chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...
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He<strong>im</strong>en und wurde seitens der Landesverwaltung in Auftrag gegeben. Für Ivette Iber lässt dieser Ansatz<br />
aber wichtige Aspekte der Bezugspflege, die für eine Mobilisierung oder Stabilisierung von<br />
BewohnerInnen notwendig sind, außer acht: „Der kann nicht mehr essen, das Geld kommt, und dass der<br />
vielleicht wen braucht, weil er sich psychisch nicht wohl fühlt, und dass du da sehr viel Zeit investieren<br />
musst, dass es dem gut geht, das ist uninteressant. Wenn du das tust, dann schau, dass du mit deiner Zeit<br />
zurecht kommst, und es wird nicht bewertet und wird auch nicht positiv gesehen“ (Ivette Iber: 9). Auch<br />
Franz Fischer ist ähnlich wie Erik Eckl der Meinung, dass Zeiten für Gespräche mit BewohnerInnen oder<br />
das Eingehen auf persönliche Bedürfnisse zu kurz kommen. Einig sind sich die InterviewpartnerInnen<br />
darin, dass es gerade diese Tätigkeiten sind, die die Qualität in der Pflege ausmachen und dass<br />
Kürzungen unter Umständen Tendenzen in Richtung „satt und sauber“ verstärken könnten.<br />
Einige InterviewpartnerInnen sehen in diesem Zusammenhang auch die Pflegegeldeinstufung durch<br />
Ärzte und Ärztinnen als problematisch. Zwar verfügen diese über die notwendigen medizinischen<br />
Kenntnisse, sie haben in der Regel jedoch kaum Erfahrung oder Wissen darüber, wie viel Pflegeaufwand<br />
mit best<strong>im</strong>mten Erkrankungen tatsächlich verbunden ist. Gitta Götz merkt an, dass Ärzte und Ärztinnen<br />
wenig Ahnung haben, wie beispielsweise mit dementen BewohnerInnen umzugehen ist und wie viel Zeit<br />
ihre Pflege in Anspruch n<strong>im</strong>mt: „Auch das Auseinanderklaffen mit dem System der Pflegegeldeinstufung,<br />
weil die Bewohner wo wir den meisten Aufwand haben, diese unruhigen, wo man ein paar mal auch bis<br />
auf die Strasse nachrennen muss, man suchen muss, da haben wir keine Chance. Einstufen tut ein Arzt,<br />
der von der Pflege keine Ahnung hat, sag ich jetzt einmal brutal, weil der ist fünf Minuten da und der<br />
kann das niemals einschätzen“ (Gitta Götz: 9)<br />
Da die Einstufung des Pflegegeldes mit dem Personalschlüssel korrespondiert, verstärkt eine knappe<br />
Berechnung wiederum den Zeitdruck für die Beschäftigten in der Pflege. Dies bringt insbesondere bei<br />
Krankenständen aber auch in Zeiten von Krankheitsepidemien (z.B. Durchfallserkrankung) Probleme, da<br />
KollegInnen einspringen müssen „…die Freizeit wird <strong>im</strong>mer weniger, wenn man öfter in Dienst kommen<br />
muss, wird man öfters krank, dadurch müssen die gesunden wieder mehr arbeiten, dann werden die<br />
wieder krank…“ (Franz Fischer: 11). Die Zusammenarbeit <strong>im</strong> Team ist hier wesentliche Voraussetzung,<br />
um die Anforderungen zumindest einigermaßen meistern zu können. Diese scheint vielfach gut zu<br />
funktionieren und wird von vielen als ein großer Pluspunkt der Arbeit hervorgehoben.<br />
Darüber hinaus erhöht auch der zunehmende Anteil an Fremdtätigkeiten den Zeit- und Leistungsdruck<br />
für die Beschäftigten. Mit Fremdtätigkeiten sind einerseits Arbeiten gemeint, die unmittelbar mit den<br />
BewohnerInnen zusammenhängen, wie Medikamentenbestellungen, Telefonate mit Apotheken,<br />
Krankenhäusern, Kommunikation mit Ärzten oder Gebietskrankenkassen usw. Diese müssen ebenso<br />
vom Pflegepersonal, in der Regel der Stationsleitung, erledigt werden. Hinzu kommt die gestiegene<br />
Dokumentationspflicht, welche Pflegezeit verringert, jedoch nicht auch den tatsächlichen<br />
Arbeitsaufwand für die Pflege. Gitta Götz stellt dazu fest, „Wenn man nur <strong>im</strong> Sinne hätte, dass es dem<br />
Bewohner gut geht, dann wäre das eigentlich ein Leichtes (lacht), den Personalstand gerade wirklich gut<br />
so hinzukriegen. Aber alles was noch dazukommt, das n<strong>im</strong>mt alles eigentlich dem Bewohner was weg,<br />
man hat den Eindruck, ich komme zu meinen Bewohnern auf der Station nicht mehr.“ (Gitta Götz: 7).<br />
Bei einigen PflegehelferInnen kommt hinzu, dass sie laut ihrer Stellenbeschreibungen neben der Pflege<br />
ebenso für Putz- und Reinigungsarbeiten zuständig sind. Gundi Gießner erläutert, dass in ihrem Haus das<br />
Reinigungspersonal nur für Fenster und Böden zuständig ist. Alle anderen Arbeiten (3wöchige komplette<br />
Bettenreinigung, Betten überziehen, Kästen reinigen usw.) obliegen den PflegehelferInnen. Sie fühlt sich<br />
mit all diesen zusätzlichen Aufgaben stark überlastet und ihr geht die Zeit für die Betreuung der<br />
BewohnerInnen ab.<br />
<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />
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