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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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unsere westliche Gesellschaft, zu deren Abwehr etwas unternommen werden müsse. Jürgen Nusser<br />

wies warnend darauf hin, dass die deutsche Fahrzeugindustrie nicht nur in Bewegung, sondern auf<br />

der Flucht sei. Außerdem bestehe, da Siemens seine Mobilfunksparte an eine asiatische Gesellschaft<br />

abgegeben habe, die Gefahr, dass in fünf Jahren in Deutschland niemand mehr wisse, wie man ein<br />

Mobiltelefon baue. Danny Van Assche, Vertreter der Europäischen Union des Handwerks <strong>und</strong> der<br />

Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe (UEAPME), deutete an, die KMU seien die indirekten, weitgehend<br />

ignorierten Leidtragenden der <strong>Betriebsverlagerungen</strong> großer Unternehmen.<br />

… Komplexität der Auswirkungen …<br />

Die Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> sind so komplex wie die Beweggründe, aus denen sie<br />

erfolgen. Nach Aussagen von Danny Van Assche sind so viele Faktoren im Spiel, dass manche<br />

Regionen gleichzeitig als Gewinner <strong>und</strong> als Verlierer aus dem Verlagerungsprozess hervorgehen<br />

können <strong>und</strong>, wie andere Redner bemerkten, sogar in im Niedergang befindlichen Sektoren<br />

erfolgreiche Umstellungen erzielt worden sind. Philippe De Buck verband seine optimistischen<br />

Aussagen über die Vorzüge von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> mit dem Eingeständnis, dass sich die<br />

einzelnen Volkswirtschaften unterschiedlich anpassten. Würden zum Beispiel Betriebe aus Dänemark<br />

nach Indien verlagert, so gewönnen die Unternehmen mehr zurück, als sie investiert hätten. In<br />

größeren <strong>und</strong> mehr auf den Inlandsmarkt konzentrierten europäischen Volkswirtschaften wie<br />

Frankreich <strong>und</strong> Deutschland seien die Unternehmen jedoch letztendlich eher Verlierer der<br />

<strong>Betriebsverlagerungen</strong>. Gert-Jan Koopman beschrieb ebenfalls unterschiedliche einzelstaatliche<br />

Reaktionen. Er nannte den vorteilhaften Wechsel von niedrigqualifizierten zu hochqualifizierten<br />

Tätigkeiten in Finnland, Ungarn oder Polen, während Frankreich, Deutschland oder Spanien an der<br />

Anpassung gescheitert seien, was sie wehrlos gegen Betriebsverlegungen gemacht habe.<br />

Carlo Altomonte erläuterte, dass die US-Wirtschaft von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> ins Ausland profitiert<br />

habe, da der allgemeine Produktivitätszuwachs im Lande die anfänglichen Arbeitsplatzverluste wieder<br />

wettgemacht habe. Im Gegensatz dazu ziehe Europa weniger Nutzen aus den <strong>Betriebsverlagerungen</strong>,<br />

was größtenteils auf die Hindernisse durch die Starrheit <strong>und</strong> Unbeweglichkeit des Arbeitsmarktes<br />

zurückzuführen sei (Diese Ansicht wurde jedoch von Hans Martens angegriffen, der bemerkte, dass in<br />

Europa infolge von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> mancherorts mehr Arbeitsplätze geschaffen als abgebaut<br />

worden seien).<br />

Dieses vielfältige Bild wurde von einem breiten Spektrum von Rednern weiter nuanciert. Die<br />

unterschiedlichen Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> wurden auf übersichtliche Weise<br />

veranschaulicht durch Jorma Karpinnens detaillierte Aufstellung der in Polen <strong>und</strong> Slowakien<br />

geschaffenen Arbeitsplätze, wo benachbarte Regionen große Unterschiede aufwiesen je nachdem, ob<br />

sie als Investitionsstandort für die Kraftfahrzeugindustrie attraktiv gewesen seien oder nicht. Gert-Jan<br />

Koopman unterstrich den großen potenziellen Nutzen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong>, räumte jedoch<br />

gleichzeitig die Bedeutung der sozialen Dimension ein. Die kurzfristigen Opfer, die den Menschen<br />

abverlangt würden, seien oft auf bestimmte Berufssparten, Branchen <strong>und</strong> Regionen konzentriert,<br />

besonders bei den niedrigqualifizierten Arbeitnehmern.<br />

Aus der Sicht des Ausschusses der Regionen bestätigte Harry Dijksma, dass die Globalisierung der<br />

Wirtschaft neue Impulse verliehen habe. Er betonte jedoch, wie wichtig es sei, den Auswirkungen von<br />

Umstrukturierungen die notwendige Sensibilität entgegen zu bringen, <strong>und</strong> verwies auf die Bedeutung

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