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Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...

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Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion änderte sich die Position und die Strategie<br />

der KPC, die sich bis dah<strong>in</strong> vor allem auf Flugblattpropaganda gegen die Nationalsozialisten<br />

beschränkt hatte. Ab diesem Zeitpunkt forderte die KPC wieder e<strong>in</strong>e tschechoslowakische<br />

Republik und wurde zu e<strong>in</strong>er nationalen Sammlungsbewegung. Auch Sabotageakte<br />

und die aktive Unterstützung der alliierten Kriegsanstrengungen wurden nun wieder propagiert.<br />

Beispiele f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Leopold Flajsers Widerstandsgeschichte.<br />

Der Eisendreher Leopold Flajser lernte durch e<strong>in</strong>en Arbeitskollegen <strong>in</strong> der Rüstungsfirma<br />

„Eta“ <strong>in</strong> Prag 1941 e<strong>in</strong>en kommunistischen Funktionär kennen, mit dem er sich über die<br />

Verhältnisse <strong>in</strong> der Sowjetunion sprach. Se<strong>in</strong> Gesprächspartner versprach ihm illegale Literatur.<br />

Flajser holte diese illegalen Schriften am vere<strong>in</strong>barten Ort ab. Dabei ergab sich e<strong>in</strong>e<br />

Gelegenheit zu e<strong>in</strong>em Gasthausbesuch mit zwei aktiven KP-Mitgliedern. Auf dem Heimweg<br />

ermunterten ihn die beiden Männer, an se<strong>in</strong>er Arbeitsstelle, <strong>in</strong> der Rüstungsfirma<br />

„Eta“, e<strong>in</strong>e kommunistische Betriebszelle zu gründen. Flajser erster Versuch, im Betrieb<br />

e<strong>in</strong>en Bundesgenossen zu werben, scheiterte: Der angesprochene Kollege bezeichnete<br />

e<strong>in</strong>en entsprechenden Versuch als zwecklos und lehnte die Mitarbeit ab. Flajser gab daraufh<strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Versuche zur Gründung e<strong>in</strong>er kommunistischen Betriebszelle auf. Im Frühjahr<br />

1942 erhielt Flajser zum ersten Mal e<strong>in</strong> illegales Flugblatt, <strong>in</strong> dem u.a. die Herstellung<br />

von Brandbomben beschrieben wurde. Dies entsprach der Parteitaktik, die nach dem deutschen<br />

Überfall auf die Sowjetunion mehr und mehr auf den bewaffneten Kampf umgestellt<br />

worden war. Der Überbr<strong>in</strong>ger dieses Flugblattes forderte ihn auf, sich die notwendigen<br />

Chemikalien zu besorgen. Flajser war dies jedoch zu gefährlich. Als das Attentat auf Heydrich<br />

bekannt wurde, vernichtete er das Flugblatt, um nicht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zur illegalen KP<br />

gebracht werden zu können.<br />

Flajser traf sich e<strong>in</strong>ige Male mit anderen Kommunisten, die ihm von gelungenen Versuchen<br />

erzählten, e<strong>in</strong>e kommunistische Betriebsorganisation aufzubauen. Er nahm während der<br />

Abwesenheit se<strong>in</strong>er Ehefrau e<strong>in</strong>en illegal lebenden KP-Funktionär für e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Wohnung auf, der als Fallschirmagent von sowjetischen Flugzeugen abgesetzt worden<br />

war. Sowohl britische als auch sowjetische Armeee<strong>in</strong>heiten setzten ab der zweiten Hälfte<br />

des Jahre 1941 auf dem Gebiet der Tschechoslowakei Fallschirmagenten h<strong>in</strong>ter den fe<strong>in</strong>dlichen<br />

L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>. Dieser Mann wies Leopold Flajser die Aufgabe e<strong>in</strong>es Radiotelegrafisten bei<br />

e<strong>in</strong>em noch aufzubauenden Radiosender zu. Flajser erhielt 500 Kronen, mit denen er die für<br />

diesen Sender notwendigen Materialien besorgen sollte. Er bestellte das nötige Zubehör<br />

bei e<strong>in</strong>em Arbeitskollegen und lernte morsen. Nach e<strong>in</strong>igen Tagen drängte Leopold Flajser<br />

den KP-Funktionär, se<strong>in</strong>e Wohnung wieder zu verlassen, da er se<strong>in</strong>e Frau zurückerwartete.<br />

E<strong>in</strong>ige Zeit später erhielt Leopold Flajser e<strong>in</strong>e Instruktionsschrift für Funktionäre der KP,<br />

die er e<strong>in</strong>em Genossen weitergeben sollte. Diese Schrift enthielt Weisungen zur Partisanenbewegung,<br />

die Beseitigung von Provokateuren, das Verhalten bei Haussuchungen oder<br />

Festnahmen sowie die Verübung von Sabotageakten. Dem Adressaten war die Entgegennahme<br />

des Flugblatts zu gefährlich, Flajser <strong>in</strong>formierte ihn mündlich über den Inhalt. Am<br />

7. Februar 1944 wurde Leopold Flajser verhaftet, im Juli desselben Jahres durch den Volksgerichtshof<br />

zum Tode verurteilt.<br />

Quelle:<br />

Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>; R 60 I/480.<br />

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