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Final Report - KATER

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Endbericht Vegetationsszenarien – Quelleneinzugsgebiete der Stadt Wien<br />

Prozess der Latschenverbrachung vor allem durch das regelmäßige Schwenden und nicht durch<br />

Verbiss kontrolliert wird.<br />

Die heutigen Almwirtschaftsgebiete liegen großteils auf potentiellen Wald- oder Latschenstandorten.<br />

Im Gegensatz zur Klimaerwärmung sind die Folgen der Almaufgabe daher großteils auf die<br />

Subalpinstufe konzentriert. Während der Klimawandel eine „kaleidoskopartige“ Verschiebung im<br />

räumlichen Verbreitungsmuster vieler Arten nach sich zieht – wenn auch für die meisten mit<br />

insgesamt negativer Bilanz – besteht die wesentliche Auswirkung der Almaufgabe in einer<br />

Homogenisierung der Vegetationsdecke. Aktuelle Mosaikbestände aus Weiderasen, Latschen (und in<br />

tieferen Lagen auch Waldinseln) werden durch großflächig geschlossene Latschengebüsche ersetzt.<br />

Die Populationen von Rasenarten verschwinden damit völlig aus dem Subalpingürtel oder werden auf<br />

natürlich gestörte Standorte wie Lawinarwiesen zurückgedrängt. Die Pflanzenartenvielfalt dieser<br />

Höhenstufe wird dadurch reduziert. Insbesondere von Gebirgsstöcken, die keinen oder nur einen<br />

geringen Anteil echt alpiner Hochlagen aufweisen (z.B. Zeller Staritzen, Schneealpe) könnten viele<br />

dieser Arten völlig verschwinden.<br />

Bezüglich der Konsequenzen für den Karstwasserhaushalt gilt prinzipiell das zu den<br />

Klimawandelfolgen gesagte. Die Latschenausbreitung, in tieferen Lagen auch die in dieser Studie<br />

nicht untersuchte natürliche Wiederbestockung aufgelassener Almflächen mit Baumarten, ist der<br />

wesentliche Prozess und seine primären Auswirkungen sind eine Erhöhung der Retentionskapazität<br />

und der Gesamtverdunstung sowie eine direkt und indirekt verbesserte Erosionsschutzwirkung der<br />

Vegetation. Der Unterschied zu den reinen Klimaerwärmungsszenarien liegt vor allem darin, dass die<br />

Latschenausbreitung im Almgürtel schneller abläuft als oberhalb der aktuellen Waldgrenze bei<br />

Klimaerwärmung. Die Ursachen dafür sind die Beschleunigung demographischer Prozesse unter den<br />

insgesamt günstigeren Standortsbedingungen der Subalpinstufe und die Tatsache, dass die heutigen<br />

Almflächen bereits stark von Latscheninseln durchsetzt sind und diese Inseln als Initialen der<br />

Latschenverbrachungsdynamik fungieren.<br />

Innerhalb des näher untersuchten Zeitrahmens von 250 Jahren sind daher die indirekten Auswirkungen<br />

der Almauflassung wesentlich massiver als die des Klimawandels. Retentionskapazität und<br />

Evapotranspiration steigen bei völliger Almauflassung um ca. 10-15% an, im Verlauf der nächsten<br />

100 Jahre immerhin um ca. 5%. Das Ausmaß dieser Veränderungen ist natürlich vom relativen<br />

Flächenverbrauch der aktuellen Almwirtschaft auf den einzelnen Gebirgsstöcken abhängig.<br />

Dementsprechend sind die Auswirkungen auf dem Hochschwab geringer als etwa auf der Schneealpe.<br />

Die Analysen haben aber auch gezeigt, dass es selbst bei Beibehaltung der Almwirtschaft und<br />

unverändertem Klima zu einer erheblichen Ausdehnung der Latschenfläche, mit den entsprechenden<br />

hydrologischen Effekten, kommt. Der Grund dafür liegt in den bis heute noch nicht abgeschlossenen<br />

Verbrachungsprozessen auf ehemaligen Almflächen und möglicherweise auch in den Auswirkungen<br />

bereits erfolgter Klimaerwärmung.<br />

Bei Latschenausbreitung in Almweiden wird außerdem der Erosionsschutz verbessert. Dieser Aspekt<br />

ist vor allem punktuell, etwa im Einzugsbereich von kleineren Dolinen, bedeutsam. Hier sind bereits<br />

relativ kurzfristig qualitative Verbesserungen der Quellschutzwirkung (z.B. Filterung von<br />

Schadstoffeintrag) zu erwarten. Nachteilig wirkt sich dagegen aus, dass die zeitliche Staffelung des<br />

Abschmelzprozesses, der die heute typischen Mosaike aus Almweiden und Latscheninseln<br />

kennzeichnet (vgl. Kapitel 5.1.1), bei einer Homogenisierung der Vegetationsdecke verloren geht.<br />

Insgesamt sind die indirekten Folgen der Almauflassung im Bereich der Hochlagen daher ähnlich<br />

ambivalent einzuschätzen wie die des Klimawandels. Aus der Perspektive des Naturschutzes<br />

überwiegen jedenfalls die negativen Konsequenzen. Aus der Perspektive des Karstquellwasserschutzes<br />

hat die Almauflassung sowohl positive als auch negative Folgen. Noch einmal sei in diesem<br />

Zusammenhang daraufhingewiesen, dass direkte Folgen der Almauflassung (z.B.: keine<br />

Erosionsbelastung durch Viehtritt, reduzierte Fäkalienbelastung des Quellwassers) nicht Gegenstand<br />

dieser Studie waren.<br />

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