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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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E I N O R D N U N G D E R<br />

B E T R I E B S V E R L A G E R U N G E N<br />

Von Beginn an war offensichtlich, dass die Definition des Begriffs "<strong>Betriebsverlagerungen</strong>" <strong>und</strong> das<br />

vorhandene einschlägige Datenmaterial nach wie vor sehr lückenhaft sind. Roger Briesch,<br />

Vizepräsident des Europäischen Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialausschusses (EWSA), räumte in seiner<br />

Eröffnungsansprache ein, dass das Thema trotz seiner Bedeutung mit Missverständnissen,<br />

Meinungsverschiedenheiten <strong>und</strong> Unklarheiten behaftet sei. Es gebe weder eine allgemein akzeptierte<br />

Definition dieser Erscheinung noch eine eindeutige <strong>und</strong> allgemein abgestimmte Messgröße für ihren<br />

Umfang <strong>und</strong> ihre Auswirkungen. Für eine angemessene Politikgestaltung müsse mehr Klarheit<br />

geschaffen werden.<br />

Gert-Jan Koopman, Direktor in der GD Unternehmen der Europäischen Kommission, <strong>und</strong><br />

Gustav Zöhrer, Mitglied des Europäischen Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialausschusses, bestätigten, es gebe<br />

bislang noch keinen maßgeblichen Datensatz <strong>und</strong> keine hieb- <strong>und</strong> stichfesten Statistiken.<br />

Pedro Fernandes von der Beratungsfirma Reckon LLP berichtete, dass seine jüngste Studie zu diesem<br />

Thema im Auftrag der Beratenden Kommission für den industriellen Wandel des ESWA lediglich in<br />

den Branchen Textilien, Leder, Bekleidung <strong>und</strong> Schuhe (sowie mit einigen unterschiedlichen<br />

Angaben in der Branche Elektromechanik) <strong>Betriebsverlagerungen</strong> auf EU-Ebene nachgewiesen habe.<br />

Er schlussfolgerte, dass zwar einige Daten zum Wesen <strong>und</strong> zur Auswirkung von<br />

<strong>Betriebsverlagerungen</strong> vorlägen, jedoch keine Daten zur unmittelbaren Einschätzung des Phänomens.<br />

…nur 27.000 Arbeitsstellen im letzten Jahr?...<br />

Gert-Jan Koopman <strong>und</strong> Jorma Karppinen, Direktor der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der<br />

Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen, waren sich mit anderen Rednern in der Einschätzung einig,<br />

<strong>Betriebsverlagerungen</strong> hätten nur zu einem kleinen Teil zu den jährlichen Nettoarbeitsplatzverlusten<br />

in der EU beigetragen <strong>und</strong> hätten in diesem Jahr bis zum Juni 2006 wahrscheinlich nur 5% der<br />

Arbeitsplätze (d.h. 27.000 Stellen) gekostet.<br />

Während es an konkreten Zahlen fehlte, mangelt es indes nicht an konkurrierenden Theorien. Die<br />

Behauptung von Lars Holmqvist, Vertreter des Verbands der europäischen Automobilzulieferer, ein<br />

polnisches Automobilwerk biete gegenüber einem identischen Werk in Schweden einen klaren<br />

Kostenvorteil, stellte Hans Martens, European Policy Centre (Europäisches Politikzentrum), in Frage,<br />

der unterstellte, dass der Vergleich wesentliche Daten über die relative Produktivität nicht<br />

berücksichtige. Sich auf die OECD stützende Behauptungen, es bestünden Hindernisse für<br />

Unternehmensgründungen in Osteuropa, wurden von Dominica Ostrowska, Vertreterin der Stadt Lódź<br />

in Brüssel, angegriffen, die als Beweis des Gegenteils die Ansiedlung von Unternehmen wie Siemens<br />

<strong>und</strong> Philips um Poznan (Posen) anführte.

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