Freundschaftsreise - Deutsch - Japanische Gesellschaft ( DJG ...
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Mythen Tiere und Fabelwesen<br />
Tiere spielen in allen asiatischen Religionen eine viel größere Rolle als in den monotheistischen<br />
Traditionen Europas und Kleinasiens. Sie werden einerseits als Boten von Gottheiten<br />
angesehen, andererseits gibt es auch Gottheiten in Tiergestalt, bzw. Gottheiten, die sich<br />
bevorzugt in der Gestalt eines bestimmten Tieres zeigen. In Japan können Tiere sowohl im<br />
Buddhismus als auch im Shinto als Götter verehrt werden. Dennoch fällt eine starke<br />
Ambivalenz gegenüber verehrten Tieren auf. Tiere, die mit Gottheiten in Verbindung stehen,<br />
besitzen meist bestimmte magische Fähigkeiten, auch jene Exemplare, die nicht gerade als<br />
Boten oder Inkarnationen einer Gottheit fungieren. Mitunter nützen sie diese Fähigkeiten nach<br />
eigenem Gutdünken aus, was für die Menschen meist negative Folgen hat. Insbesondere<br />
Füchse, Tanukis und Schlangen werden daher für alle möglichen Hexereien verantwortlich<br />
gemacht und haben etwas ausgesprochen Unheimliches. Gespensterglaube und religiöse<br />
Ikonographie liegen also besonders bei der Verehrung von Tieren sehr nahe bei einander.<br />
Drachen (Ryû)<br />
Drachen sind die mächtigsten Tiere, sie beherrschen das Meer, die Flüsse, den Regen und die<br />
Winde. Sie sind also eng mit dem Element Wasser verbunden. Manche Drachen verfügen sogar<br />
über einen Edelstein, mit dem sie Ebbe und Flut beherrschen. Dieser Edelstein hat eine enge<br />
Verwandtschaft mit dem buddhistischen Wunscherfüllungsjuwel, das von manchen<br />
Bodhisattvas getragen wird Manche Drachen kombinieren äußerlich die anatomischen Stärken<br />
aller möglichen Tiere: die Schuppen von Fischen und Schlangen, die Klauen und Flügel von<br />
Vögeln, die Zähne und Pranken von Tigern, außerdem Hörner, Fühler (die sie vielleicht von<br />
den japanischen Karpfen übernommen haben), usw. Manche Drachen können auch<br />
menschliche Gestalt annehmen. Auf dem Meeresboden steht der Palast (ryûgû) des<br />
Drachenkönigs. Ein göttlicher Vorfahre des Tenno suchte einst den Drachenpalast auf, verliebte<br />
sich in eine seiner Töchter, heiratete sie und nahm sie mit auf die Erde. Es kam allerdings zur<br />
Trennung, als er sie während der Geburt des gemeinsamen Kindes in Drachengestalt erblickte.<br />
Die Drachentochter zog sich wieder ins Meer zurück, ihr Kind blieb aber auf Erden und wurde<br />
der erste menschliche Tenno, Jimmu. Die Tenno-Familie zählt also, wie bereits erwähnt, auch<br />
den Drachengott zu ihren Ahnen.<br />
In China war der Drache ebenfalls mit dem chinesischen Kaiser verbunden, er war das<br />
Wappentier des legendären Gelben Kaisers (Huang Di). Im Unterschied zu allen sonstigen<br />
Darstellungen, besitzt der Wappendrachen des chinesischen Kaisers fünf Zehen (die<br />
japanischen Drachen hingegen nur drei, die koreanischen angeblich vier). Der Drache ist das<br />
bevorzugte Tier der Zwölf Tierkreiszeichen des chinesischen Kalenders (der auch in Japan<br />
Geltung hat). Und auch die vier Himmelsrichtungen werden nach einer chinesischen<br />
Auffassung von Drachen beherrscht, nach einer anderen Auffassung wird allerdings nur der<br />
Osten von einem blauen Drachen repräsentiert.<br />
Auch im Buddhismus ist der Drachen als Gottheit anerkannt. Die Geschichte von der<br />
Erleuchtung einer Tochter des Drachenkönigs wird oft als Beispiel zitiert, dass auch Frauen die<br />
Buddhaschaft erlangen können. Die buddhistischen Drachen gehen auf die Nagas im indischen<br />
Pantheon zurück. Nagas werden entweder als Drachen oder als Schlangen dargestellt und<br />
bilden eine eigene Kategorie von himmlischen Wesen neben den deva-Gottheiten. Auch in<br />
Indien sind die Nagas eng mit dem Wasser verbunden.<br />
In vielen asiatischen Ländern finden sich auch Hinweise auf Drachen in Verbindung mit<br />
rituellen Bitten um Regen. Daher haben Drachen, obwohl sie natürlich gefährlich sein können,<br />
grundsätzlich ein positives Image.<br />
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