Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
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einigen Sektoren zu helfen <strong>und</strong> diese vor dem internationalen Wettbewerb zu schützen, sondern auf<br />
sektoraler Ebene die Faktoren zu ermitteln, die ihr Produktivitätswachstum behindern könnten).<br />
EWSA-Mitglied Edwin Calleja ergänzte seine Empfehlung, "mit der Logik der Erweiterung fortzufahren",<br />
um die Aufforderung, sich auf Bereiche zu konzentrieren, in denen die EU noch eine<br />
Führungsposition innehabe, wie etwa auf unternehmensbezogene Dienstleistungen. Viliam Páleník<br />
vertrat die Meinung, die Erweiterung könnte eine wirksamere Antwort der EU auf die Globalisierung<br />
geben, wenn die Freizügigkeit der Arbeitskräfte zugelassen werden müsse. EWSA-Mitglied János<br />
Tóth unterstrich die Bedeutung von Industrieparks als Instrumente zur Ermöglichung von Innovation.<br />
Am meisten beunruhigten die Worte von Dalia Marin, deren Ansichten deutlich von einigen<br />
allgemein anerkannten Meinungen abwichen. Sie wies darauf hin, dass Subventionierung von<br />
Forschung in Ländern mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nicht wirksam sei, da sie<br />
eher die Löhne hochtreibe als die Forschungsleistung erhöhe. Noch alarmierender war ihre Meinung<br />
über den Qualifikationsmangel im alten Europa: Der Export hochqualifizierter Arbeitsplätze aus<br />
Deutschland <strong>und</strong> Österreich nach Osteuropa zeige, dass auch qualifizierte Arbeitnehmer in der alten<br />
EU den Kürzeren zögen. Sie schlussfolgere, dass Innovationen in Osteuropa günstiger zu haben seien.<br />
Als Folge werde es weniger wirtschaftliche Anreize für die Ausbildung westlicher Arbeitnehmer<br />
geben, da man keine hochqualifizierten Arbeitsplätze für sie haben werde.<br />
… wachsendes Verständnis …<br />
Ferner wurden Maßnahmen, die ein besseres Verständnis des Phänomens <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />
ermöglichen, von den meisten Teilnehmern befürwortet. So erwog Ashutosh Sheshabalaya, ob man in<br />
Europa nicht bewusst ein langsames Wachstum in Kauf nehme, damit andere Teile der Welt es<br />
einholen könnten. EWSA-Mitglied Joost van Iersel sah Europa "am Anfang eines sehr langen Wegs<br />
bei der Datenerhebung <strong>und</strong> -untersuchung". Philippe Herzog, Vorsitzender der Organistaion<br />
Confrontations Europe, forderte dringend Maßnahmen, die dazu beitrügen, dass den Menschen neben<br />
den Gefahren der Veränderungen auch die <strong>Chancen</strong> bewusst würden.<br />
In einem Aufruf für Gerechtigkeit, die in der Wirtschaft nicht außer Acht gelassen werden dürfe,<br />
argumentierte Pierre Defraigne, dass es mit der aktuellen wachstumsorientierten Binnenmarktpolitik<br />
nicht gelungen sei, einen wesentlichen Anstieg von Wohlstand <strong>und</strong> Beschäftigung anzukurbeln. Im<br />
Gegenteil: Die Kluft zwischen Arm <strong>und</strong> Reich vertiefe sich <strong>und</strong> das Vertrauen der Öffentlichkeit in<br />
die Veränderungen sei beeinträchtigt. Christian Larose betonte, wie wichtig es sei, dass die<br />
Unternehmen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen besser verstünden, <strong>und</strong> sprach sich für<br />
"intelligente <strong>Betriebsverlagerungen</strong>" aus, die erst nach eingehenden Abwägungen gemeinsam mit<br />
allen Betroffenen durchgeführt würden.<br />
Im Gegensatz dazu warb José Isaías Rodríguez García-Caro für ein besseres Verständnis des Begriffs<br />
Wettbewerbsfähigkeit, der nicht nur negativ besetzt sei. Es gehe nicht darum, den Leuten ihre Jobs zu<br />
rauben oder Löhne zu kürzen, sondern vielmehr um eine Reaktion auf Veränderungen. Eine<br />
überproportionale Betonung der Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> auf die Arbeitskräfte<br />
könne schädlich sein, warnte er: "Man muss nicht nur den Arbeitnehmern, sondern auch den<br />
Investoren Vertrauen einflößen."