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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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Von manchen PflegerInnen werden die Angehörigen als anstren<strong>gender</strong> als die KundInnen beschrieben,<br />

da sie sich oft einmischen und über die KundInnen best<strong>im</strong>men. Hier die Grenzen der Zuständigkeiten zu<br />

finden, fällt manchen Pflegepersonen schwer:<br />

“… und psychisch ist es doch sehr häufig, dass man sich in das Familienumfeld reinziehen läßt, also<br />

das, was ich auch mit Grenzen ziehen und setzen gemeint habe, dass man das auch lernen muss <strong>im</strong><br />

psychischen Bereich auch einmal nein zu sagen, das ist nicht meine Verantwortung, also da sehe ich<br />

<strong>im</strong>mer wieder, dass sich manche zu sehr hineinziehen lassen, also das sind so die größeren<br />

Belastungen“(Anita Amon: 7)<br />

Birgit Beer und Belinda Banner beschreiben die Verantwortung in der Hauskrankenpflege auch deshalb<br />

als größer, weil sie sich für das gesamte Umfeld der KundInnen mitverantwortlich fühlen, wenn diese<br />

alleinstehend sind. Dann geht es nicht mehr nur um die Körperpflege, sondern dann kümmern sich<br />

PflegerInnen oft auch darum, dass KundInnen etwas zu essen haben, die Rechnungen gezahlt werden<br />

und ein neuer Kühlschrank angeschafft wird. PflegerInnen sehen sich also gefordert, neben ihrem Beruf<br />

auch sozialarbeiterische Fähigkeiten zu entwickeln.<br />

Außerdem kann der Umgang mit sturen KundInnen schwierig sein und es fällt PflegerInnen nicht <strong>im</strong>mer<br />

leicht, sich durchzusetzen, wie Clara Cerny beschreibt:<br />

„Ein wesentlicher Unterschied zu einem Krankenhaus sind Krisen und Konfliktgespräche. Wir sind<br />

zuhause der Gast des Kunden. Wenn du Patientin <strong>im</strong> Krankenhaus bist, bist du der Gast des<br />

Krankenhauses. Und das möchte ich sehen, wie oft da sich wirklich Patienten <strong>im</strong> Krankenhaus völlig<br />

offen beschweren und sagen: ‚Ich möchte nicht das Abendessen um 17 Uhr!’.“(Clara Cerny: 23)<br />

Interessant scheint, dass nur Clara Cerny Überforderungen durch die Konfrontation mit Krankheit und<br />

Tod anspricht, die sie vor allem bei jungen MitarbeiterInnen erlebt hat. Da alle InterviewpartnerInnen<br />

älter als 35 Jahre sind, nehmen wir an, dass der Umgang mit dieser Thematik für PflegerInnen mit<br />

steigendem Alter selbstverständlicher wird. Bruno Binder betont aber, dass Abschalten nach der Arbeit<br />

essenziell ist, da man tagtäglich mit kranken und sterbenden Menschen arbeitet.<br />

Zur Bewältigung psychischer Belastungen in der Hauskrankenpflege würde sich Belinda Banner<br />

Supervision oder Coaching wünschen, allerdings stehen dafür in ihrer Organisation nur zwei Stunden <strong>im</strong><br />

Jahr zur Verfügung. Einige InterviewpartnerInnen berichten auch, dass Supervision beantragt werden<br />

müsse und einem Eingeständnis gleichkommt, das Team könne Probleme nicht bewältigen, mit denen<br />

andere sehr wohl ohne Unterstützung fertig würden.<br />

Christian Cech erzählt aus seinem Team, dass es kaum Supervision gibt, weil unter seinen Kolleginnen<br />

eigentlich kein Interesse besteht, sich wirklich intensiv miteinender auseinander zu setzen, wenn es<br />

Schwierigkeiten gibt. Damit widerspricht er genau den Erfahrungen von Birgit Beer und Beate Bacher,<br />

die eher Männer als „Supervisionsverhinderer“ erlebt haben, weil sie seltener zugeben, überlastet zu sein<br />

und sich seltener Hilfe holen. „Ich höre es ja auch bei uns <strong>im</strong>mer wenn man das anspricht, Supervision<br />

oder so, die bringen das ins Lächerliche:“(Beate Bacher: 18)<br />

Hohe Flexibilitätsanforderungen<br />

Die flexiblen Arbeitszeiten werden von vielen InterviewpartnerInnen als Vorteil der mobilen Pflege<br />

genannt, nicht zuletzt um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Bei näherem Nachfragen<br />

entpuppt sich diese Flexibilität aber auch manchmal als Belastung. Birgit Beer erzählt beispielsweise,<br />

dass die Dienstplanung auf Grund von Urlauben und Krankenständen meist nur auf dem Papier bestehe,<br />

und dass ihr auffalle, dass die meisten Frauen ein schlechtes Gewissen ihren Familien gegenüber hätten,<br />

was sie von Männern unterscheidet.<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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