Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 87 -<br />
<strong>und</strong> motivierte Arbeitsmärkte, positive Arbeitseinstellung <strong>und</strong> die Nähe zu attraktiven<br />
Verkaufsmärkten mit Wachstumspotenzial sowie politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Stabilität.<br />
... positive <strong>und</strong> negative Anreize …<br />
Hans Martens verwies auf das weite Spektrum der die <strong>Betriebsverlagerungen</strong> beeinflussenden<br />
Faktoren. Allein das Wirtschaftswachstum eines Landes mache es noch nicht für <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />
dorthin attraktiv (wäre dies der Fall, so wären Äquatorialguinea oder der Tschad<br />
bevorzugte Ziele). Es hänge eher von komplexen Voraussetzungen ab, die mehr oder weniger in<br />
Einklang mit der Lissabon-Agenda der EU stünden, ob <strong>und</strong> in welche Richtung <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />
interessant seien. Nach Meinung von EWSA-Mitglied José Isaías Rodríguez García-<br />
Caro ist die Suche nach ausgebildeten Arbeitskräften der hauptsächliche Beweggr<strong>und</strong>.<br />
Wirtschaftswissenschaftler <strong>und</strong> EU-Vertreter führten ähnliche Beweggründe an. Nach Ansicht von<br />
Gert-Jan Koopman sind <strong>Betriebsverlagerungen</strong> oder Outsourcing manchmal durch positive Anreize<br />
motiviert, wie etwa Umstrukturierungen, die die allgemeine Effizienz eines Unternehmens steigern,<br />
insbesondere bei der Auslagerung der Zwischenproduktion wie z.B. in der Automobilindustrie.<br />
Manchmal erfolgten Verlagerungen jedoch auch aufgr<strong>und</strong> negativer Anreize, wie etwa ungünstige<br />
Bedingungen für Unternehmen <strong>und</strong> Investitionen, starke Regulierung oder hohe soziale <strong>und</strong><br />
Umweltauflagen. Kern des Beitrags von Dalia Marin war, die tatsächliche Gefahr bestehe darin, dass<br />
hochqualifizierte Arbeitsplätze aufgr<strong>und</strong> eines höheren Bildungsniveaus nach Osteuropa verlagert<br />
würden. Es werde eher zu einem Kampf um Talente als zu einem Kampf zwischen den Unternehmen<br />
kommen.<br />
… die Werte nicht außer Acht lassen …<br />
Gewerkschaftsvertreter <strong>und</strong> andere Vertreter jener, die die Verlagerung ihrer Arbeitsstellen<br />
mitansehen müssten, verwiesen jedoch auf die Kehrseite der Medaille. Sie wehrten sich in der Regel<br />
gegen das klinisch distanzierte Herangehen <strong>und</strong> forderten, dass anstelle dessen auch Werturteile eine<br />
Rolle spielen sollten. Nach Meinung von Roger Briesch sind von den Motiven für<br />
<strong>Betriebsverlagerungen</strong> einige akzeptabler <strong>und</strong> berechtigter als andere. Einige Redner (darunter<br />
Pierre Defraigne) wiesen rein wirtschaftliche Argumente nachdrücklicher zurück <strong>und</strong> erklärten,<br />
<strong>Betriebsverlagerungen</strong> könnten auch mehr von dem Streben nach höherem Gewinn <strong>und</strong> niedrigeren<br />
Kosten als dem tugendhaften Kampf um des Fortbestehen eines Unternehmens gesteuert sein. Die<br />
übereinstimmende Botschaft lautete, dass ein Unternehmen, das eine Verlagerung seines Betriebs<br />
erwägt, das Pro <strong>und</strong> Kontra nicht nur von einem "egozentrischen" Standpunkt aus abwägen sollte,<br />
sondern auch unter dem Gesichtspunkt seiner sozialen Verantwortung, insbesondere angesichts<br />
dessen, was für die von der Verlagerung betroffenen Menschen <strong>und</strong> Regionen auf dem Spiel stehe.<br />
"Das Problem ist die ungerechte Umverteilung von Wohlstand", so Enrico Gibellieri (CCMI), <strong>und</strong><br />
nicht nur ein Redner betonte, <strong>Betriebsverlagerungen</strong> seien die Folge dessen, dass Unternehmen als<br />
Subventionsjäger aufträten, ohne Loyalität an den Tag zu legen <strong>und</strong> in dem ständigen Streben nach<br />
besseren Geschäften. "Die Realität der <strong>Betriebsverlagerungen</strong> ist für die Leidtragenden bitter", sagte<br />
EWSA-Mitglied Michel Nollet, der die Verlagerung des Renault-Werkes von Vilvoorde als Beispiel