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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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Die Kommunistische Partei sah ihn für den illegalen E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>nerhalb Deutschlands vor: Im<br />

Juni 1934 nahm er an e<strong>in</strong>em 4wöchigen Vorbereitungskurs <strong>in</strong> Kladno und anschließend an<br />

e<strong>in</strong>em kurzen Lehrgang <strong>in</strong> Prag teil. Er erhielt den Parteiauftrag, den Kommunistischen Jugendverband<br />

<strong>in</strong> Sachsen wiederzubeleben. Im Oktober 1934 lebte er illegal <strong>in</strong> Leipzig, f<strong>in</strong>anziell<br />

von der Kommunistischen Partei unterstützt. Trotz vielfältiger Bemühungen konnte<br />

er ke<strong>in</strong>e Organisation aufbauen. Im Januar 1935 erfuhr er, dass er von der Polizei beobachtet<br />

wurde. Sofort emigrierte er <strong>in</strong> die Tschechoslowakei. Aufgrund des Misserfolgs <strong>in</strong> Sachsen<br />

wurden ihm von den Prager Exil-Funktionären Vorwürfe gemacht. Daraufh<strong>in</strong> beendete<br />

er se<strong>in</strong>e Widerstandstätigkeit im Rahmen der KP. Auch die ihm angetragene Mitarbeit bei<br />

e<strong>in</strong>er trotzkistischen Widerstandsgruppe lehnte Lai ab.<br />

Se<strong>in</strong> selbstgewähltes unpolitisches Dase<strong>in</strong> dauerte <strong>in</strong>des nur kurze Zeit. Im Herbst 1935<br />

erhielt Lai e<strong>in</strong> Angebot, das e<strong>in</strong>er Erpressung gleichkam. Der tschechoslowakische Nachrichtendienst<br />

nutzte den unsicheren Exilstatus des Emigranten Lai und forderte Lai zur Mitarbeit<br />

auf. Er sollte militärische Maßnahmen im deutschen Grenzgebiet und Teilen Bayerns<br />

erkunden. Lai unternahm daraufh<strong>in</strong> illegale Fahrten nach <strong>München</strong>, Würzburg, Nürnberg,<br />

Regensburg und Amberg und <strong>in</strong> verschiedene Ortschaften im Grenzgebiet. Unter der Agentennummer<br />

Z 1519 schrieb er m<strong>in</strong>destens acht Berichte, die später den Nationalsozialisten<br />

<strong>in</strong> die Hände fielen. Im Januar 1936 sollte Lai e<strong>in</strong>en deutschen Wehrmachtsangehörigen <strong>in</strong><br />

die Tschechoslowakei locken. Wilhelm Lai benutzte den damit verbundenen Aufenthalt <strong>in</strong><br />

Deutschland, um über <strong>München</strong> <strong>in</strong> die Schweiz zu fliehen und sich damit dem E<strong>in</strong>flussbereich<br />

des tschechoslowakischen Geheimdienstes zu entziehen.<br />

E<strong>in</strong>e Odyssee durch Europa begann: Nach kurzem Aufenthalt reiste Lai weiter nach Frankreich.<br />

Hier hatte er <strong>in</strong> Romilly Kontakt zu ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen, die während<br />

des 1. Weltkriegs <strong>in</strong> Deutschland von Lais Mutter unterstützt worden waren. Mit<br />

deren Hilfe fand er e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz. Im Oktober 1936 trat er <strong>in</strong> die rotspanische Armee<br />

e<strong>in</strong>. Er nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil und floh nach dessen Beendigung nach Frankreich,<br />

wiederum nach Romilly. Die französischen Behörden nahmen ihn nach kurzem Aufenthalt<br />

fest und verurteilten ihn zu vier Wochen Gefängnis. Anschließend wurde er <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

französisches Lager e<strong>in</strong>gewiesen. Während e<strong>in</strong>es Transports <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes Lager konnte<br />

er fliehen und <strong>in</strong> die Schweiz flüchten, wo ihn Angehörige der Sozialistischen Partei unterstützten.<br />

Im Juli 1941 schoben ihn die Schweizer Behörden nach Frankreich ab. Wiederum<br />

gelang ihm die Flucht, diesmal über die französisch-spanische Grenze. Lais Versuch, sich<br />

nach Portugal durchzuschlagen, misslang. In Spanien wurde er festgenommen und <strong>in</strong> das<br />

KZ „Miranda del Ebro“ e<strong>in</strong>gesperrt. Die deutschen Behörden beantragten se<strong>in</strong>e Auslieferung,<br />

das faschistische Spanien entsprach diesem Ans<strong>in</strong>nen: Am 16. Oktober 1942 wurde<br />

Lai an der Grenze den deutschen Behörden übergeben. Sämtliche Widerstandsaktivitäten<br />

im In- und Ausland seit 1933 bildeten die Grundlage der gegen ihn gerichteten Anklage.<br />

Er wurde zum Tode verurteilt.<br />

Quellen:<br />

Edition „Widerstand als Hochverrat“; MF 180, 446 (6J 12/43g, 1H 147/43).<br />

Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>; NJ 3636.<br />

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