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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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spw. ihre Station wegen solcher BewohnerInnen verlassen müssen, um auf einer anderen<br />

einzuspringen.<br />

Wird jedoch die psychische Betreuung der BewohnerInnen in den Pflegeschlüssel einbezogen, bedeutet<br />

dies eine Tariferhöhung für die Angehörigen, die oft nicht leistbar ist. Insofern wäre notwendig, die<br />

psychische Betreuung der BewohnerInnen bei der Pflegegeldeinstufung zu berücksichtigen.<br />

In allen Fokusgruppen, aber auch bei den Interviews mit den Führungskräften wurde auf dieses Problem<br />

hingewiesen. Vielen diplomierten Kräften machen die Verantwortung während der Nachtdienste und die<br />

zum Teil fehlende Unterstützung seitens der Ärzte stark zu schaffen. Neben der knappen<br />

Personalausstattung, „...ich habe <strong>im</strong> Nachtdienst ein Pflegepersonal für 40 Bewohner, auf der zweiten<br />

Station ebenfalls einer für 40 Bewohner, auf einer Station ist es ein Diplomierter, auf der anderen<br />

Station ein Pflegehelfer. Es ist <strong>im</strong>mer ein Diplomierter für 80 Leute verantwortlich, und das ist schon<br />

eine Belastung“ (Hanna Haas: 16), ergibt sich eine weitere Schwierigkeit daraus, dass die diplomierten<br />

Fachkräfte auch für BewohnerInnen verantwortlich sind, die nicht ihrer Station angehören, deren<br />

Krankengeschichten sie also nur oberflächlich kennen. In kritischen Situationen bleibt keine Zeit, um<br />

sich noch einzulesen, Entscheidungen müssen dann rasch getroffen werden. Abgesehen vom hohen<br />

Stressfaktor kommt hier auch die Frage der Haftung hinzu. Ein Betriebsrat weist in diesem<br />

Zusammenhang auf die ihm gegenüber geäußerten Ängste des Personals hin, die es zu klären und ernst<br />

zu nehmen gilt: „…kann ich <strong>im</strong> Nachdienst eine Station verlassen, um auf die nächste zu eilen? Wenn<br />

aber etwas passiert, gibt es ein Haftungsproblem“ (Friedbert Falk: 14).<br />

Neben der Auseinandersetzung mit schwierigen BewohnerInnen kommen auch Konflikte mit<br />

Angehörigen hinzu, die viele PflegerInnen als sehr problematisch erleben. Oftmals haben diese ein<br />

schlechtes Gewissen, weil sie Familienmitglieder nicht selbst pflegen (können) und stellen mitunter<br />

unmöglich zu erfüllende Anforderungen an das He<strong>im</strong> bzw. das Pflegepersonal. „…die verlangen mehr<br />

Pflege, sie zahlen ja auch viel, nicht, und das wird den Bewohnern und den Angehörigen auch bewusst<br />

dann, dass sie das ruhig verlangen können, und wenn das nicht erbracht wird, dann können sie auch<br />

irgendwo hingehen. Und die Qualitätsanforderungen an und für sich, das Level steigt auch, weil man<br />

muss alles beweisen dass man es eh richtig gemacht hat..“ (Gitta Götz: 7). Andere wiederum akzeptieren<br />

best<strong>im</strong>mte Pflegekräfte nicht oder wenden sich selbst bei Kleinigkeiten direkt an die He<strong>im</strong>leitung. Diese<br />

hat jedoch zumeist wenig Einblick in den Pflegealltag, wodurch zum Teil Zusagen gemacht werden, die<br />

nur schwer eingehalten und umgesetzt werden können. Das Pflegepersonal erlebt sich hier in einer Art<br />

„Sandwich-Position“, also einerseits gefordert zu sein, die Anforderungen von oben (aus der<br />

Verwaltung, der Politik etc.) zu erfüllen und andererseits den Wünschen und Forderungen von unten<br />

(Angehörige der BewohnerInnen) gerecht zu werden, wird als sehr belastend empfunden. Eine gute und<br />

qualitätsvolle Pflege kann nur gelingen, wenn die Angehörigen miteinbezogen werden und die<br />

Verantwortung für die Pflege bei den Fachkräften verbleibt: „Man würde vielen Diskussionen oder<br />

Konflikten aus dem Weg gehen, wenn man die Pflege dorthin stellt wo sie hingehört und den<br />

Angehörigen auch sagt: ‚Wenden Sie sich an die qualifizierte Pflegeperson, oder wenden Sie sich an die<br />

Pflegedienstleitung’. Pflege ist Pflege, solange Pflege bei anderen, von anderen... solange die<br />

Verwaltung da noch in der Pflege mitspricht wird sich da nie was ändern“ (Gerti Gabler: 20).<br />

Aufgrund der Vielfalt an psychischen Belastungen sind die Pflegekräfte auch vermehrt von Burn-Out<br />

bedroht. Dies trifft jüngere, aber in noch stärkerem Ausmaß ältere PflegerInnen, „weil ich muss wirklich<br />

sagen, wenn ich jetzt 30 Jahre nur mit Alten, Gebrechlichen, Sterbenden, Dementen arbeite, ja, da gibt<br />

es nix anders, als dass man irgendwo ausgebrannt ist, umlegt, abschaltet und das nur mehr irgendwie<br />

macht und sich n<strong>im</strong>mer engagiert“ (Gunda Gindl: 23). Doch die Inanspruchnahme von Krankenstand,<br />

um sich bspw. von Burn-Out-Symptomen zu erholen, erzeugt neuen Druck. So müssen KollegInnen<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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