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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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Biographien: Tschechoslowakei<br />

Jugendwiderstand <strong>in</strong> der CSR<br />

Josef Medek, geboren am 10.4.1925 <strong>in</strong> Kirchschlag, h<strong>in</strong>gerichtet am 24.8.1943. Verurteilt<br />

durch den Volksgerichtshof, Urteilsdatum unleserlich.<br />

Josef Cába, geboren am 8.9.1911 <strong>in</strong> Dumrowitz, h<strong>in</strong>gerichtet am 24.6.1943. Verurteilt<br />

durch den Volksgerichtshof, Urteilsdatum unleserlich.<br />

Unabhängig vone<strong>in</strong>ander planten zwei junge Männer zusammen mit <strong>in</strong>s Vertrauen gezogenen<br />

Freunden während des 2. Weltkriegs die Errichtung e<strong>in</strong>es illegalen Radiosenders.<br />

Beide wollten damit verbotene Propaganda gegen die Nationalsozialisten senden. Beide<br />

waren durch Sendungen der BBC, die sie trotz des strengen Verbots gehört hatten, auf<br />

diese Idee gekommen. Sie wurden Opfer der Terrorjustiz des mächtigen Gegners: Der<br />

Volksgerichtshof verurteilte sie zum Tode. E<strong>in</strong>er der beiden jungen Männer stammte aus<br />

<strong>München</strong>, der andere aus der Tschechoslowakei. Sie erfuhren niemals vone<strong>in</strong>ander. Beide<br />

wurden im Gefängnis <strong>München</strong>-<strong>Stadelheim</strong> h<strong>in</strong>gerichtet und auf dem direkt daneben liegenden<br />

Friedhof am Perlacher Forst bestattet. Ursprünglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reihengrab beerdigt,<br />

wurden sowohl der Münchner Walter Kl<strong>in</strong>genbeck wie auch der Tscheche Josef Medek<br />

später umgebettet. Der Münchner fand se<strong>in</strong>e letzte Ruhe auf Wunsch se<strong>in</strong>er Angehörigen<br />

auf e<strong>in</strong>em anderen Münchner Friedhof. Die Widerstandstätigkeit dieser jungen Männer<br />

kann mit dem Begriff Jugendwiderstand zutreffend beschrieben werden: Jugendliche organisierten<br />

sich selbst <strong>in</strong> von ihnen bestimmten Strukturen. Technikbegeisterung, Abenteuergeist,<br />

Opposition gegen die Eltern und politischer Gestaltungswille äußerten sich <strong>in</strong><br />

eigenen typischen Formen. Der junge Tscheche Josef Medek und se<strong>in</strong> Freund Josef Cába<br />

gehören zu den Toten des Sammelgrabs II, se<strong>in</strong>e Lebensgeschichte und die Lebensgeschichte<br />

se<strong>in</strong>es Freundes wird im folgenden dokumentiert.<br />

Der Rundfunktechniker Josef Medek und der Schlosser Josef Cába lebten beide <strong>in</strong> Weichseln.<br />

Der jüngere der beiden, Josef Medek, war im Bezirk Krumau am 10. April 1925 als<br />

Sohn e<strong>in</strong>es Tschechen und e<strong>in</strong>er Deutschen zur Welt gekommen. In den Akten des Volksgerichtshofs<br />

ersche<strong>in</strong>t dies als „völkische Mischehe“. Als Weichseln 1938 dem Deutschen<br />

Reich angegliedert wurde, optierte se<strong>in</strong> Vater, e<strong>in</strong> tschechischer Polizist, für die<br />

deutsche Staatsangehörigkeit. Auch Josef Medek war also formal deutscher Staatsangehöriger,<br />

sprach fließend deutsch und hatte sowohl deutsche als auch tschechische Schulen<br />

besucht. Er selbst fühlte, dachte und handelte jedoch als engagierter Verfechter der<br />

tschechischen Nation.<br />

Josef Medek begeisterte sich sehr für die noch neue Rundfunktechnik: In den Jahren<br />

1940/41 baute der 16jährige <strong>in</strong> der elterlichen Wohnung e<strong>in</strong>en Mittelwellensender, mit<br />

dem er e<strong>in</strong>ige Sendeversuche unternahm, bevor er den Sender wieder zerlegte. Zu se<strong>in</strong>en<br />

Aufgaben als Lehrl<strong>in</strong>g gehörte es, fremde Radiogeräte auf ihre Leistungsfähigkeit zu testen.<br />

Dies führte dazu, dass er ab 1941 bis <strong>in</strong> den Herbst 1942 regelmäßig zu Hause <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Zimmer die tschechischen Sendungen des Londoner Rundfunks und e<strong>in</strong>mal auch den<br />

Moskauer Sender hörte. Dazu lud er Freunde e<strong>in</strong>. Unter ihnen war der 24jährige Josef<br />

Cába, den die Arbeit <strong>in</strong> den Kalkwerken der Gegend nach Krumau geführt hatte. Der Freundeskreis<br />

begann, BBC zu hören. Die Freunde besprachen die gehörten Sendungen und<br />

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