chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...
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10. Problemfelder und Lösungsansätze in der Ausbildung<br />
10.1. PROBLEMFELDER IN DER AUSBILDUNG<br />
Die Problemfelder, die <strong>im</strong> Rahmen der Fokusgruppen in der Ausbildung identifiziert wurden, lassen sich<br />
drei Bereichen zuordnen: Der Diskrepanz von der in der Ausbildung vermittelten Theorie und der<br />
Pflegepraxis, dem Sonderstatus der Ausbildung, i.e. dem Status der LehrerInnen und Auszubildenden<br />
und dem Image der Pflege und Pflegeausbildung:<br />
Das Verhältnis von Theorie und Praxis in der Pflege<br />
„Man vermittelt in der Schule theoretisch, hat nicht die Zeit, es dem Schüler praktisch zu vermitteln,<br />
damit er an Sicherheit gewinnt, sondern schickt ihn in die Praxis und dort wird er mit einer Vielzahl von<br />
Interpretationsmöglichkeiten konfrontiert. (…) Mit dem ersten Praktikum verändert sich die Einstellung<br />
zum Beruf schlagartig, weil sie die Verbindung von Theorie und Praxis nicht mehr sehen.“ (Karl Kupfer<br />
Kupfer: 16)<br />
Die Teilnehmenden der Fokusgruppen sehen eine große Kluft zwischen der in der Ausbildung<br />
vermittelten Theorie und der praktischen Ausführung. In der Theorie hat eine Modernisierung<br />
stattgefunden, die sich bedingt durch fehlende Informationen, Ressourcen und festgeschriebene<br />
Strukturen <strong>im</strong> Alltag von Krankenhäusern, Pflegehe<strong>im</strong>en und in der Hauskrankenpflege nur partiell<br />
durchsetzen kann. „Das Pflegeverständnis hat sich enorm gewandelt in den letzten Jahren und das<br />
Personal hat diesen Wandel nicht oder nur zum Teil mitgemacht, weil auch die Informationen oder<br />
Strukturen nicht vorhanden waren.“ (Lisa Lenz: 11) Das Problem zeigt sich vor allem bei SchülerInnen,<br />
die frustriert von ihren Praktika in die Schule zurückkehren, weil das Gelernte nicht angewendet werden<br />
konnte bzw. konkret Widerstand geleistet wurde und somit die Verbindung von Theorie und Praxis nicht<br />
mehr sichtbar war. Kritik wird von einzelnen InterviewpartnerInnen speziell an Pflegehe<strong>im</strong>en geübt, in<br />
denen manche SchülerInnen schlechte Erfahrungen machten. Diesbezüglich wären auch die Schulen<br />
gefordert, aus den negativen Erfahrungen Konsequenzen zu ziehen und diese Praktikumsstellen nicht<br />
mehr zu besetzen.<br />
Im Gegensatz zum Pflegehe<strong>im</strong> wird von Praktika in der Hauskrankenpflege mehrheitlich Positives<br />
berichtet. Hier scheint das Pflegepersonal sehr an dem neuen Wissen interessiert zu sein, das die<br />
SchülerInnen aus der Ausbildung mitbringen. Die Praktikumssituation ist in der mobilen Pflege für die<br />
SchülerInnen eine bevorzugte, da sie hier eine direkte und individuelle Praktikumsbetreuung genießen,<br />
die <strong>im</strong> He<strong>im</strong> nicht möglich ist. Sie begleiten als einzige/r SchülerIn eine Pflegekraft bei ihrer Arbeit.<br />
Aus der Sicht der Praktizierenden scheint die Theorie oft zu praxisfern, sobald es nicht um<br />
handwerkliche Komponenten geht. „Das wird abgetan mit: Das brauchen wir nicht, darüber denken wir<br />
auch nicht nach, da haben wir keine Zeit dazu. Wenn es um Abstraktes geht, hat die Theorie einen<br />
schweren Stand.“ (Marina Maurer: 10) Die Ursache der Diskrepanz wird zum Teil <strong>im</strong> offen gestalteten<br />
Curriculum gesehen, das von den Lehrenden einerseits grundsätzlich positiv beurteilt wird, da es<br />
individuellen Spielraum offen lässt. Andererseits wirkt diese Möglichkeit zur Auslegung, der jede Schule<br />
in unterschiedlicher Form nachkommt, der Entwicklung von Mindeststandards und einheitlichen,<br />
überprüfbaren Qualitätskriterien entgegen. Je nach Auslegung des Lehrplans gestaltet sich die Kluft<br />
zwischen Theorie und Praxis unterschiedlich groß.<br />
<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />
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