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chancengleichheit im pflegebereich - gendernow......gender ...

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des Übergehens von Hierarchieebenen vermieden werden können. Für die He<strong>im</strong>leitungen bedeutet das<br />

aber, dass sie keine Zusagen an Angehörige machen dürfen, ohne vorher mit der Pflegedienstleitung<br />

rückgesprochen zu haben bzw. <strong>im</strong> Idealfall sollten die Angehörigen gleich darauf hingewiesen werden,<br />

dass sie sich in Pflegebelangen an die Pflegedienstleitung zu wenden haben. Für das Pflegepersonal<br />

selbst reduzieren sich Belastungen die aus der so genannten „Sandwich-Position“ resultieren, also der<br />

Gleichzeitigkeit des Drucks von oben (He<strong>im</strong>leitung) und von unten (Angehörige, BewohnerInnen).<br />

Abgesehen von Maßnahmen, die direkt bei den Beschäftigten in der Pflege ansetzen, ist es auch<br />

notwendig, das zukünftige Pflegepersonal – also SchülerInnen und Auszubildende – auf diese<br />

vielfältigen psychischen Belastungen und Krisensituationen vorzubereiten. Das könnte einerseits durch<br />

Veränderung/Erweiterung der Lehrinhalte, andererseits durch intensivere Betreuung während der<br />

Praktika erreicht werden. Während der Praktika sind die SchülerInnen oftmals auf sich allein gestellt, da<br />

die PraxisanleiterInnen neben ihrer Pflegearbeit kaum oder nur wenig Zeit finden, „Du wirst schon <strong>im</strong><br />

Praktikum ins kalte Wasser geschmissen, und du musst das machen weil du bist freiwillig da…“ (Edgar<br />

Eder: 18). Diese Situation wird sowohl von den SchülerInnen wie auch den PraxisanleiterInnen als<br />

belastend und unbefriedigend erlebt. PraxisanleiterInnen in der Pflege sollten daher - ähnlich wie<br />

LehrausbildnerInnen - einen best<strong>im</strong>mten Anteil ihrer Arbeitszeit für diese Aufgaben zur Verfügung<br />

haben.<br />

Zunehmender Leistungs- und Zeitdruck (Einsparungen, Pflegeschlüssel, Fremdtätigkeiten,<br />

Bürokratisierung)<br />

Personalmangel zählt zu den am häufigsten genannten Ursachen für den ansteigenden Zeit- und<br />

Leistungsdruck. Und trotz Einsparungen soll die Qualität hoch und sogar noch höher gehalten werden.<br />

Als eine Möglichkeit wird die Angleichung des Dienstschlüssels in der Pflege an jenen des<br />

Krankenhauspersonals gesehen. „Im Krankenhaus werden Patienten nach Krankheiten geordnet<br />

aufgenommen, und wir haben hier alles, von Krebs bis zum eingewachsenen Zehennagel,<br />

Hüftoperationen alles, und wir müssen genauso funktionieren wie <strong>im</strong> Krankenhaus, mit der Hälfte<br />

weniger Personal, das ist pervers in meinen Augen“ (Edgar Eder: 17). Da diese beiden<br />

Personalberechnungsmodelle aufgrund der sehr unterschiedlichen Arbeitssituation (Kurzzeit- versus<br />

Langzeitpflege) jedoch nicht miteinander vergleichbar sind, ist eine Anwendung des Krankenhaus-<br />

Pflegeschlüssels für PensionistInnen- und Pflegehe<strong>im</strong>e nicht möglich. Es steht außerdem zu befürchten,<br />

dass der Krankenhaus-Pflegeschlüssel für die He<strong>im</strong>e keine Verbesserung bedeuten würde.<br />

Darüber hinaus sollte die Berechnung des Personalschlüssels transparent und Veränderungen<br />

nachvollziehbarer gestaltet werden. Eine stärker am Bedarf ausgerichtete Prioritätensetzung – seitens der<br />

Landesverwaltung und seitens der He<strong>im</strong>e, die sowohl die Belange des Personals als auch der<br />

BewohnerInnen mit einschließt, soll dazu beitragen, Mittelverwendungen effizienter und zielgerichteter<br />

zu steuern. Von manchen InterviewpartnerInnen wird kritisiert, dass zu viele finanzielle Ressourcen in<br />

den Bau und die Gestaltung neuer Pflegehe<strong>im</strong>e investiert werden. Gelder, die andernorts fehlen und die<br />

für die BewohnerInnen oftmals keine Bedeutung haben.<br />

Um Spitzenzeiten oder kurzfristige Ausfälle, z.B. aufgrund von Krankenständen oder Personalweggang,<br />

abfangen zu können, könnten ‚Springer“ eingesetzt werden, um den Arbeitsdruck auf das Pflegepersonal<br />

zu verringern. Zudem sollte die Pflegegeldeinstufung nicht nur von Ärztinnen und Ärzten, sondern auch<br />

unter Beiziehung von PflegeexertInnen sowie auf Basis der Pflegedokumentation vorgenommen werden.<br />

Auch sollte die Berechnung des Pflegeschlüssels überdacht werden und bspw. Gesprächszeiten, Zeit für<br />

psychologische Betreuung, Mobilisierung sowie die Fülle an Fremdtätigkeiten sowie Dokumentation<br />

eingerechnet und höher bewertet werden. Zusätzlich sollte das Pflegepersonal von pflegefremden<br />

<strong><strong>gender</strong>now</strong>: Chancengleichheit <strong>im</strong> Pflegebereich. Wien, Nov. 2006. www.<strong><strong>gender</strong>now</strong>.at<br />

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