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Freundschaftsreise - Deutsch - Japanische Gesellschaft ( DJG ...

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Zum Verständnis der japanischen Gartenkunst<br />

Die Wurzeln der japanischen Gartenkunst gehen zurück auf die Ideen dreier großen<br />

Strömungen: dem Shintoismus, Taoismus und Buddhismus.<br />

Im Shintoismus ist bis heute die Verehrung der Natur mit dem Glauben an eine geheimnisvolle<br />

unergründliche Urkraft verbunden. Besondere Naturobjekte wie Felsen, Berge, Bäume,<br />

Wasserfälle und anderes mehr sind Wohnsitz einer Gottheit. Heilige Stätten werden mit einem<br />

Seil (shimenawa) umgrenzt, der Boden mit Sand und Kies bestreut. Besonders der Stein hatte<br />

immer Symbolgehalt.<br />

Der im 6. Jahrhundert einströmende Buddhismus war stark beeinflusst vom Denken der<br />

Chinesen, vom daoistischen Streben nach einer Harmonie des Menschen mit der Natur. Da der<br />

Shinto-Glaube auf das gleiche Ziel gerichtet war, fielen die neuen Strömungen auf fruchtbaren<br />

Boden und unterstützten die Entwicklung des japanischen Schönheitsgefühls.<br />

Ebenfalls aus China kam in dieser Zeit die naturwissenschaftliche Lehre der Geomantie, welche<br />

einen beträchtlichen Beitrag zur Ästhetik der Gartenkunst leistete. Es gibt für diese<br />

Wissenschaft verschiedene Namen. Der bei uns bekannteste ist Feng-shui, Wind und Wasser<br />

oder die sehr vereinfachte Bezeichnung „yin und yang“. Die sino-japanische Geomantie beruht<br />

auf einem ganzheitlichen Verständnis des Kosmos. Der Mensch ist ein integraler Bestandteil<br />

der Natur und ihrer Energiefelder. So befasst sich die Geomantie mit günstigen energetischen<br />

Formen und Platzierungen für ein Haus, ein Grab, die Anlage einer ganzen Stadt. Die gesamte<br />

Gartenarchitektur in Japan war oder ist noch den Diktaten der Geomantie unterworfen. Die<br />

Harmonie des Gegensätzlichen durfte nicht verletzt werden.<br />

Hauptregel beim Gartenbau:<br />

Schönheit im Natürlich-Zufälligen, aber auch Schönheit durch die vom Menschen geschaffenen<br />

perfekten Formen. Eine Symbiose zwischen geometrischen Formen des Kreises, Dreiecks und<br />

besonders dem rechten Winkel und der natürlichen Form ist oberstes Gesetz.<br />

So entstand beim Gartenbau und besonders bei der Steinsetzung ein kompliziertes System von<br />

Regeln, Geboten und Verboten. Gärten sollten so gebaut werden, dass sie einen natürlichen<br />

Bestandteil der Landschaft mit Bergen und Wasser „san-sui darstellen. Harmonie zwischen<br />

Schatten und Licht, zwischen eckigen und runden Dingen, asymmetrische Kombinationen von<br />

Steinen, Sträuchern und Bäumen. Auch die Zahlensymbolik war von größter Bedeutung,<br />

besonders die der 7, 5, und 3.<br />

Gerade Wege im Garten wurden vermieden, denn auf ihnen wandelten die bösen Geister.<br />

Deshalb wurden Wege und Brücken abgewinkelt oder versetzt angelegt und Brücken gebogen.<br />

Inseln im See oder Teich haben symbolische Bedeutung. Eine Erklärung dazu:<br />

Nach einem uralten Tao-Mythos liegen im östlichen Meer auf dem Panzer einer Schildkröte die<br />

Inseln der Unsterblichen. Hier leben Wesen, welche die Unsterblichkeit erlangt haben und<br />

miteinander in ewiger Harmonie und im Einklang mit der Natur leben. Auf einer der Inseln<br />

namens Peng-lai, jap. Hôrai genannt, entspringt das Lebenselexier aus einem Felsen.<br />

Der chinesische Kaiser Wudi ließ 110 v. Chr., nachdem eine von ihm ausgesandte Delegation<br />

diese Inseln nicht fand, einen Paradiesgarten mit Seen und Inseln anlegen, um die<br />

Unsterblichen anzulocken. Nach diesem Vorbild wurden in China viele Gärten gebaut.<br />

Dieser Mythos wurde in die Gartenkunst Japans aufgenommen. Die Insel Horai symbolisiert<br />

langes Leben. Buddhistische Vorstellungen machten den Horai zum Weltenberg Sumeru, jap.<br />

shumi-sen. Es ist der höchste Berg des buddhistischen Kosmos.<br />

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