Hingerichtet in München-Stadelheim - NS-Dokumentationszentrum ...
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Am 20. August 1942 täuschte der 19jährige Zeichner beim Baden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stausee se<strong>in</strong>en<br />
Selbstmord vor. Zuvor hatte er e<strong>in</strong>en entsprechenden Abschiedsbrief an se<strong>in</strong>e Eltern<br />
verfasst. Teils mit der Bahn, teils zu Fuß machte er sich auf den Weg <strong>in</strong> Richtung Schweizer<br />
Grenze. Es gelang ihm, über die Protektoratsgrenze zu kommen. In Spitz a.d. Donau<br />
besuchte er e<strong>in</strong>en Bekannten se<strong>in</strong>es Vaters und lehnte dessen Angebot, ihm e<strong>in</strong>e Arbeitsstelle<br />
zu vermitteln, ab, weil er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flugzeugfabrik arbeiten wolle. Er lieh sich 20 RM<br />
und fuhr mit der Eisenbahn nach Innsbruck, besorgte sich dort e<strong>in</strong>e Karte der Ostalpen und<br />
fuhr nach Bludenz. E<strong>in</strong>e kurze Nachtruhe verbrachte er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Heuhütte, dann wanderte<br />
er, über St. Gallenkirch und Gargellen auf die Schweizer Grenze zu. Festgenommen wurde<br />
er etwa e<strong>in</strong>e Wegstunde von der Grenze entfernt.<br />
Saba erklärte se<strong>in</strong>en Verfolgern, er sei weggelaufen, weil er die Schule nicht mehr besuchen<br />
wollte. Er hätte nur noch e<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die Berge machen wollen, bevor er sich<br />
Arbeit suchen wollte. Der 1. Senat des Volksgerichtshof unter Richter Koehler hielt diese<br />
Aussagen für nicht glaubwürdig: Zdenek Saba hätte e<strong>in</strong>em Onkel nacheifern wollen, der<br />
General im aufgelösten tschechischen Heer gewesen wäre und den er sich zum Vorbild<br />
genommen hätte.<br />
Zdenek Saba erreichte e<strong>in</strong>en Aufschub se<strong>in</strong>er Ermordung durch e<strong>in</strong>e möglicherweise rüstungstechnisch<br />
verwertbare Erf<strong>in</strong>dung. Das um e<strong>in</strong>e Stellungnahme gebetene Oberkommando<br />
des Heeres hielt diese aber für „wertlos“. In höflichem Kanzleiton wurde daraufh<strong>in</strong><br />
die Vollstreckung des Todesurteils durch das Reichsjustizm<strong>in</strong>isterium am 8. Oktober 1943<br />
angeordnet: „Ich bitte, das Todesurteil gegen Saba nunmehr alsbald zu vollstrecken.“<br />
Am 22. Oktober 1943 wurde der 20jährige Verurteilte <strong>in</strong> <strong>Stadelheim</strong> h<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Quelle:<br />
Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>; RJM IVg 10a 5105/43.<br />
Josef Horácek, geboren am 6.2.1924 <strong>in</strong> Niederstapanio, verurteilt durch den Volksgerichtshof<br />
am 29.10.1943, h<strong>in</strong>gerichtet am 7.1.1944.<br />
Josef Horácek hoffte, <strong>in</strong> Bern für die tschechische Legion arbeiten zu können. Beim Versuch,<br />
die Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e Flucht <strong>in</strong> die Schweiz auszuloten, wurde er verhaftet.<br />
1943 musste Josef Horácek im Rahmen der Arbeitspflicht für Protektoratsangehörige <strong>in</strong><br />
Ilmenau arbeiten. Er lernte dort e<strong>in</strong>en deutschen Kollegen näher kennen.<br />
***<br />
Die beiden Männer planten die Flucht <strong>in</strong> die Schweiz. Horácek hoffte, <strong>in</strong> Bern für die tschechische<br />
Legion arbeiten zu können, da er drei Sprachen sprach. Am 18. September 1943<br />
traten die beiden jungen Männer die Bahnreise nach Konstanz an. Nach ihrer Ankunft am<br />
19. September h<strong>in</strong>terlegten sie ihr Gepäck am Bahnhof und g<strong>in</strong>gen zur Grenze, um die<br />
Möglichkeiten e<strong>in</strong>es illegalen Grenzübertritts zu erkunden. Dabei wurden sie von e<strong>in</strong>em<br />
Zollbeamten festgenommen. Josef Horácek wurde zum Tode verurteilt, über das Schicksal<br />
se<strong>in</strong>es Kollegen ist nichts bekannt.<br />
Quelle:<br />
Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>; VGH Z, Horácek, Josef.<br />
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