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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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9. Problemfelder und Lösungsansätze in der mobilen Pflege<br />

9.1. PROBLEMFELDER IN DER MOBILEN PFLEGE<br />

Der Großteil der Problemfelder, die <strong>im</strong> Rahmen der Fokusgruppen und der Interviews in der mobilen<br />

Pflege identifiziert wurden, lassen sich vier Bereichen zuordnen:<br />

- Mangelnde Anerkennung der Arbeit durch Gesellschaft, ArbeitgeberInnen, KundInnen und<br />

deren Angehörige<br />

- Körperliche Belastungen, verstärkt durch fehlende Hilfsmittel<br />

- Psychische Belastungen (durch Konfrontation mit Krankheit, Tod, Konflikten) und fehlende<br />

Abgrenzung<br />

- Hohe Flexibilitätsanforderungen<br />

Neben diesen vier zentralen Problemfeldern werden von Einzelnen oder Gruppen noch verschiedene<br />

andere Schwierigkeiten angesprochen.<br />

Mangelnde Anerkennung<br />

Auffallend häufig wird in Interviews wie in Gruppendiskussionen angesprochen, dass die Arbeit, die in<br />

der mobilen Pflege geleistet wird, von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt wird. Hinter dieser<br />

allgemeinen Formulierung verbergen sich verschiedenste Symptome für dieses Problem. Ein zentrales<br />

Moment, an dem die Frauen einer Fokusgruppe dies festmachen ist die Unterbezahlung:<br />

„Also mir geht es oft so dass ich hör: Ja, es ist ein Wahnsinn was ihr leistet (...). Und da denke ich oft,<br />

ich glaub, dass der Beruf sag ich jetzt mal unterbezahlt ist.“ (Andrea Adler: 14)<br />

Für das, was sie leisten, verdienen die PflegerInnen zu wenig. Das meint auch Bruno Binder. Ein Grund<br />

dafür ist vor allem auch unbezahlte Arbeitszeit. Bei einem Träger ist die Fahrtzeitabrechnung so<br />

unglücklich organisiert, dass sie die PflegerInnen häufig nicht bezahlt bekommen.<br />

„Ich bin jetzt zum Beispiel um sieben weggefahren, und um 11:45 war ich wieder dahe<strong>im</strong>, und habe aber<br />

auf meinem Dienstplan nur bis 10:45, also eine Stunde ist mir irgendwo abhanden gekommen.“<br />

(Angelika Adam: 8)<br />

Auch die regionale Pflegeleiterin Anita Amon betont, dass hier eine offizielle Regelung notwendig wäre.<br />

Dies spielt stark mit der generellen Zahlungsbereitschaft der KundInnen und Angehörigen zusammen,<br />

die einerseits oft nicht verstehen, warum sie für Fahrtzeiten aufkommen sollen: Ich denke bei jedem<br />

Handwerker, der schreibt automatisch seine Fahrzeit drauf und du zahlst.“ (Anita Amon: 8) Diese<br />

Selbstverständlichkeit wäre auch in der Pflege wünschenswert. Andererseits versuchen KundInnen und<br />

Angehörige, mehr Arbeitsleistung in weniger Zeit zu bekommen, um weniger zahlen zu müssen:<br />

„Es gibt Belastungen, dass die Leute dann jammern. Den meisten geht es darum, dass sie so viel<br />

bezahlen müssen, die Kunden. Und meistens sind nicht die betreuten Personen, die das Problem sind,<br />

sondern meistens sind es die Angehörigen, und da sind meistens die Zeitprobleme und: ‚da brauche ich<br />

doch soviel und darf ich angeblich nicht soviel schreiben’ und so.“ (Clemens Christ: 9)<br />

In Clemens Christs Beschreibung zeichnet sich schon ab, was auch Pflegedirektorin Clara Cerny <strong>im</strong><br />

Interview feststellt: Manche Pflegepersonen setzen sich selbst unter Zeitdruck um den KundInnen einen<br />

Gefallen zu tun und die Pflegekosten zu reduzieren. Clara Cerny bezeichnet dies als ein Dilemma der<br />

helfenden Beziehung.<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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