Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Auswirkungen der <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />
- 69 -<br />
43 Eine Frage, die in der Fachliteratur sorgfältig untersucht wurde, betrifft die Ermittlung der Auswirkungen<br />
von <strong>Betriebsverlagerungen</strong>. Angesichts der politischen Sensibilitäten <strong>und</strong> - noch wichtiger - der einhelligen<br />
(nicht notwendigerweise belegten) Annahme, dass der Verlagerungsprozess wahrscheinlich weiter zunehmen<br />
wird, ist das Interesse an dieser Frage nur allzu verständlich. Die Analyse der Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />
konzentrierte sich tendenziell auf zwei Aspekte: die Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen im<br />
Ursprungs- <strong>und</strong> Zielland, <strong>und</strong> die Auswirkungen auf die Produktivität im Ursprungsland. Wir werden die<br />
entsprechenden Untersuchungen hier kurz zusammenfassen.<br />
Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> auf die Beschäftigungslage<br />
44 Falk <strong>und</strong> Wolfmayr (2005) untersuchen anhand von Produktionsdaten von sieben EU-Mitgliedstaaten<br />
für den Zeitraum 1995-2000 die Auswirkungen von internationalem Outsourcing auf die<br />
Beschäftigung. In der Studie werden Gleichungen zur Arbeitskräftenachfrage aufgestellt, aus denen<br />
ersichtlich ist, dass sich Einfuhren aus Niedriglohnländern statistisch beträchtlich auf die Beschäftigung<br />
auswirken, Einfuhren aus anderen Industrieländern dagegen nicht. Den Berechnungen zufolge<br />
haben allein die in der EU im Zeitraum 1995-2000 beobachteten Veränderungen im Outsourcing zu<br />
einem Beschäftigungsrückgang von 0,26% p.a. geführt.<br />
45 Strauss-Kahn (2003) zeigt anhand eines Modells auf, inwieweit die vertikale Spezialisierung (der<br />
Anteil der importierten Zwischengüter bei der Herstellung eines Produkts als grobes Maß für<br />
Outsourcing) den Anteil der ungelernten Arbeiter in der Industrie beeinflusst. Zugr<strong>und</strong>egelegt werden<br />
gewerbliche Daten von 14 französischen Fertigungsbranchen aus den Zeiträumen 1977-1985 <strong>und</strong><br />
1985-1993. In diesen beiden Zeiträumen sank der Anteil ungelernter Arbeiter an der Gesamtzahl der<br />
Beschäftigten um 0,49 bzw. 0,44% p.a., während der Grad der vertikalen Spezialisierung um 0,0094<br />
bzw. 0,185% p.a. stieg. Strauss-Kahn gelangt zu dem Schluss, dass 11-15% bzw. 25% des Rückgangs<br />
des Anteils ungelernter Arbeiter an der Gesamtzahl der Beschäftigten in den französischen<br />
Fertigungsbranchen in den Bezugszeiträumen auf die Zuname der vertikalen Spezialisierung<br />
zurückzuführen ist.<br />
46 Egger <strong>und</strong> Egger (2000) untersuchen ein Panel von 20 österreichischen Branchen hinsichtlich der<br />
Arbeitsmarkteffekte des Outsourcing nach Osteuropa <strong>und</strong> in die ehemalige Sowjetunion im Zeitraum<br />
1990-1998. Der Untersuchung zufolge verursacht ein 1%iger Anstieg des Outsourcing in diese Länder<br />
(in Bezug auf die Bruttoproduktion) eine 0,1%ige Verschiebung der Beschäftigungsstruktur<br />
zugunsten der hoch qualifizierten Arbeitskräfte. Nach Meinung der Autoren erklärt diese<br />
Outsourcingentwicklung etwa ein Viertel der relativen Veränderung der Beschäftigungsstruktur<br />
zugunsten der hoch qualifizierten Arbeitskräfte in den Produktionssektoren im Bezugszeitraum.<br />
47 In ihrem "Beschäftigungsausblick 2005" (OECD Employment Outlook 2005) analysiert die<br />
OECD die durch handelsbedingte Entwicklungen verursachten Anpassungskosten auf den<br />
Arbeitsmärkten in den OECD-Ländern. Bezüglich der Auswirkungen des internationalen Handels auf<br />
die Arbeitsmärkte gelangt sie im wesentlichen zu folgenden Schlüssen: