chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...
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praktischen Fertigkeit am Krankenbett.“ (Marina Maurer: 13) Der inoffizielle LehrerInnenstatus<br />
reduziert in Folge das Ansehen bei den KollegInnen, das Selbstbewusstsein der Lehrenden und somit<br />
generell das Ansehen der Ausbildung und der Pflege. Die psychischen oder physischen Belastungen sind<br />
in den Fokusgruppen der Ausbildung eigentlich kein Thema, eine Kollegin spricht aber das Phänomen<br />
an, dass es die PflegeausbildnerInnen schaffen, zwei Berufe zu vereinen, die zu den belasteten<br />
Berufsgruppen zählen: Nämlich die der LehrerInnen und die der PflegerInnen. Nach Sicht der<br />
LehrerInnen werden in ihrem Beruf eine Vielzahl von Aktivitäten vereint, von der Arbeit auf der Station<br />
und mit den PatientInnen, über die SchülerInnenbetreuung und Lehrtätigkeit bis hin zu Organisationsund<br />
Prüfungsarbeit – und trotz allem scheinen Lehrberuf und Lehrpersonal nicht präsent.<br />
Auch der Status von KrankenpflegeschülerInnen entspricht weder dem von Lehrlingen, obwohl sie über<br />
eine Art Arbeitsverhältnis versichert sind, noch dem von SchülerInnen einer regulären Schulausbildung,<br />
noch dem von Studierenden. Die dreijährige Ausbildung, die mit einem Diplom zur Krankenpflege<br />
abschließt, berechtigt nicht zum Studium an einer Hochschule. Abgesehen davon haben die<br />
SchülerInnen bei Eintritt in die Ausbildung ein zu junges Alter für die Herausforderungen des<br />
Pflegeberufs, da die Konfrontation mit Krankheit, Demenz und Tod einer emotionaler Reife und<br />
Lebenserfahrung bedarf, die von Pubertierenden nicht verlangt werden kann. In den<br />
Gruppendiskussionen wird auch das in der Politik diskutierte Pyramidensystem der Pflegeausbildung<br />
angesprochen, das mit der Matura abschließt und in dem jedes Jahr ein Ausstieg mit entsprechender<br />
Berufsqualifikation möglich ist. „Wenn ich nach dem ersten Jahr aussteige, dann komme ich entweder<br />
ohne praktische Erfahrung in den Beruf oder stehe mit 15 oder 16 Jahren am Krankenbett, das halte ich<br />
für absurd.“ (Marina Maurer: 19) „Wenn man so etwas möchte, ist einem nicht klar, was man da einem<br />
jungen Menschen in der Pubertät antut. Unsere jungen Leute sind in diesem Alter noch nicht so weit, das<br />
verkraften zu können.“ (Martha Meier: 19)<br />
Das Image von Pflegeausbildung und Pflegepraxis<br />
Direkt <strong>im</strong> Zusammenhang mit den angesprochenen Problembereichen steht das verbesserungswürdige<br />
Image der Pflege in Gesellschaft und Politik. Als Gründe dafür werden von den GesprächspartnerInnen<br />
der Mangel an Transparenz der Qualitätskriterien und an Bewusstsein über die Aufgaben und<br />
Tätigkeitsbereiche von PflegerInnen und LehrerInnen angegeben. „(…) wenn du hörst, was musst du<br />
denn als Krankenschwester können? Du musst die Leute waschen können, du musst ihnen Essen geben<br />
können und die Schüssel wegtragen“ (Melanie Müller: 16). Diese Einstellung prägt auch die<br />
Anerkennung, die der Pflegeausbildung entgegen gebracht wird: „Für das brauchst du nichts lernen…“<br />
(Martha Meier: 16, ergänzend). Auch der Zusammenhang von Pflegegeldeinstufung und<br />
Pflegeverständnis und deren Folgen für das Image der Pflege wird oft ins Gespräch gebracht: „Die<br />
Förderung von alten Menschen ist nicht gefragt und erwünscht, weil wenn die Pflegestufe von vier auf<br />
drei runterkommt, kommt weniger Geld und das gibt dann Probleme. Das ist eine politische Sache.“<br />
(Melanie Müller: 8) Beachtenswert ist noch, dass das interne Image der Ausbildung, also die<br />
Anerkennung der LehrerInnen und deren Leistung unter KollegInnen der Pflege(praxis) als schlechter<br />
identifiziert wird als das Bild, das nach außen vermittelt werden kann.<br />
10.2. LÖSUNGSANSÄTZE IN DER AUSBILDUNG<br />
Als Lösungsansätze für die Problemfelder in der Ausbildung wurden folgende Aspekte diskutiert:<br />
- Akademisierung der Pflegeausbildung<br />
- Eingliederung der Ausbildung in das Regelschulsystem<br />
<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />
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