tode. Im Dezember<br />

desselben Jahres wurden die H<strong>in</strong>richtungen vollzogen.<br />

Quelle:<br />

Edition „Widerstand als Hochverrat“; MF 364, 736 (7J 109/43, 6(7)J 108/43.<br />

Verbotene Me<strong>in</strong>ungsäußerungen<br />

Ferd<strong>in</strong>and Lang, geboren am 27.3.13 <strong>in</strong> Unterlangendorf, verurteilt durch den Volksgerichtshof<br />

am 10.10.1944, h<strong>in</strong>gerichtet am 21.11.1944.<br />

E<strong>in</strong>e von der <strong>NS</strong>-Ideologie abweichende politische Me<strong>in</strong>ung und die Denunziation e<strong>in</strong>er<br />

Kolleg<strong>in</strong> führte zur Verhaftung von Ferd<strong>in</strong>and Lang. Nicht nur entsprechende Äußerungen,<br />

auch die Lektüre verbotener Bücher und das Hören ausländischer verbotener Rundfunksender<br />

wurde ihm von se<strong>in</strong>en Verfolgern vorgeworfen.<br />

Jack Londons Buch „Die eiserne Ferse“ hatte Ferd<strong>in</strong>and Lang bee<strong>in</strong>druckt. Das Buch lieh<br />

er anderen, dies war <strong>in</strong> den Augen se<strong>in</strong>er Verfolger e<strong>in</strong>e politische Straftat. Auch hörte er<br />

seit 1940 regelmäßig Radio Moskau und Radio London, e<strong>in</strong>e Möglichkeit, sich Informationen<br />

zu verschaffen, die nicht von der Propagandamasch<strong>in</strong>e des <strong>NS</strong>-Staates manipuliert<br />

worden waren. Als so genanntes Rundfunkverbrechen wurde dieses Verhalten strafrechtlich<br />

verfolgt. Zudem hielt Ferd<strong>in</strong>and Lang mit se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung über die <strong>NS</strong>-Herrschaft nicht<br />

h<strong>in</strong>ter dem Berg. Lang wurde vorgeworfen, politische Witze erzählt zu haben, auch habe<br />

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