chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...
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entweder mehr administrative Tätigkeiten zu bekommen oder bewerben sich gleich für höhere<br />
Positionen. Prestige spielt bei Männern eine deutlich größere Rolle, so die Erfahrungen einer<br />
Pflegedienstleiterin: „Die Ambitionen bei den Männern, sind schon sehr in der Führung, also. Das merkt<br />
man einfach, dass sie sofort in der Richtung Vertretungstätigkeit, Stationsleitung etc. gehen. Gibt es<br />
irgendwelche Konflikte, fühlen sie sich sofort berufen, Redner zu werden.“ (Gunda Gindl: 12,<br />
Pflegehe<strong>im</strong>)<br />
Frauen ziehen oft die Arbeit mit den PatientInnen den Führungsaufgaben vor, auch wenn diese mit mehr<br />
Prestige, Macht, Handlungsmöglichkeiten und besseren Gehältern verbunden sind. Abgesehen davon<br />
wird häufig festgestellt, dass sich Frauen Führungsaufgaben nicht zutrauen, dass sie vor der<br />
Verantwortung oder vor dem administrativen Mehraufwand zurückschrecken. Sie bleiben freiwillig in<br />
der „zweiten“ Reihe und lassen Männern den Vortritt. „Die Männer gehen schon eher in die<br />
qualifizierteren Tätigkeiten, also a bissel in die Organisation, eher ich sage es jetzt mal einfach<br />
Schreibtischtätigkeiten. Und die einfacheren Tätigkeiten, wie es gehört, z.B. Umgebung desinfizieren,<br />
oder so, dazu, eher die Frauen. Und die Frauen sind auch wenn ein Mann noch da ist, eher gewillt, diese<br />
niederen Tätigkeiten zu tun, als wenn es die Kollegin wäre. Da tun sie sich oft schwerer“ (Gunda Gindl:<br />
12).<br />
Um Frauen in verantwortliche Positionen (Stationsleitung) zu bringen, braucht es nach Meinung der<br />
interviewten Führungskräfte zusätzliche Motivation, Ermunterung, Ansporn. „Da sind Frauen befragt<br />
worden, …; dann haben sie gesagt, die hätten sich das sowieso nicht zugetraut. […] Gefragte Frauen,<br />
die müssen alle möglichen Anstöße bekommen, das ‚Du kannst doch das’ und so.“ (Gunda Gindl: 7)<br />
Ein Grund von Frauen, sich gegen eine Führungsposition zu entscheiden, sind die Probleme und<br />
Schwierigkeiten, die erwartet werden. In der Tat ist es so, dass sich weibliche Führungskräfte auch in der<br />
Pflege schwerer tun, sich durchzusetzen und akzeptiert zu werden als ihre männlichen Kollegen.<br />
Weibliche Pflegedienstleiterinnen thematisieren in den Interviews die Schwierigkeiten, die mit der<br />
Übernahme ihrer Posten verbunden waren. Häufig gab es seitens der He<strong>im</strong>leitung wenig Unterstützung,<br />
aus der KollegInnenschaft ebenso wenig, oft hingegen Neid bis hin zu Mobbing. Frida Fitz beschreibt<br />
ihre Situation so: „ …und dann habe ich mich so rein gestürzt in das Zeug und muss sagen, von den<br />
Mitarbeitern keine Unterstützung, sondern man hat nur gesucht: alles was ich machte war negativ und<br />
falsch.“ (Frida Fitz: 13, Pflegehe<strong>im</strong>). Die Anerkennung seitens der KollegInnenschaft musste meist erst<br />
hart erkämpft werden, in der Regel waren sie dabei auf sich selbst gestellt, haben sich zum Teil extern<br />
(z.B. Coaching) oder bei der Familie Hilfe geholt.<br />
Anita Amon (mobile Pflege) vermutet, dass sich Männer in der Pflege grundsätzlich bessere<br />
Karrieremöglichkeiten ausrechnen da es ein Frauenberuf ist. Die Karrieremöglichkeiten der Frauen<br />
schätzt sie aufgrund der häufigen Alleinzuständigkeit für familiäre Betreuungspflichten schlechter ein.<br />
Gesellschaftliche Rollenzuschreibungen und Klischees spielen dabei eine wesentliche Rolle. So werden<br />
Frauen <strong>im</strong>mer noch als hauptverantwortlich für Familienarbeit, Kindererziehung und Haushalt<br />
betrachtet. Hanna Haas vermutet, dass dies nicht nur bei der Frage nach der Rückkehr in den Beruf,<br />
sondern insbesondere auch bei den Überlegungen zur Annahme einer Führungsposition eine zentrale<br />
Bedeutung hat: „…die Frauen haben <strong>im</strong>mer diese Zweifachposition, wenn man Kinder dahe<strong>im</strong> hat,<br />
Kinder, Familie, Haushalt, und <strong>im</strong> Beruf. Und, ja. Eine Stationsleitung muss schon voll da sein“ (Hanna<br />
Haas: 10, Pflegehe<strong>im</strong>) Auch Gunda Gindl erlebt die Vereinbarkeitsproblematik in der alltäglichen<br />
Praxis: „Ich erlebe es schon, dass die jungen Mütter ständig mit Ängsten mit schlechten Gewissen<br />
herumlaufen, Dass sie es nirgends ablegen und sagen: die und die Zeit bin ich dahe<strong>im</strong>, die und die Zeit<br />
gehe ich arbeiten. Ich erlebe sie ständig in dem Spagat, die dort nicht ganz sind und da nicht ganz sind“<br />
(Gunda Gindl: 10, Pflegehe<strong>im</strong>).<br />
<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />
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