Freundschaftsreise - Deutsch - Japanische Gesellschaft ( DJG ...
Freundschaftsreise - Deutsch - Japanische Gesellschaft ( DJG ...
Freundschaftsreise - Deutsch - Japanische Gesellschaft ( DJG ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
veranschaulichen sollten. Die Teiche waren mit Booten befahrbar, alle Feste fanden im Garten<br />
statt.<br />
Die Gärten waren die Bühne des sozialen Lebens der aristokratischen Klasse. Es waren Gärten<br />
mit kräftigen Farben der Jahreszeiten, Gärten des Spiels und der Lebensfreude und die Intimität<br />
des japanischen Hauses wurde durch Verlagerung des Lebens nach draußen geschützt.<br />
Im 11. Jh. war die höfische Kultur fast bis zur Dekadenz verfeinert, so dass eine Wende<br />
angesagt war. Mit schwindender Autorität der zentralen Regierung und des Kaiserhauses<br />
vereinigten sich mächtige regionale Familien, um ihre eigenen Interessen zu schützen. Auch die<br />
Äbte bildeten ihre Mönche und die Pächter ihrer Ländereien in der Kriegskunst aus. Immer<br />
größere politische Unruhen förderten eine melancholische Endzeitstimmung im Volk.<br />
Genau in dieser Zeit blühte die buddhistischen Jôdo-Schule auf. Ihre Lehre verhieß die<br />
Wiedergeburt und Seligkeit durch Amida-Buddha (Amithâba), dem Herrn des Westlichen<br />
Paradieses, der auf der Lotosblüte sitzend dargestellt wird. Wer zu Lebzeiten vor dem Bildnis<br />
den Namen Amida Buddha ausrief, hatte nach dem Tod die Garantie für das Erlangen der<br />
Seligkeit.<br />
Viele Adelige wandelten ihre Sommerresidenzen in Amida-Buddha-Hallen um. Im Shinden,<br />
dem Hauptgebäude, wurde eine Buddhastatue aufgestellt, die man täglich verehren konnte. Die<br />
Gärten dienten nicht mehr ausschließlich dem gesellschaftlichen Leben, sie wurden in sog.<br />
Paradiesgärten mit Lotosteich umgewandelt. Gab es mehrere Inseln im Teich, stellte man auf<br />
eine einen kleinen Tempel mit einer Buddha-Statue zur Verehrung. Diese Konfiguration geht<br />
auf die mandalaartigen Paradiesvorstellungen zurück, wo Buddha im Zentrum des Paradieses<br />
dargestellt wird.<br />
Uji<br />
Der Ort Uji südöstlich von Kyôto wurde wegen seiner Lage in herrlicher Natur zur<br />
bevorzugten Wohngegend hochrangiger Persönlichkeiten. Dort ist der bis heute bestens<br />
erhaltene Sommerpalast der mächtigen Familie Fujiwara zu sehen.<br />
1052 ließ die Fujiwara-Familie ihre Sommerresidenz zum Byôdô-in Tempel umbauen. Diese<br />
gesamte Anlage einschließlich des Gartens war wesentlich größer. Man pflegte zu sagen<br />
”Zweifelst du am Paradies, geh nach Uji”. Die meisten der Gebäude wurden im 14.Jh. im<br />
Krieg mit dem Ashikaga-Clan zerstört (vgl. Gegenkaiser Godaigo in Yoshino).<br />
Die mit Gold lackierte 3 m hohe Holzstatue des Amida-Buddha ist ein Meisterstück. Er sitzt auf<br />
einer Lotosblüte und strahlt Ruhe und Harmonie aus. Das Gebäude hat zum See hin ein Fenster.<br />
Wenn man es öffnet, kann man vom Garten das goldenleuchtende Antlitz des Buddha sehen.<br />
An den weißen Wänden des Tempel-Innenraums sind 52 geschnitzte Bôsatsu auf Wolken zu<br />
sehen. Sie tanzen, spielen Instrumente oder schwenken Fahnen. Solche buddhistischen<br />
Abbildungen sind sehr selten in Japan zu finden.<br />
Leider ist der Innenraum des Tempels wegen der Restaurierung der Figuren noch bis zum<br />
Sommer geschlossen. Im Museum sind jedoch Fotos vom Innenraum und der wunderschönen<br />
Buddha-Statue zu sehen.<br />
Der Byôdô-in wird im Volksmund auch „Phönix-Tempel“ genannt. Der Phönix aus der<br />
chinesischen Mythologie wird in Japan als der Beschützer Buddhas verehrt. Er verziert das<br />
Dach vieler kleiner Tempel.<br />
63