Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
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… das Gute …<br />
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Als positive Auswirkungen wurden angeführt: niedrigere Preise für Verbraucher, höhere Gewinne für<br />
Unternehmen, größere Impulse für aufstrebende Volkswirtschaften, Verbesserung der Fähigkeiten<br />
von Arbeitskräften, Umsetzung der Arbeitnehmer auf hochwertigere Arbeitsplätze, effizientere<br />
Ressourcennutzung <strong>und</strong> Schaffung neuer Arbeitsplätze als Ersatz für verlorene Stellen. Insgesamt<br />
führten Betriebsverlagerungne zu einer verbesserten Rentabilität, zu mehr Wachstum <strong>und</strong><br />
Arbeitsplätzen, erklärte Jean-François Lebrun, Leiter des Referats "Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />
Anpassung an den Wandel" in der GD Beschäftigung der Europäischen Kommission. Lars Holmqvist<br />
sagte voraus, dass in diesem Jahr durch neue Kapazitäten in Osteuropa eine Millionen Fahrzeuge<br />
produziert würden. Eines der schlagkräftigsten Argumente zur Verteidigung von<br />
<strong>Betriebsverlagerungen</strong> brachte Enrique Calvet Chambon (CCMI) an: Sie seien eine positive Triebkraft<br />
sowohl in den Bestimmungsländern als auch in den Herkunftsländern, in denen man Energie <strong>und</strong><br />
Ressourcen zugunsten einer wirksameren Tätigkeit umverteilen könne.<br />
Die Untersuchungen Dalia Marins zu Österreich <strong>und</strong> Deutschland brachten sie zu dem Schluss, dass<br />
der Anteil der dort auf <strong>Betriebsverlagerungen</strong> zurückzuführenden Arbeitsplatzverluste unter 1% liege.<br />
Als Gr<strong>und</strong> gab sie an, dass qualifikationsintensive <strong>und</strong> forschungsabhängige Arbeitsstellen, die ins<br />
"neue Europa" verlegt würden, keine Konkurrenz für die Arbeitsplätze in Österreich <strong>und</strong> Deutschland<br />
darstellten. Die Folgen seien ihrer Ansicht nach vorteilhaft: Niedrige Löhne im neuen Europa hätten<br />
dazu beigetragen, dass Deutschland <strong>und</strong> Österreich wettbewerbsfähig bleiben, da sie dadurch die<br />
Kosten für einige Bereiche ihrer Wirtschaftstätigkeit niedrig halten konnten.<br />
… das Schlechte …<br />
Die negativen Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> wurden am deutlichsten in ihrer<br />
menschlichen Dimension wahrgenommen, <strong>und</strong> es wurden unzählige Beispiele für soziale Nöte in den<br />
betroffenen Regionen <strong>und</strong> Branchen angeführt. So verwies EWSA-Mitglied José Custódio Leirião auf<br />
das Schicksal der Arbeitenehmer des portugiesischen Automobilwerks, das nun aus Gründen der<br />
Kostenersparnis nach Spanien verlagert werde. Die meisten der 2 000 Leute sind über 45 <strong>und</strong> haben<br />
keine Chance auf eine andere Beschäftigung, beklagte er. Christian Larose bemerkte, dass in der<br />
Textilindustrie Frankreichs in den letzten zehn Jahren die Hälfte der Arbeitsplätze verloren gegangen<br />
sei, <strong>und</strong> auch wenn Wirtschaftswissenschaftler die Auswirkungen für unwesentlich hielten, werde dies<br />
von den Leidtragenden anders gesehen! Die Wirtschaft wurde außerdem beschuldigt,<br />
<strong>Betriebsverlagerungen</strong> als Umstrukturierung "zu verschleiern" <strong>und</strong> als Drohung zu missbrauchen. Die<br />
Firmen übten, so hieß es, ungerechtfertigten Druck auf die Arbeitnehmerrechte <strong>und</strong> das Lohnniveau<br />
aus (der Begriff Erpressung fiel nicht nur einmal) - in dem letztlich sinnlosen Bemühen, es durch<br />
Einsparungen bei den Sozialabgaben mit China aufzunehmen.<br />
… <strong>und</strong> das Bedrohliche …<br />
Sogar diejenigen, die sich generell für <strong>Betriebsverlagerungen</strong> aussprachen, nahmen die negativen<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen wahr. So vertrat Lars Holmqvist die Ansicht, die Automobilherstellung<br />
in Westeuropa sei zunehmend bedroht <strong>und</strong> <strong>Betriebsverlagerungen</strong> seien eine Gefahr für