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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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schlossen sich der Me<strong>in</strong>ung an, dass Deutschland nach dem Kriegse<strong>in</strong>tritt der Sowjetunion<br />

und der USA den Krieg verlieren werde und dass aus dem Protektorat Böhmen und Mähren<br />

e<strong>in</strong> neuer tschechischer Staat entstehen werde.<br />

Durch eigene Sendungen wollte Josef Medek zur Niederlage des nationalsozialistischen<br />

Deutschlands beitragen. Josef Cába erklärte sich bereit, beim Aufbau e<strong>in</strong>es Senders zu<br />

helfen. Er wollte sich zur Bewachung des Senders zur Verfügung stellen. Medek baute im<br />

Frühjahr 1942 e<strong>in</strong>en Mittel- und e<strong>in</strong>en Kurzwellensender, richtete e<strong>in</strong>en schon vorher für<br />

ausschließlich technische Zwecke erbauten Ultra-Kurzwellensender sowie e<strong>in</strong>en Mikrokurzwellensender<br />

zu diesem Zweck her und baute zudem e<strong>in</strong>en Umformer sowie e<strong>in</strong> Motoraggregat<br />

zum Aufladen der Akkumulatoren. Damit wollte er im Wald bei Weichseln e<strong>in</strong>e<br />

Funkstation errichten, die Cába und mehrere <strong>in</strong> Weichseln arbeitende serbische Kriegsgefangene<br />

bewachen sollten. Zunächst hatte Medek vor, den Text e<strong>in</strong>er Schallplatte zu senden,<br />

die er auf e<strong>in</strong>em selbst gefertigten Aufnahmegerät hergestellt und besprochen hatte.<br />

Der tschechische Text lautet <strong>in</strong> deutscher Übersetzung:<br />

„Tschechen, vorwärts h<strong>in</strong>ter der Fahne der Freiheit!<br />

Tschechoslowakische Soldaten, jetzt ist Eure Zeit!<br />

Die Freiheit marschiert! Schluss mit der Sklaverei!<br />

Die Freiheit kommt!“<br />

Die Platte hatte jedoch zu viele Nebengeräusche, so dass sich Josef Medek entschloss,<br />

den Text „live“ wiederzugeben.<br />

Medek verschaffte sich Waffen und Munition zur Bewachung se<strong>in</strong>er Sendestation. Er<br />

machte mehrere Fotos, die ihn und e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er Freunde mit e<strong>in</strong>er Pistole <strong>in</strong> der Hand vor<br />

den Sendeanlagen zeigte. E<strong>in</strong> Schild erläuterte den Namen des Senders: „VCA“, dies bedeutete<br />

„Sender der tschechoslowakischen Armee“.<br />

Ab August 1942 verfolgte Medek se<strong>in</strong>e Rundfunkpläne nicht mehr weiter, da er damit<br />

rechnete, <strong>in</strong> den Flugzeugwerken <strong>in</strong> Hörsch<strong>in</strong>g zur Arbeit e<strong>in</strong>gesetzt oder als deutscher<br />

Staatsangehöriger zur Wehrmacht e<strong>in</strong>berufen zu werden. Bevor dies geschah, wurde er<br />

am 3. Oktober 1942 festgenommen. Die Gestapo fand <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wohnung die oben erwähnten<br />

Waffen, Pulver- und Munitionsvorräte sowie mehrere Empfangsgeräte.<br />

Während se<strong>in</strong>er Haft im Nürnberger Gefängnis schrieb Josef Medek am 18. März 1943<br />

folgenden tschechischen Text auf e<strong>in</strong>e Schiefertafel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zelle:<br />

„Hier war der Tscheche Josef Medek aus Böhmisch-Krumau <strong>in</strong> Untersuchungshaft wegen<br />

Hochverrats. Ich habe vier Schwarzsender hergestellt, hatte zu Hause Waffen und Rüstung<br />

für drei Soldaten und habe ausländischen Rundfunk abgehört, <strong>in</strong>sbesondere London und Moskau.<br />

Zusammen mit mehreren Kameraden und mit serbischen Kriegsgefangenen wollten wir<br />

antideutsche Propaganda machen. Unseren Rundfunksender nannten wir „Sender der tschechoslowakischen<br />

Armee“, abgekürzt VCA. Auf Wiedersehen <strong>in</strong> der befreiten Heimat.“<br />

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