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Betriebsverlagerungen – Herausforderungen und Chancen

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Andere, parallel verlaufende Entwicklungen schüfen weitere Unklarheiten <strong>und</strong> erforderten eher<br />

nuancierte als einfache Antworten. Jürgen Nusser (CCMI) ging zum Beispiel darauf ein, dass die<br />

deutsche Stahlindustrie dieselbe Produktionsleistung wie vor zehn Jahren verzeichne, jedoch lediglich<br />

ein Fünftel der früheren Arbeitskräfte beschäftige. Dies sei nicht auf <strong>Betriebsverlagerungen</strong><br />

zurückzuführen, sondern einfach eine Auswirkung des technologischen Fortschritts, auch wenn sie<br />

genauso verheerende Folgen für die Arbeitsplätze habe. Roger Briesch traf mit großem Nachdruck<br />

eine ähnliche Feststellung: "Es ist unbestritten, dass Verlagerungen stattfinden <strong>und</strong> diese untrennbar<br />

mit anderen Aspekten des industriellen Wandels verb<strong>und</strong>en sind. Sie können nicht von anderen<br />

wirtschaftlichen Entwicklungen getrennt werden, insbesondere nicht von Entwicklungen hinsichtlich<br />

der Ressourcenverlegung, Rationalisierung, Unternehmensexpansion sowie des natürlichen Aufstiegs<br />

<strong>und</strong> Falls von Sektoren."<br />

UNTERSCHIEDLICHE MOTIVE<br />

Die Analysen der Beweggründe für <strong>Betriebsverlagerungen</strong> brachten Unterschiede zum Vorschein, die<br />

weitgehend den verschiedenen Standpunkten entsprechen, d.h. entweder den Ansichten der Verfechter<br />

der <strong>Betriebsverlagerungen</strong> oder der Leidtragenden dieses Prozesses.<br />

Vertreter der Wirtschaft behaupteten, die Impulse für <strong>Betriebsverlagerungen</strong> gingen in erster Linie<br />

von dem Bestreben aus, Vorteile von Veränderungen zu nutzen. So hob Jürgen Nusser in seiner Liste<br />

der Vorteile die Maximierung von <strong>Chancen</strong> industrieller Veränderungen (wie etwa Outsourcing zur<br />

Erhöhung der Optionen in verschiedenen Phasen oder für unterschiedliche Aspekte der Produktion)<br />

hervor. Die Liste berücksichtigte auch den Zugang zu neuen Märkten aufgr<strong>und</strong> der Entwicklung von<br />

Marktperspektiven, von Änderungen des wirtschaftlichen Umfelds (wie Investitionsanreize in den<br />

neuen Mitgliedsländern, Vorhandensein <strong>und</strong> Kosten von Immobilien oder Steuerunterschiede) oder<br />

neuer Bedingungen (z.B. Vorhandensein besser ausgebildeter oder billigerer Arbeitskräfte oder die<br />

Möglichkeit, wettbewerbsfähigere Rohstoffe oder Halbfertigprodukte zu erschließen).<br />

… die <strong>Chancen</strong> nutzen …<br />

Laut Philippe De Buck sind Unternehmen verpflichtet, die <strong>Chancen</strong> zu nutzen, die sich auf folgender<br />

Gr<strong>und</strong>lage ergeben können: unterschiedliche Kosten je nach Land oder Region (wie etwa Steuersätze<br />

<strong>und</strong> Lohnniveau), technologiebasierte Veränderungen (z.B. Verlagerung pharmazeutischer<br />

Unternehmen näher zu den Forschungszentren) oder durch demografische Veränderungen verursachte<br />

neue Verbrauchsmuster.<br />

Nach Meinung von Lars Holmqvist werden uns "Niedriglohnproduktion - <strong>und</strong> folglich Betriebsverlagerung<br />

- durch die schrittweise Senkung der Fahrzeugpreise aufgezwungen." Seine<br />

Rangordnung der Faktoren berücksichtigt jedoch auch die Qualifikation der Arbeitnehmer (die in<br />

Osteuropa oft viel leichter zur Verfügung stünden: Lieferanten spitzentechnologischer Fahrzeuge<br />

seien in Slowakien mit den hohen Standards, die sie bei der Herstellung ihrer Modelle der<br />

Spitzenklasse erreicht hätten, auf der sicheren Seite), gute Fachkenntnisse im Maschinenbau, flexible

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