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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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5. Motivation für einen Pflegeberuf<br />

Folgendes Kapitel beschäftigt sich mit der Motivation von Frauen und Männern, einen Pflegeberuf zu<br />

ergreifen und innerhalb dessen Aus- und Weiterbildungen wahrzunehmen. Nach einer allgemeinen<br />

Darstellung der Motivation, grundsätzlich einen Pflegeberuf zu ergreifen, wird zwischen der Motivation<br />

für Altenpflege, mobile Pflege, Lehre sowie für Führungspositionen differenziert. Besonderes<br />

Augenmerk wird auf mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede sowie auf das<br />

Veränderungspotential bei den neuen Generationen aus Sicht der AusbildnerInnen gelegt. Weiters<br />

werden die Reaktionen der Umwelt und deren Einfluss auf die Berufsentscheidungen dargestellt.<br />

5.1. GESCHLECHTSSPEZIFISCHE MOTIVATION, EINEN PFLEGEBERUF ZU<br />

ERGREIFEN<br />

Männer kommen nach wie vor zu einem großen Teil über den Sanitätsdienst be<strong>im</strong> Bundesheer oder<br />

Zivildienst zum Pflegeberuf, der oft als Möglichkeit eines zweiten Ausbildungsweges mit sicherem<br />

Arbeitsplatz und finanzieller Unterstützung be<strong>im</strong> Umstieg oder als Übergangslösung wahrgenommen<br />

wird. Bei den Frauen ist kein deutliches Grundmuster in der Motivation zu erkennen, von „Zufall“ über<br />

„konnte mich nicht in einem Büro vorstellen“ zu „wollte schon als kleines Kind Krankenschwester<br />

werden“ ist alles zu vermerken, grundsätzlich wird der sozialen Komponente aber mehr Bedeutung<br />

beigemessen als dies bei den männlichen Kollegen der Fall ist. Bei den Männern fällt auf, dass kaum<br />

einer von Berufung spricht, höchstens als Erkenntnis <strong>im</strong> nach hinein. Edgar Eder hatte in seinem<br />

Erstberuf als Tischler kaum Chancen auf Beschäftigung und hat sich bei der Neueröffnung eines He<strong>im</strong>es<br />

einfach beworben „…um zu schauen, ob ich das kann, und bin dann mit der Zeit drauf gekommen, dass<br />

das eigentlich meine Berufung ist.“ (Edgar Eder: 3, Pflegehe<strong>im</strong>) Clemens Christ und Christian Cech<br />

(mobile Pflege) wiederum bringen Gründe zum Ausdruck, die bei den weiblichen Beschäftigten kaum<br />

als Motiv angegebenen werden: Entwicklungsperspektiven, Sicherheit, Entlohnung. Ingo Isper – ein<br />

Pflegedienstleiter - sieht die Motivation von Männern hauptsächlich <strong>im</strong> finanziellen Bereich: „Sagen tun<br />

sie, dass sie Menschen helfen wollen, aber das ist ein Standardsatz mit wenig Aktualität. Früher waren<br />

es halt die Ordensschwestern, wo man gesagt hat: Im Namen Christi pflegen wir.“ (Ingo Isper: 6,<br />

Pflegehe<strong>im</strong>)<br />

Insgesamt bestätigen sich in den Aussagen der Interviewten also auch Vermutungen, die die befragten<br />

Führungskräfte zu geschlechtsspezifischen Motivationen, einen Pflegeberuf zu ergreifen, äußern und die<br />

sich auch in der Literatur <strong>im</strong>mer wieder finden: Frauen ergreifen den Beruf eher aus Berufung und<br />

sozialem Interesse, Männer steigen eher von anderen Berufen in die Pflege um, auch, weil sie einen<br />

sicheren Arbeitsplatz haben wollen oder sich keine andersartigen Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben.<br />

Es wird auch festgestellt, dass das Lohnniveau in der Pflege zu niedrig ist, um für Männer attraktiv zu<br />

sein. Die Gehälter in der Pflege sind unter anderem deshalb traditionell niedrig, weil dort Frauen als<br />

Zuverdienerinnen arbeiteten, die keine Familie ernähren mussten – ein typisches Charakteristikum für<br />

einen Frauenberuf. Die regionale Pflegeleiterin Anita Amon (mobile Pflege) weist auf darauf hin, dass es<br />

für einen Mann als Alleinverdiener einer Familie finanziell nicht lukrativ ist, in der mobilen Pflege zu<br />

arbeiten, weil hier alle Zulagen, die in einem Spital anfallen, entfallen. Dieser Hinweis ist eine Mögliche<br />

Erklärung dafür, dass der Männeranteil in der mobilen Pflege am geringsten ist. Außerdem kann ein<br />

Anstieg des Männeranteils erst dann erwartet werden, wenn das Ausbildungsniveau und somit das<br />

Gesamt<strong>im</strong>age der Pflege steigt.<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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