Final Report - KATER
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Endbericht Vegetationsszenarien – Quelleneinzugsgebiete der Stadt Wien<br />
die sich vor allem aufgrund ihrer Humusgehalte voneinander unterscheiden. Ein weitverbreitetes<br />
Phänomen auf den Plateaubergen der Nordöstlichen Kalkalpen ist aber auch die Anreicherung<br />
kolluvialer Braunlehme (Kalkbraunlehm) an bestimmten Stellen des Geländereliefs (Dolinen, kleinere<br />
Mulden, Verebnungen, Unterhänge). Die unterschiedliche Wasserzügigkeit von Rendzinen und<br />
Kalkbraunlehmen hat nachhaltige Auswirkungen auf die Vegetationsdecke (vgl. Kapitel 3.5.1 für eine<br />
detailliertere Beschreibung der regionalen Bodentypen). Leider existieren für das Arbeitsgebiet keine<br />
flächendeckenden Bodenkarten. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde daher versucht, die<br />
Verbreitung der Lehmböden unter Ausnutzung ihrer engen Bindung an bestimmte Positionen im<br />
Geländerelief aus Punktdaten zu extrapolieren. Verwendet wurden dafür 573 Bodenaufnahmepunkte,<br />
das DGM und die daraus abgeleiteten topographischen Variablen sowie ein spezielles statistisches<br />
Analyse- und Prädiktionsverfahren (rekursive Entscheidungsbäume – Classification Tree). Das<br />
Auftreten von Lehmböden konnte dabei für 85% der Probepunkte richtig vorhergesagt werden.<br />
3.2.1.6 Aktuelle Vegetation<br />
Der Status quo der Vegetationsdecke ist für prognostische Vegetationsmodelle ein entscheidender<br />
Bezugs- und Ausgangspunkt. Für das Gesamtgebiet der Hochlagen konnte auf die im Rahmen des<br />
Forschungsprojekts „Vegetationskartierung in den Hochlagen der Wiener Hochquelleinzugsgebiete“<br />
erstellten Karten zurückgegriffen werden. Für einige Randgebiete wurde darüberhinaus die aktuelle<br />
Verteilung des Latschenkrummholzes mit Hilfe von Luftbildern (Schwarz-Weiß- und Infrarot-<br />
Orthophotos) ergänzt.<br />
3.3 Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte in den Hochlagen<br />
Die Hochlagen der Quelleinzugsgebiete werden seit Jahrhunderten almwirtschaftlich genutzt. Weite<br />
Bereiche der natürlichen subalpinen Wälder und Latschengebüsche wurden gerodet, um die<br />
Weideflächen zu vergrößern, teilweise auch um verkohlbares Holz für die Eisenverhüttung zu<br />
gewinnen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts geht die Almwirtschaft in den Hochlagen zurück. Statt<br />
ehemals 52% des Arbeitsgebietes werden heute nur noch 22% beweidet. Die<br />
Bewirtschaftungsintensität ist insgesamt niedrig (durchschnittlich etwa 0.5 Großvieheinheiten pro<br />
Hektar), aber räumlich variabel: Gunstlagen in unmittelbarer Nähe der Almhütten werden relativ<br />
intensiv beweidet, abgelegene Teile der Almen, steile Hänge und die höchsten Lagen werden sehr<br />
extensiv bewirtschaftet.<br />
Für die flächige Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte wurden eine große Zahl historischer Quellen<br />
ausgewertet (siehe Appendix Nr. 4). Die wichtigsten Grundlagen lieferte der Franziszäische Kataster,<br />
der im Arbeitsgebiet in den Jahren 1821 bis 1825 erstellt wurde. Das damalige Parzellennetz hat sich<br />
bis heute nur marginal verändert und wurde daher als geographischer Bezugsrahmen verwendet. Für<br />
jede einzelne Parzelle des Katasters wurde anhand systematischer (Regulierungsurkunden,<br />
Steuerschätzungsanschläge, Almkatastererhebungen) und anekdotischer (Reisehandbücher und<br />
Lokalbeschreibungen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert) Quellen, die Nutzungsgeschichte<br />
rekonstruiert. Prinzipiell wurden dabei 3 Kategorien von Flächen unterschieden: (1) solche, die im<br />
dokumentierten Zeitraum (seit 1755 für die Steiermark, bzw. ca. 1820 für Niederösterreich, siehe<br />
Appendix Nr. 4) nie almwirtschaftlich genutzt wurden, (2) solche, auf denen die Nutzung im<br />
dokumentierten Zeitraum aufgegeben worden ist, und (3) solche, die heute noch beweidet werden. Für<br />
die zweite Kategorie wurde anhand der historischen Quellen, in einigen Fällen auch anhand von<br />
Gesprächen mit den aktuellen Bewirtschaftern, versucht, das Auflassungsdatum zu rekonstruieren.<br />
Eine genaue Bestimmung der Jahreszahl war dabei nur für die relativ kurz aufgegebenen Almen (~ seit<br />
1950) möglich. Für alle schon länger brachliegenden Flächen konnte nur ein Zeitraum eruiert werden,<br />
in dem die endgültige Auflassung erfolgt sein muss. Dieser Zeitraum entspricht den Jahren zwischen<br />
dem Datum der letzten historischen Quelle, die die Fläche als bewirtschaftet dokumentiert, und der<br />
ersten, die sie als aufgelassen bezeichnet. Für die Kalkulation in den Vegetations- und Bodenmodellen<br />
wurden diese Zeiträume in fünf Gruppen zusammengefasst, die den Erstellungsdaten der wichtigsten<br />
historischen Quellen entsprechen:<br />
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