chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...
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- Zunehmender Leistungs- und Zeitdruck (Einsparungen, Pflegeschlüssel, Fremdtätigkeiten,<br />
Bürokratisierung)<br />
- Unregelmäßige Arbeitszeiten und schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben<br />
- Körperliche Belastungen, zum Teil verstärkt durch einen Mangel an technischen Hilfsmitteln<br />
Der zentrale und sich quer über alle Problemfelder ziehende Lösungsansatz ist die Aufstockung des<br />
Pflegepersonals. Mit zusätzlichen Pflegekräften könnten viele der angeführten Belastungen verringert<br />
und auch die erreichte Qualität in der Pflege langfristig abgesichert werden.<br />
Um den vielfältigen psychischen Belastungen zu begegnen, sollte regelmäßige Supervision angeboten<br />
werden. Diese ist so flexibel zu gestalten, dass sie allen Beschäftigten die Möglichkeit bietet, daran<br />
teilzunehmen und grundsätzlich während der Dienstzeit stattfindet. Um den unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen gerecht zu werden, sollten sowohl Gruppen- wie auch Einzelgespräche zulässig sein.<br />
Wichtig ist es dabei, dass die Führungskräfte ihre MitarbeiterInnen motivieren und zur Teilnahme<br />
auffordern. Um Belastungen aufgrund der hohen Verantwortung während der Nachtdienste für<br />
Diplomierte zu verringern, sollte eine zweite diplomierte Pflegekraft Bereitschaftsdienst übernehmen,<br />
um <strong>im</strong> Notfall eingreifen zu können. Da ein Bereitschaftsdienst jedoch nur vor Ort sinnvoll erscheint,<br />
verursacht er fast idente Kosten wie eine zweite diplomierte Pflegekraft <strong>im</strong> Nachtdienst. Überlegenswert<br />
erscheint hier ein/e zusätzliche/r Pflegehelfer/in, der/die der diplomierten Pflegekraft ermöglicht,<br />
zwischen den einzelnen Stationen zu pendeln, ohne eine Station unbesetzt zu lassen.<br />
Eine Neuberechnung des Pflegeschlüssels mit einer Aufwertung psychologischer Betreuung durch die<br />
Pflegekräfte sowie mehr Zeit für Mobilisierung, Gespräche etc. wird gefordert, um das Problem des<br />
ständig steigenden Zeit- und Leistungsdrucks zu reduzieren. Zusätzlich sollte die Pflegearbeit von<br />
pflegefremden Tätigkeiten entlastet und administrative Kräfte für koordinierende Aufgaben, die<br />
Organisation von Material oder Medikamenten usw. eingesetzt werden. Entgegen den Wünschen<br />
mancher InterviewpartnerInnen ist es jedoch nicht möglich, die Pflegedokumentation – eine zentrale<br />
Aufgabe des Pflegepersonals – an administrative Kräfte auszulagern. Im Hinblick auf die Einschulung in<br />
das neue EDV-System ist ein zielgruppenspezifischer Ansatz zu forcieren, um vor allem älteren<br />
ArbeitnehmerInnen Ängste und Scheu vor dem Computer zu nehmen.<br />
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern, ist auf eine möglichst flexible<br />
Dienstplangestaltung zu achten. Hier wären Schulungen und/oder der Austausch mit anderen<br />
Führungskräften wichtig, um aus deren Erfahrungen Anleitungen für die eigene Umsetzung zu<br />
bekommen. Eine Möglichkeit wären regelmäßig stattfindende Regionalgruppentreffen von<br />
Stationsleitungen, wie sie <strong>im</strong> Waldviertel bereits sehr erfolgreich durchgeführt werden. Diese sollten 2<br />
Mal jährlich angeboten werden. Darüber hinaus sollte ein adäquater Ausgleich für jene Arbeitszeiten<br />
gefunden werden, in denen KollegInnen für erkrankte KollegInnen einspringen. Insbesondere ist die<br />
Ungleichbehandlung zwischen Vollzeit- und Teilzeitkräften zu überdenken.<br />
Für die Reduktion körperlicher Belastungen sollte eine flächendeckende Grundausstattung mit<br />
technischen Hilfsmitteln angestrebt und Wartezeiten auf neue Geräte verkürzt werden. Neben<br />
regelmäßigen Schulungen sollten auch Gymnastikeinheiten angeboten und Gesundheitsförderung aktiv<br />
betrieben werden.<br />
<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />
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