Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...
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sengebirgler“ zu e<strong>in</strong>em Treffen nach dem Krieg <strong>in</strong> Gablonz an der Neiße aufgefordert zu<br />
haben. Weiter lautete der Text: „Wir müssen <strong>in</strong> Zukunft zu e<strong>in</strong>em festen Wall werden, was<br />
der ganzen Welt beweisen wird, dass auch die Tschechen an e<strong>in</strong>em Strang ziehen und für<br />
den Staat und nicht aus dem Staat leben können. Das ist unser künftiges Programm. E<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>iger, e<strong>in</strong> tschechischer, wenn auch kle<strong>in</strong>er Staat. Wir müssen <strong>in</strong> Zukunft auch zu den<br />
Tschechen hart se<strong>in</strong>, die glauben, dass der Staat e<strong>in</strong>e Kuh zum Melken ist, an der jeder<br />
Ochse zutzeln kann!!! Unser Staat wird so se<strong>in</strong>, wie wir ihn uns selbst ausbauen.“<br />
Im Januar 1944 musste Josef Bruna im Gefängnis Metallösen <strong>in</strong> Kunstharzdeckenplatten<br />
befestigen. Auf etwa sechs dieser Platten ritzte er Parolen e<strong>in</strong>, zwei dieser Platten wurden<br />
beschlagnahmt. Auf diesen stand: „Heil Liberté, Egalité, Fraternité“, „Fressen wollen wir!<br />
Nicht organisiert, beappelliert und <strong>in</strong> den Tod gejagt werden!“, „Heil UdSSR!“, „Schluss<br />
mit Hunger. Heil Dir Demokratie“. Zur gleichen Zeit ritzte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong> z<strong>in</strong>nernes Zellenwaschbecken<br />
auf tschechisch: „Es wird e<strong>in</strong>e glückliche Rache, Freiheit 1946 – halte aus bis zum<br />
Jahre 1946, dann die Freiheit – Freiheit 1946 – 1946 Ende des Hungers.“ Josef Bruna<br />
weigerte sich während se<strong>in</strong>es Gefängnisaufenthalts se<strong>in</strong>en Verfolgern als nützliche Arbeitskraft<br />
zu dienen: Er zerschlug 480 der Deckenplatten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Teile und spülte sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Zellenklosett h<strong>in</strong>unter.<br />
Zum Tode verurteilt wurden die beiden jungen Männer im August 1944 durch den Volksgerichtshof.<br />
Im Januar 1944 mussten sie sterben.<br />
Quelle:<br />
Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>; VGH Z, Josef Bruna.<br />
***<br />
Josef Deserta, geboren am 2.4.1921 <strong>in</strong> Hoch-Lieben, verurteilt durch den Volksgerichtshof<br />
am 3.12.1942, h<strong>in</strong>gerichtet am 30.7.1943.<br />
Václav Hanek, geboren am 15.9.1921 <strong>in</strong> Hoch-Lieben, verurteilt durch den Volksgerichtshof<br />
am 3.12.1942, h<strong>in</strong>gerichtet am 30.7.1943.<br />
Durch e<strong>in</strong>en Zufall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unangenehme Situation geraten, schien der Kampf <strong>in</strong> der tschechischen<br />
Legion für Josef Deserta und Václav Hanek der Ausweg. Von deren Existenz<br />
wussten sie aus Rundfunksendungen der BBC. Der direkten Lebensgefahr, der sich Deserta<br />
und Hanek durch ihre Entscheidung aussetzten, waren sie sich offensichtlich nicht<br />
bewusst.<br />
Die beiden Holzarbeiter hatten 2.000 Kronen zuviel an Lohn ausbezahlt bekommen und<br />
sollten diesen Betrag entweder abarbeiten oder zurückzahlen. Durch tschechische Sendungen<br />
der BBC wussten sie von der Existenz der tschechischen Legion. Von Prag aus<br />
wollten Václav Hanek und Josef Deserta über die Slowakei, Ungarn und Bulgarien <strong>in</strong> die<br />
Türkei und schließlich nach England reisen, um dort <strong>in</strong> die tschechische Legion e<strong>in</strong>zutreten.<br />
Diesen Entschluss setzten Deserta und Hanek am 9. März 1942 <strong>in</strong> die Tat um und fuhren<br />
zunächst nach Prag. Hier besichtigten die jungen Männer e<strong>in</strong>e Ausstellung und g<strong>in</strong>gen<br />
anschließend <strong>in</strong> die Gaststätte am Hauptbahnhof. In dieser Gaststätte schrieb Deserta<br />
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