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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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„Also, wenn die jetzt eine Woche durcharbeiten müssen aus ebendiesen Gründen, und die Kinder kaum<br />

oder nur am Abend sehen, dann frisst sie noch zusätzlich das schlechte Gewissen auf.“ (Birgit Beer: 10)<br />

So sehr v. a. die Frauen an der Hauskrankenpflege schätzen, dass Pflegeurlaube kein Problem sind, wenn<br />

Kinder krank sind, erleben sie es doch als Nachteil, bei Krankenständen von KollegInnen einspringen zu<br />

müssen „… weil das ist nicht so wie in einem anderen Beruf in einem Büro: Na gut, dann sind halt statt<br />

drei Personen nur zwei da.“ (Beate Bacher: 10)<br />

Außerdem verhindern manche KundInnen eine flexible Zeiteinteilung weil sie auf best<strong>im</strong>mte<br />

Betreuungstermine bestehen und dadurch Zeitdruck entsteht.<br />

Auch die Arbeitszeiten sind bei näherer Betrachtung für die PflegerInnen nicht <strong>im</strong>mer von Vorteil.<br />

Manchmal dauern Abenddienste bis 20:30 Uhr oder sogar bis 22:00 Uhr, ohne dass man dafür Zulagen<br />

bekommt. Außerdem wird auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet.<br />

Weitere Problemfelder<br />

Neben den vier beschriebenen zentralen Problemfeldern wurden von den InterviewpartnerInnen noch<br />

weitere Belastungen genannt, die hier nun kurz angeführt werden:<br />

- Obwohl den PflegerInnen das Autofahren manchmal eine willkommene Pause zwischen den<br />

einzelnen KundInnen ist, stellt es doch auch eine Belastung dar. Während des Autofahrens kann man<br />

nicht nur abschalten, man muss sich auch auf den Verkehr konzentrieren. Es besteht erhöhte<br />

Unfallgefahr, wenn man <strong>im</strong> Kopf noch mit den KundInnen beschäftigt ist. Außerdem ist Autofahren<br />

<strong>im</strong> Sommer wegen der Hitze und <strong>im</strong> Winter wegen erschwerter Fahrbedingungen anstrengend. Und<br />

in manchen Organisationen sind die PflegerInnen für die Wartung ihrer Fahrzeuge selbst<br />

verantwortlich, bzw. müssen mit ihrem Privat-PKW fahren.<br />

- Die Zusammenarbeit mit ÄrztInnen wird manchmal als schwierig beschrieben, da manche von<br />

best<strong>im</strong>mten Organisationen der Hauskrankenpflege nichts halten. Schwierig wird es, wenn<br />

Verschreibungen verweigert werden. Clara Cerny betont, dass die Kommunikation mit Ärzten vor<br />

allem für Frauen, die sich ihrer Rolle und Kompetenzen nicht bewusst sind, schwierig ist. Ärzte<br />

verhalten sich Pflegern gegenüber anders als gegenüber Pflegerinnen.<br />

- Interviewpartnerinnen aus einer Organisation sprechen auch die Konkurrenz aus dem Ausland als<br />

Belastung an. Entweder werden KundInnen an tschechische Schwestern verloren oder die<br />

Zusammenarbeit ist aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten kompliziert. Bei Komplikationen<br />

stellt sich die Frage der Schuld und die Qualifikation des tschechischen Pflegepersonals wird von<br />

den Interviewpartnerinnen angezweifelt. Problematisch sieht Anita Amon auch, dass sich die<br />

tschechischen PflegerInnen weder an Arbeitszeit- noch Berufsgesetze halten. Außerdem ist durch die<br />

nicht erfassten tschechischen Pflegekräfte die Statistik verzerrt und falls diese PflegerInnen den<br />

österreichischen Arbeitsmarkt wieder verlassen, befürchtet Anita Amon einen eklatanten<br />

Pflegenotstand in der mobilen Pflege.<br />

- Der Anteil der diplomierten KrankenpflegerInnen geht in der Hauskrankenpflege zurück. Dadurch<br />

gelangen sie verstärkt in leitende Funktionen und pflegen selbst <strong>im</strong>mer weniger. Sie müssen die<br />

Verantwortung für <strong>im</strong>mer mehr KundInnen tragen, die von niedriger qualifizierten PflegerInnen<br />

betreut werden. Auch He<strong>im</strong>helferInnen übernehmen <strong>im</strong>mer mehr Pflegetätigkeiten, obwohl sie dafür<br />

nicht ausgebildet sind 16 . Diese Entwicklung gefährdet die Pflegequalität. Außerdem belastet die<br />

16 Die Aufgaben und die Ausbildung von He<strong>im</strong>helferInnen wurden in der 76. Vereinbarung gemäß Art 15a v-VG<br />

zwischen Bund und den Ländern über Sozialbetreuungsberufe 2006 neu geregelt, He<strong>im</strong>helferInnen sind<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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