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In der Textilveredelung erhielten die Spannrahmen sogenannte automatische<br />

Gewebeeinführungsvorrichtungen, welche die Arbeit von zwei<br />

Arbeiterinnen übernahmen. Diese Arbeiterinnen hatten allerdings eine<br />

sehr unangenehme Arbeit verrichtet und waren außerdem der als "fast<br />

unerträglich" beschriebenen Warmluftströmung aus dem Wareneinlaufschlitz<br />

des Spannrahmen-Trockenkastens ausgesetzt. 60<br />

Im Kennelbacher Heimatbuch erzählt Egon Sinz auch die Geschichte<br />

von betrieblichen Fehlentscheidungen, welche den größten Arbeitgeber<br />

des Ortes, die alles dominierenden TextilwerkeSchindler & eie. in<br />

die Krise führten. Deren Geschäftsführer Dr. Fritz Schindler hatte sich<br />

nach einer Amerikareise unter anderem sechs amerikanische Textilingenieure<br />

ins Haus geholt, welche insgesamt 56.000 Schilling (das<br />

entsprach 20 Arbeiter-Jahreslöhnen) kosteten, dafür Rationalisierungsmaßnahmen<br />

erarbeiteten und damit die Arbeiterschaft in beträchtliche<br />

Unruhe versetzten. Es kam zu Protestversammlungen; dabei meinte der<br />

Ortspfarrer, das Vorgehen der Firma verstoße gegen das christliche<br />

Sittengesetz, und das christlichsoziale "Vorarlberger Volksblatt" titel te<br />

einen Bericht über die Versammlung der christlichen Textilgewerkschaft<br />

mit "Modernes Sklaventurn". Während einerseits Arbeitskräfte eingespart,<br />

Weihnachtsgelder etc. nicht mehr ausbezahlt wurden, erwarb<br />

der Fabrikant selbst in dieser Krisenzei t eine neue Yacht und meldete im<br />

Sommer 1930 den Ausgleich an. Dieser ging durch, und die Banken<br />

forderten als Gegenleistung weitere Rationalisierungen. Also stieg beispielsweise<br />

die Zahl der Spindeln, die ein Spinner zu bedienen hatte, um<br />

ein Drittel an, parallel dazu wurden die Löhne gekürzt, doch das Unternehmen<br />

insgesamt faßte wieder Tritt und konnte trotz der Absatzkrise<br />

der frühen dreißiger Jahre seinen Beschäftigungsstand von 370 im Jahre<br />

1930 auf 595 im Jahre 1934 erhöhen: Eine neue, hochmoderne Weberei<br />

war eröffnet worden. 61 Die Firma Schindler war schon 1926 durch<br />

unkonventionelle Untemehmenspolitik aufgefallen, als sie 120 Webstühle<br />

an ehemalige Sticker ausgegeben haben soll, die dann in Hausarbeit<br />

gewebt und die Löhne der Fabrikweber konkurrenziert haben. 62<br />

Diese Expansion in der Krise war keinesfalls ein Einzelfall, denn<br />

insgesamt in vestierte die V orarlberger Textilindustrie in den Jahren der<br />

Textilkrise zwischen 1929 und 1934 kräftig. Der Vorarlberger Anteil an<br />

der österreichischen Baumwollproduktion stieg dadurch von 20 Pro-<br />

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