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und habe betont, daß Menschen aus agrarischen Verhältnissen, die durch<br />

Auswanderung gleichsam über Nacht in industrielle versetzt werden,<br />

im Einwanderungsland über lange Zeit ihre herkömmlichen Sozialsysterne<br />

tradieren. Diese Systeme umfassen verwandtschaftliche<br />

Solidarität, dörfliche Zusammengehörigkeit bis hin zu Patron-Klientel­<br />

Verhältnissen sowie religiöse Vergemeinschaftungen. 56<br />

Diese ins industrielle Milieu übertragenen Sozialsysteme bringen<br />

ganz eigenständige Formen des Arbeitskampfes hervor. Der Kampf<br />

zeichnet sich fast ausschließich durch spontane, lokal arrondierte Aktionen<br />

aus. Die Einwanderer erreichen, wenn der Leidensdruck eine<br />

gewisse Marke überschritten hat, punktuell ein bedeutendes<br />

Klassenkampfni veau einschließlich eines hohen Aggressionspotentials<br />

bei gleichzeitig sehr marginal entwickeltem Klassenbewußtsein. Diesen<br />

spontanen Aktionen können in bestimmten Fällen in einer Art<br />

Dominoeffekt weitere Aktionen an anderen Schauplätzen auslösen. Dies<br />

geschah im Falle der Zehnstundentagproblematik, deren Lösung um<br />

1907 - so oder so - gleichsam in der Luft lag.<br />

Der konkrete Anlaß für den betriebsintern immer größere Kreise<br />

ziehenden Streik bei Samuel Jenny bestand darin, daß ein junger<br />

Färbereiarbeiter, der lediglich eine Krone 90 Heller Taglohn mit nach<br />

Hause nahm, bei seinem Färbermeister die Kündigung einreichte. Es<br />

war bei den italienischen Migranten vielfach Usus, bei Herannahen des<br />

Frühlings nach einem halben oder dreiviertel Jahr Arbeit das Unternehmen<br />

zu verlassen und sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen. Um<br />

dieser unliebsamen, die Produktion hemmenden Fluktuation gegenzusteuern,<br />

versprach der Färbermeister dem Arbeiter eine Lohnerhöhung<br />

von einer halben Krone. Das entsprach 26 Prozent. Als diese Zahlen<br />

unter den anderen Färbereiarbeitern ruchbar wuden,<br />

"rotteten sie sich am Dienstag um 4 Uhr zusammen und verlangten<br />

(ebenfalls eine) Lohnerhöhung. " 57<br />

Am nächsten Vormittag griff der Streik von einer Abteilung auf die<br />

andere über. Ab 9 Uhr schlossen sich die Arbeiter der Appretur, die<br />

Hilfsarbeiter der Maschinendruckerei, der Bleiche und Farbküche dem<br />

Ausstand an. Bald wurde als neuer und zusätzlicher Punkt die Verkürzung<br />

der Arbeitszeit auf zehn Stunden gefordert.<br />

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