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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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- 15 -<br />

zufolge haben die MOEL-10 9 gegenüber der EU-15 Vorteile in arbeits-, ressourcen- oder<br />

energieintensiven Industriezweigen <strong>und</strong> Nachteile hauptsächlich in kapital- oder technologieintensiven<br />

Industrien. Diese Konstellation führt zu Wettbewerbsvorteilen der MOEL-10 bei<br />

(vorgelagerten) Primärerzeugnissen <strong>und</strong> (nachgelagerten) Konsumgütern, aber zu Wettbewerbsnachteilen<br />

bei Halbfertigprodukten <strong>und</strong> Investitionsgütern.<br />

1.8 Ein Binnenmarkt mit fast 455 Millionen Einwohnern <strong>und</strong> einem gemeinsamen Rahmen für<br />

Unternehmen, der beständige makroökonomische Bedingungen sowie ein Umfeld des Friedens,<br />

der Stabilität <strong>und</strong> der Sicherheit gewährleisten kann, ist der größte Vorzug der Erweiterung<br />

am 1. Mai 2004. Zwar sind nach der Erweiterung die Zahl der EU-Bürger um 20% <strong>und</strong><br />

das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5% angestiegen, St<strong>und</strong>enlöhne <strong>und</strong> Arbeitsproduktivität<br />

liegen jedoch bezogen auf den gesamten Raum der EU-25 im Durchschnitt niedriger.<br />

1.9 Die Erweiterung der Europäischen Union sollte jedoch nicht per se als Bedrohung für die<br />

"alten" Mitgliedstaaten empf<strong>und</strong>en werden. Frühere EU-Erweiterungen zeigen, dass sich das<br />

BIP <strong>und</strong> der Lebensstandard in den der EU beigetretenen Ländern verbessern. Ein Beispiel<br />

hierfür ist der Anstieg des BIP in Irland 10 , Spanien 11 <strong>und</strong> Portugal 12 seit ihrem Beitritt. Außerdem<br />

ist zu bedenken, dass die Zukunft der Europäischen Union seit dem 1. Mai 2004 die<br />

Zukunft ihrer 25 Mitgliedstaaten ist.<br />

1.10 Andererseits bietet die Erweiterung den europäischen Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile<br />

zu nutzen, die ihnen die neuen Mitgliedstaaten bieten, <strong>und</strong> zwar nicht nur was Kosten<br />

oder Bildung angeht, sondern auch wegen ihrer geografischen Nähe <strong>und</strong> kultureller <strong>und</strong><br />

sprachlicher Ähnlichkeiten, die größer sind als diejenigen, die andere in Frage kommende<br />

Standorte zu bieten haben.<br />

1.11 Das Phänomen der <strong>Betriebsverlagerungen</strong> stellt die europäische Gesellschaft vor eine große<br />

Herausforderung, die im Prinzip unter zweierlei Gesichtspunkten angegangen werden kann:<br />

einerseits <strong>Betriebsverlagerungen</strong> in andere Mitgliedstaaten auf der Suche nach besseren Konditionen;<br />

andererseits <strong>Betriebsverlagerungen</strong> in Drittstaaten (z.B. in die Länder Südostasiens 13<br />

oder in Schwellenländer 14 , insbesondere China). Letztere sind nicht nur in den günstigeren<br />

Produktionsbedingungen begründet, sondern auch in den <strong>Chancen</strong>, die durch die Erschließung<br />

von Märkten mit sehr großem Wachstumspotenzial eröffnet werden.<br />

9<br />

Diese Abkürzung bezieht sich auf die zehn folgenden mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Länder: Estland, Lettland, Litauen, Polen,<br />

Slowakei, Slowenien, Ungarn <strong>und</strong> Tschechische Republik sowie Bulgarien <strong>und</strong> Rumänien.<br />

10<br />

Das BIP stieg um 63,3% des EU-Durchschnitts der EU im Jahr 1970 auf 123,4% im Jahr 2004 an. Quelle: Statistischer Anhang<br />

der Europäischen Wirtschaft - Frühjahr 2005 (ECFIN/REP/50886/2005).<br />

11<br />

Das BIP stieg um 71,9% des EU-Durchschnitts im Jahr 1986 auf 89,7% im Jahr 2004 an. Quelle: Statistischer Anhang der<br />

Europäischen Wirtschaft - Frühjahr 2005 (ECFIN/REP/50886/2005).<br />

12<br />

Das BIP stieg um 55,8% des EU-Durchschnitts im Jahr 1986 auf 67,4% im Jahr 2004 an. Quelle: Statistischer Anhang der<br />

Europäischen Wirtschaft - Frühjahr 2005 (ECFIN/REP/50886/2005).<br />

13<br />

Brunei Darussalam, Myanmar, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, Osttimor<br />

(Quelle: Europäische Kommission).<br />

14<br />

Dieser Terminus bezeichnet Länder mit mittlerem oder niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, die sich in einer Phase des Übergangs<br />

von einer geschlossenen Wirtschaft zu einer Marktwirtschaft befinden (was mit einer Reihe wirtschaftlicher Strukturreformen<br />

einhergeht) <strong>und</strong> die umfangreiche Auslandsinvestitionen erhalten (vgl. Antoine W. Agtmael; Weltbank 1981). Beispiele für<br />

Schwellenländer sind China, Indien, Brasilien <strong>und</strong> Mexiko.

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