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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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KP Königgrätz (Hradec Králové)<br />

Der KPC war es gelungen, auch im Kreis Königgrätz (Hradec Králové) e<strong>in</strong>e illegale Parteiorganisation<br />

aufzubauen. Deren Tätigkeit bestand im wesentlichen aus Mitgliederwerbung<br />

und Verbreitung illegaler Literatur. Noch vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion<br />

konnte die Gestapo diese Widerstandsorganisation aufrollen. Die ersten Festnahmen erfolgten<br />

im Frühjahr 1940, die letzten im Frühjahr 1941. Hierüber gibt e<strong>in</strong> im April 1941 abgeschlossener<br />

Ermittlungsbericht der Gestapo-Leitstelle Prag Auskunft. 183 Personen werden<br />

namentlich erwähnt. Von diesen 166 Männern und 18 Frauen wurden 177 Personen<br />

festgenommen, davon wurden nur zehn wieder entlassen. Nicht festgenommen wurden<br />

fünf Menschen, e<strong>in</strong>er davon beg<strong>in</strong>g vor se<strong>in</strong>er Festnahme Selbstmord und e<strong>in</strong>er war für<br />

se<strong>in</strong>e Verfolger nicht zu ermitteln, konnte sich also vermutlich <strong>in</strong>s Ausland oder <strong>in</strong> die Illegalität<br />

absetzen. Auch diejenigen, bei denen die Beweislage schließlich nicht für e<strong>in</strong>en<br />

Haftbefehl reichte, hatten Schlimmes zu befürchten. In dem Ermittlungsbericht heißt es:<br />

„Sollte Haftbefehl für e<strong>in</strong>zelne der Beschuldigten nicht erlassen werden oder der derzeitige<br />

Haftgrund entfallen, wird um Rücküberstellung der betr. Beschuldigten gebeten.“<br />

Dies bedeutete KZ-Haft. Auch ermittelte die Gestapo zu diesem Zeitpunkt noch gegen andere<br />

Personen. In dem Bericht heißt es: „Weitere Festnahmen <strong>in</strong> der Sache stehen bevor.<br />

Hierüber folgt besonderer Vorgang.“<br />

Es ist nicht bekannt, wie viele der 177 Festgenommenen die Verfolgung durch die Nationalsozialisten<br />

überlebten. 16 Männer dieser Gruppe liegen im Sammelgrab II am Münchner<br />

Friedhof am Perlacher Forst begraben. An drei Beispielen soll ihre Tätigkeit und ihr Schicksal<br />

exemplarisch geschildert werden, für die verbleibenden Personen werden biographische<br />

Grunddaten genannt.<br />

Emanuel Safranek, geboren am 4.11.1897 <strong>in</strong> Zamcoti, verurteilt durch den Volksgerichtshof,<br />

Urteilsdatum unleserlich, h<strong>in</strong>gerichtet am 8.10.1942.<br />

Emanuel Safranek war „kreistechnischer Leiter“ der KP Königgrätz (Hradec Králové), d.h.<br />

er besorgte die notwendigen Materialien für die Herstellung illegaler Literatur und kümmerte<br />

sich um die Herstellung und Verbreitung der Widerstandsflugblätter.<br />

Der Kellner Emanuel Safranek begann se<strong>in</strong>e Tätigkeit für die illegale kommunistische Partei<br />

bereits vor der deutschen Besetzung um die Jahreswende 1938/39. Zuvor war er nicht<br />

Mitglied e<strong>in</strong>er politischen Partei gewesen. Safranek sollte den kreistechnischen Apparat<br />

im Kreis Königgrätz (Hradec Králové) leiten, das heißt, er war für die Herstellung illegaler<br />

Literatur verantwortlich. Zu se<strong>in</strong>er Verfügung hatte er e<strong>in</strong>e Schreibmasch<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>en Abziehapparat<br />

und Wachsmatrizen. Bis zur Jahreswende 1939/40 stellte Safranek die Flugblätter<br />

nach handschriftlichen Manuskripten, die er von anderen Parteigenossen erhielt, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Wohnung her. Aus Sicherheitsgründen brachte er im Januar 1940 die Gerätschaften bei<br />

anderen Leuten unter, die Schreibmasch<strong>in</strong>e im Laden e<strong>in</strong>er Ges<strong>in</strong>nungsgenoss<strong>in</strong> und den<br />

Abziehapparat bei e<strong>in</strong>em Lehrer. Safranek besorgte das Material für die Herstellung der<br />

Flugblätter (Papier, Wachsbögen und Farbe). Auch kümmerte er sich um deren Verteilung.<br />

Die von ihm hergestellten Flugblätter hatten folgende Titel: „An alle“, „An das tschechische<br />

Volk“, „Geme<strong>in</strong>same Äußerungen der tschechischen, deutschen und österreichischen<br />

Partei“, „E<strong>in</strong>ige Fragen an Dr. Benesch“, „Der Kampf der F<strong>in</strong>nen um die Freiheit<br />

ist e<strong>in</strong> Kampf aller arbeitenden Völker der ganzen Welt“, „An die tschechische Jugend“,<br />

„Liebe Freund<strong>in</strong>“ und „Zum 28. Oktober“. Die letzten Flugblätter wurden etwa im Mai<br />

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