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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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für das weit verbreitete Phänomen anführte, dass man sich in unangemessener Weise mehr auf<br />

Interessen der Aktionäre als auf die der Arbeitnehmer konzentriere.<br />

Ferner wurde zu einer größeren Betonung der ethischen Dimension aufgerufen. Der französische<br />

Gewerkschaftsvertreter Christian Larose schlug einen Mechanismus vor, der dazu beitragen könnte,<br />

die Wehrlosigkeit gegen Verlagerungsentscheidungen zu überwinden, die hinsichtlich der Löhne <strong>und</strong><br />

auch der Arbeitnehmerrechte bestehe. Es sei an der Zeit, die Verbraucher einzubeziehen <strong>und</strong> diesen<br />

die Bedingungen bewusst zu machen, unter denen Produkte hergestellt würden. Auf diese Art könnte<br />

man über das Kaufverhalten besser informierter Verbraucher Druck auf Unternehmen <strong>und</strong> Länder<br />

ausüben, damit diese einen aufgeschlosseneren, nicht nur auf die eigenen egozentrischen<br />

wirtschaftlichen Belange gerichteten Standpunkt einnähmen <strong>und</strong> hohe Sozial- <strong>und</strong> Umweltstandards<br />

einhielten. Gustav Zöhrer schlug vor, die Verpflichtungen der sozialen Verantwortung von<br />

Unternehmen zu verschärfen. Dies sei besonders wichtig als Reaktion auf die anhaltende Kinderarbeit<br />

<strong>und</strong> Zwangsarbeit in der Textilindustrie, durch die Verlagerungsentscheidungen auf einer verzerrten<br />

Gr<strong>und</strong>lage getroffen würden. Herr Holmqvist schloss sich dieser Ansicht an. Professor Nigel Roome<br />

(Institut für Betriebswissenschaft Solvay in Brüssel) räumte hinsichtlich der sozialen<br />

Verantwortlichkeit von Unternehmen ein, dass es noch nicht zu den Kernkompetenzen der meisten<br />

Unternehmen gehöre, sich mit den Betroffenen auseinander zu setzen.<br />

… Welche Rolle spielen Steuern? ...<br />

Hinsichtlich der Rolle der Besteuerung bei den Entscheidungen über <strong>Betriebsverlagerungen</strong> gingen<br />

die Meinungen stark auseinander. Roger Briesch, Gustav Zöhrer <strong>und</strong> weitere Gewerkschaftsvertreter<br />

vertraten den Standpunkt, dass die unterschiedliche Körperschaftsteuer zu Unrecht Entscheidungen<br />

über <strong>Betriebsverlagerungen</strong> beeinflusse, <strong>und</strong> sie sprachen sich nachdrücklich für die Harmonisierung<br />

der Körperschaftsteuer aus. Wirtschaftswissenschaftler waren hingegen der Ansicht, die Steuer<br />

beeinflusse die Unternehmen nur unwesentlich in ihrem Entschluss zur Betriebsverlagerung. (Dalia<br />

Marin verwies jedoch darauf, dass die Steuer sehr wohl Einfluss auf die Entscheidung zwischen<br />

Offshoring <strong>und</strong> Outsourcing habe). Nach Meinung von Lars Holmqvist <strong>und</strong> Hans Martens sind die<br />

Steuern jedoch ein nahezu irrelevanter Faktor bei <strong>Betriebsverlagerungen</strong>. Allerdings wichen sogar die<br />

Meinungen der Vertreter der Wirtschaft voneinander ab. Nach Ansicht von Jürgen Nusser macht die<br />

Steuer einen Unterschied aus - bei 15% in Lettland <strong>und</strong> 38% in Deutschland. Steueranwälten komme<br />

heutzutage eine entscheidende Bedeutung zu, wenn es darum gehe, Entscheidungen über ausländische<br />

Direktinvestitionen zu treffen.<br />

L E I D E N S C H A F T L I C H E D E B A T T E Ü B E R<br />

D I E A U S W I R K U N G E N<br />

Die Erregung schlug hohe Wellen in der Debatte über die Auswirkungen von <strong>Betriebsverlagerungen</strong>.<br />

Den einerseits vorgebrachten Argumenten des heldenhaften Überlebens von Unternehmen, der<br />

erhöhten Wettbewerbsfähigkeit, der verbesserten Entscheidungsfreiheit für Verbraucher <strong>und</strong><br />

Schaffung neuer Arbeitsstellen wurden andererseits Gegenargumente wie unterbezahlte Arbeitskräfte,<br />

Lohnwettbewerb, Sozialabbau <strong>und</strong> brutaler Stellenabbau entgegengehalten.

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