Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen
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… Politische Antworten …<br />
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Der breite Konsens bestand darin, dass es notwendig sei, der Schaffung neuer Arbeitsplätze in Europa<br />
neuen Schwung zu verleihen. Nichtsdestoweniger gab es Unterschiede in der Schwerpunktsetzung,<br />
wie diese Aufgabe am besten erfüllt werden könnte.<br />
Gert-Jan Koopman empfahl eine Mischung aus Industriepolitik <strong>und</strong> flankierenden Maßnahmen zur<br />
Sicherung des Erfolgs für alle. <strong>Betriebsverlagerungen</strong> erforderten zielgerichtete Maßnahmen zur<br />
Senkung der Anpassungskosten sowie Aktionen zur Erleichterung der Ressourcenverlagerung. Ein<br />
breiter angelegter Strukturwandel der Wirtschaft erfordere jedoch eine Reihe politischer Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen, <strong>und</strong> zwar in Übereinstimmung mit den<br />
industriepolitischen Empfehlungen der überarbeiteten Lissabon-Agenda. In ähnlicher Weise äußerte<br />
Jean-François Lebrun die Ansicht, die unmittelbar von <strong>Betriebsverlagerungen</strong> Betroffenen bräuchten<br />
Unterstützung aus dem Sozialversicherungssystem <strong>und</strong> kurzfristige Umschulungen; jede langfristige<br />
Lösung hänge jedoch von den Bildungsmaßnahmen <strong>und</strong> mehr strukturellem Wandel ab.<br />
In Schweden habe man erfolgreich abfedernde Begleitmaßnahmen durch lokale Aktionen angewendet,<br />
so berichtete Lars Berge-Kleber von L&SEK <strong>und</strong> erklärte: "Wenn der öffentliche Sektor die<br />
Sozialwirtschaft unterstützt, sind die Veränderungen im privaten Sektor einfacher zu bewältigen <strong>und</strong><br />
der soziale Schaden wird minimier." Gleichermaßen drängte Patrick De Bucquois, Vertreter des<br />
Europäisches Aktionskomitees freier Verbände (CEDAG), auf verstärkte Anerkennung<br />
sozialwirtschaftlicher Unternehmen auf europäischer Ebene, auch in den Diskussionen über die<br />
grenzüberschreitenden Dienstleistungen oder die soziale Verantwortung der Unternehmen.<br />
… konzertierte Maßnahmen der EU gegen Machtmissbrauch von Unternehmen …<br />
John Monks würde in den Reihen der Anteilseigner gern mehr die Interessen betroffener Akteure <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer vertreten sehen. Er wünsche außerdem, dass die EU die internationale Zusammenarbeit<br />
fördere, damit die Gefahr einer massiven Kapitalflucht verschreckter Investoren verringert werde.<br />
Ebenfalls sehe er gemeinsamen Handlungsbedarf der EU gegen Steueroasen <strong>und</strong> den wachsenden<br />
Einfluss der Finanzinstitute auf unternehmerische Entscheidungen: "Wenn die EU in der Lage ist, es<br />
mit Microsoft aufzunehmen, kann sie dies auch mit anderen großen Konzernen <strong>und</strong> diese daran<br />
erinnern, dass sie nicht nur gegenüber ihren Aktionären, sondern auch gegenüber anderen<br />
Verpflichtungen haben." Michel Nollet forderte eine Aufwertung der Europäischen Betriebsräte <strong>und</strong><br />
mehr Einsatz der EU diesbezüglich: "Zeigt die Übernahme von Arvelor durch Mittal, dass wir nur<br />
tatenlos zuschauen?", mahnt er.<br />
… Renaissance der Industriepolitik …<br />
Das jüngste verstärkte Engagement der EU für eine Industriepolitik stieß auf breite Unterstützung. Zu<br />
verzeichnen war eine weitgehend übereinstimmende Favorisierung der vorgeschlagenen klassischen<br />
Lösungen: erhöhte Innovation, Forschung <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit, verbesserte Bedingungen für<br />
Unternehmen, angemessene Arbeits- <strong>und</strong> Sozialpolitik, gezieltere Ausrichtung der Strukturfonds <strong>und</strong><br />
sogar begrenzte sektorspezifische Unterstützung (obwohl dies nach Gert-Jan Koopman nicht bedeutet,