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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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<strong>und</strong> motivierte Arbeitsmärkte, positive Arbeitseinstellung <strong>und</strong> die Nähe zu attraktiven<br />

Verkaufsmärkten mit Wachstumspotenzial sowie politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Stabilität.<br />

... positive <strong>und</strong> negative Anreize …<br />

Hans Martens verwies auf das weite Spektrum der die <strong>Betriebsverlagerungen</strong> beeinflussenden<br />

Faktoren. Allein das Wirtschaftswachstum eines Landes mache es noch nicht für <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />

dorthin attraktiv (wäre dies der Fall, so wären Äquatorialguinea oder der Tschad<br />

bevorzugte Ziele). Es hänge eher von komplexen Voraussetzungen ab, die mehr oder weniger in<br />

Einklang mit der Lissabon-Agenda der EU stünden, ob <strong>und</strong> in welche Richtung <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />

interessant seien. Nach Meinung von EWSA-Mitglied José Isaías Rodríguez García-<br />

Caro ist die Suche nach ausgebildeten Arbeitskräften der hauptsächliche Beweggr<strong>und</strong>.<br />

Wirtschaftswissenschaftler <strong>und</strong> EU-Vertreter führten ähnliche Beweggründe an. Nach Ansicht von<br />

Gert-Jan Koopman sind <strong>Betriebsverlagerungen</strong> oder Outsourcing manchmal durch positive Anreize<br />

motiviert, wie etwa Umstrukturierungen, die die allgemeine Effizienz eines Unternehmens steigern,<br />

insbesondere bei der Auslagerung der Zwischenproduktion wie z.B. in der Automobilindustrie.<br />

Manchmal erfolgten Verlagerungen jedoch auch aufgr<strong>und</strong> negativer Anreize, wie etwa ungünstige<br />

Bedingungen für Unternehmen <strong>und</strong> Investitionen, starke Regulierung oder hohe soziale <strong>und</strong><br />

Umweltauflagen. Kern des Beitrags von Dalia Marin war, die tatsächliche Gefahr bestehe darin, dass<br />

hochqualifizierte Arbeitsplätze aufgr<strong>und</strong> eines höheren Bildungsniveaus nach Osteuropa verlagert<br />

würden. Es werde eher zu einem Kampf um Talente als zu einem Kampf zwischen den Unternehmen<br />

kommen.<br />

… die Werte nicht außer Acht lassen …<br />

Gewerkschaftsvertreter <strong>und</strong> andere Vertreter jener, die die Verlagerung ihrer Arbeitsstellen<br />

mitansehen müssten, verwiesen jedoch auf die Kehrseite der Medaille. Sie wehrten sich in der Regel<br />

gegen das klinisch distanzierte Herangehen <strong>und</strong> forderten, dass anstelle dessen auch Werturteile eine<br />

Rolle spielen sollten. Nach Meinung von Roger Briesch sind von den Motiven für<br />

<strong>Betriebsverlagerungen</strong> einige akzeptabler <strong>und</strong> berechtigter als andere. Einige Redner (darunter<br />

Pierre Defraigne) wiesen rein wirtschaftliche Argumente nachdrücklicher zurück <strong>und</strong> erklärten,<br />

<strong>Betriebsverlagerungen</strong> könnten auch mehr von dem Streben nach höherem Gewinn <strong>und</strong> niedrigeren<br />

Kosten als dem tugendhaften Kampf um des Fortbestehen eines Unternehmens gesteuert sein. Die<br />

übereinstimmende Botschaft lautete, dass ein Unternehmen, das eine Verlagerung seines Betriebs<br />

erwägt, das Pro <strong>und</strong> Kontra nicht nur von einem "egozentrischen" Standpunkt aus abwägen sollte,<br />

sondern auch unter dem Gesichtspunkt seiner sozialen Verantwortung, insbesondere angesichts<br />

dessen, was für die von der Verlagerung betroffenen Menschen <strong>und</strong> Regionen auf dem Spiel stehe.<br />

"Das Problem ist die ungerechte Umverteilung von Wohlstand", so Enrico Gibellieri (CCMI), <strong>und</strong><br />

nicht nur ein Redner betonte, <strong>Betriebsverlagerungen</strong> seien die Folge dessen, dass Unternehmen als<br />

Subventionsjäger aufträten, ohne Loyalität an den Tag zu legen <strong>und</strong> in dem ständigen Streben nach<br />

besseren Geschäften. "Die Realität der <strong>Betriebsverlagerungen</strong> ist für die Leidtragenden bitter", sagte<br />

EWSA-Mitglied Michel Nollet, der die Verlagerung des Renault-Werkes von Vilvoorde als Beispiel

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