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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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Die mangelnde Anerkennung durch den Arbeitgeber zeigt sich manchmal auch nur in Kleinigkeiten –<br />

wenn MitarbeiterInnen nicht das gesetzlich vorgeschriebene Kilometergeld bekommen, oder ihre<br />

unpraktische weiße Dienstkleidung ständig selbst auf eigene Kosten in der Freizeit waschen müssen oder<br />

viele Terminkoordinationen und Informationsweitergaben selbstverständlich in der Freizeit per Telefon<br />

passieren, dann fühlen sich MitarbeiterInnen von ihrem Arbeitgeber wenig geschätzt. Es wird auch<br />

darauf hingewiesen, dass die Beschäftigten Fortbildungen meistens selbst bezahlen und in ihrer Freizeit<br />

besuchen müssen.<br />

Körperliche Belastungen / mangelnde Hilfsmittel<br />

Ein zentrales Problemfeld in der mobilen Pflege sind körperliche Belastungen. Vor allem die Frauen<br />

erleben das Alleine-Arbeiten oft als anstrengend, etwa wenn sie KundInnen heben müssen. Man kann<br />

dazu zwar best<strong>im</strong>mte Techniken lernen, aber trotzdem haben laut Anita Amon viele PflegerInnen<br />

Rückenprobleme oder Schulterschmerzen, wenn sie länger in der Pflege arbeiten. Clara Cerny betont,<br />

dass Frauen stärker unter physische Belastungen leiden als Männer.<br />

Technische Hilfsmittel können die Hauskrankenpflege erleichtern. Laut Anita Amon sind Pflegebetten<br />

zwar mittlerweile Standard aber Ressourcen wie Patientenlifter fehlen oft. Im Extremfall gibt es sogar<br />

nicht einmal fließendes Wasser, wie Birgit Beer und Clemens Christ berichten:<br />

„Also wenn mir jemand, bevor ich in der Hauskrankenpflege gearbeitet habe, erzählt hätte, dass es<br />

solche sozialen Zustände noch gibt, hätte ich gesagt: Nie <strong>im</strong> Leben!“(Birgit Beer, 17)<br />

Um die Beschaffung sämtlicher Materialien, Utensilien und Gerätschaften, die zur Pflege dahe<strong>im</strong> nötig<br />

sind, müssen sich die PflegerInnen kümmern, sofern diese nicht von den Angehörigen zur Verfügung<br />

gestellt werden. Dies ist einerseits mühsam, andererseits stößt man auch manchmal an die finanziellen<br />

Grenzen der KundInnen und Angehörigen. Wenn Hilfsmittel nicht leistbar sind und die Krankenkassa<br />

eine Bewilligung ablehnt, sind die PflegerInnen gefordert, sich anders zu helfen. Außerdem müssen sich<br />

Pflegepersonen mit den baulichen Rahmenbedingungen bei den KundInnen zu Hause arrangieren. Und<br />

die sind manchmal nicht opt<strong>im</strong>al. Bruno Binder erwähnt in diesem Zusammenhang als Beispiel zu enge<br />

Duschen.<br />

Mangelnde gesellschaftliche Anerkennung, wie sie zuvor schon angesprochen wurde, drückt sich auch<br />

durch Bewilligungen der öffentlichen Hand aus. Wenn Krankenkassen Hilfsmittel für die mobile Pflege<br />

nicht bewilligen mit der Begründung, diese würden nicht den PatientInnen sondern nur der Pflegeperson<br />

helfen, gewinnen die Beschäftigten nicht unbedingt den Eindruck, ihre Arbeit würde geschätzt: „Von<br />

den Krankenkassen wird so gut wie nichts mehr bewilligt, wegen der Sparmaßnahmen. Ein Krankenbett<br />

bekommt man für zu Hause nur mehr ganz ganz selten, weil in der Ablehnung steht dann drinnen, das<br />

dient nicht dem Patienten sondern der Erleichterung der Pflege, das heißt, das Krankenbett ist eigentlich<br />

für mich und nicht für den Patienten.“ (Bruno Binder: 12)<br />

Warum die Krankenkassa die PflegerInnen nicht mehr dabei unterstützt, die Rahmenbedingungen ihrer<br />

Arbeit zu verbessern ist vor allem deshalb unverständlich, weil einerseits die mobile Pflege für die<br />

Krankenkassen noch <strong>im</strong>mer viel günstiger kommt als die stationäre und andererseits körperliche<br />

Beeinträchtigungen der Pflegepersonen auch bei der Krankenkassa zu Buche schlagen.<br />

Psychische Belastungen<br />

Die Frage der Abgrenzung wurde früher schon erwähnt. Sie stellt sich in der Hauskrankenpflege noch<br />

brisanter als in der stationären Pflege, da der Kontakt mit der Familie der KundInnen enger ist und<br />

PflegerInnen auch gefordert sind, bei Konflikten zwischen Angehörigen und KundInnen zu vermitteln.<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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