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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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Abgesehen von den unregelmäßigen Dienstzeiten werden außerdem arbeitsintensive Tageszeiten – am<br />

Morgen, zu Mittag - als belastend erlebt:<br />

Körperliche Belastungen<br />

Die körperliche Anstrengung und Belastung durch Pflegetätigkeiten wurde in allen Fokusgruppen und<br />

ExpertInneninterviews thematisiert. Allerdings zeigten sich hier klare Unterschiede zwischen Frauen und<br />

Männern, ebenso wie zwischen He<strong>im</strong>en mit guter oder ungenü<strong>gender</strong> Ausstattung mit technischen<br />

Hilfsmitteln. Private Pflegehe<strong>im</strong>e scheinen eher schlecht ausgestattet zu sein, in den meisten der LPPH<br />

gab es eine grundsätzliche Zufriedenheit mit der technischen Infrastruktur. Kritisiert wurden allerdings<br />

die lange Antrags- und Bewilligungsphase sowie die bürokratischen Hürden und Wartezeiten. Edgar<br />

Eder erläutert das am Beispiel der Anschaffung eines neues Lifters: „Wenn du heuer einen Antrag stellst,<br />

also 2006 kommst du drauf, ich hab solche schweren Pflegefälle, der alte Lifter macht es nicht mehr, wir<br />

brauchen einen neuen, wird das einmal für 2007 ins Budget hinein genommen. Dann wird 2007 der<br />

Antrag gestellt, ob das eh budgetiert wird, und dann wird es abgelehnt, dann kannst du warten bis<br />

frühestens 2008, ob das überhaupt bewilligt wird.“ (Edgar Eder: 25)<br />

Aufgrund der Tonnen, die tagtäglich von den Pflegekräften bewegt werden, haben viele Beschäftigte<br />

Rückenbeschwerden. Ingo Isper meint, dass er keine KollegInnen über 45 Jahren kennt, die keine<br />

Kreuzschmerzen haben. Für Gabi Gruber verstärkt sich die körperliche Belastung extrem, wenn<br />

Arbeiten, die normalerweise zu zweit gemacht werden, alleine zu machen sind. Sie hat danach meist mit<br />

starken Kreuzbeschwerden zu kämpfen, wodurch ihr Pflegealltag nicht einfacher wird.<br />

Da in den Fokusgruppen nur wenige ArbeitnehmerInnen <strong>im</strong> Alter über 50 Jahren vertreten waren, war<br />

die Frage, wie ältere Pflegekräfte, mit zum Teil erheblichen berufsbedingten gesundheitlichen<br />

Problemen (z.B. Abnützungen des Bewegungsapparats), ihren Aufgaben noch adäquat nachkommen<br />

sollen, nur vereinzelt Thema. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich diese Problemstellung<br />

verschärfen wird, wobei sich Karenz- und Familienzeiten für Frauen besonders nachteilig auswirken<br />

können: „Inzwischen, weil ich die lange Kinderpause gehabt habe, muss ich wirklich bis 60 <strong>im</strong> Beruf<br />

bleiben, und ich muss sagen es ist sehr schwer, also man kämpft dann schon auch mit dem Alter,<br />

überhaupt die rasante Entwicklung jetzt. Ich hab schlaflose Nächte, ich sag es ganz ehrlich.“ (Gitta<br />

Götz: 2)<br />

Für Gunda Gindl erscheint es unmöglich, dass 60- oder 65jährige ArbeitnehmerInnen aktiv in der<br />

Pflegearbeit tätig sind. „Weil alle die so um die 50 sind, haben Probleme mit den Bandscheiben, alle,<br />

wage ich zu behaupten, <strong>im</strong> gesamten Bewegungsapparat, also wirklich man kann sagen, alle... Es sind<br />

die Leute, die gut 50 sind, so ab 55, da merkt man, die haben abgeschlossen, die sind psychisch so, da<br />

gibt es nur mehr eines, hoffentlich kann ich bald gehen, die nutzen von Krankenstand bis Kur alles aus.<br />

Die können n<strong>im</strong>mer, das hat mit arbeiten wollen oder was nichts mehr zu tun. Das gibt es nicht. Das sind<br />

Riesenängste“ (Gunda Gindl: 22). Ähnlich wie in anderen körperlich anstrengenden Berufen stellt sich<br />

auch in der Pflege die Frage des Älterwerdens <strong>im</strong> Job und gilt es, sich damit auseinanderzusetzen, wie<br />

ArbeitnehmerInnen ein Verbleib <strong>im</strong> Beruf bis zur Pensionierung ermöglicht werden kann.<br />

Weitere Problemfelder<br />

Neben diesen vier zentralen Problemfeldern haben die InterviewpartnerInnen weitere Belastungen<br />

angesprochen, die hier kurz zusammengefasst werden sollen:<br />

- Viele der interviewten Pflegekräfte fühlen sich <strong>im</strong> Vergleich zu dem was sie leisten (müssen), aber<br />

auch <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Berufen, unterbezahlt. Die Pflegearbeit ist körperlich und psychisch<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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