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Nackenhaare sträuben: Der heute Achtzigjährige berichtet, wie die<br />

Häftlinge nach Bombenangriffen als Räumkommandos eingesetzt<br />

wurden, wie er als angeblicher "Jude" um seinen Kopf fürchten mußte,<br />

wie er Särge zunageln mußte. Einmal sei ein scheintoter Häftling im<br />

Sarg gelegen, der sich bemerkbar machte. Er meldete dies dem Spitalsverwalter<br />

und mußte daraufhin mitansehen, wie dieser einem Sanitäter<br />

befahl, den Häftling "abzuspritzen".<br />

Bei einem Arbeitseinsatz erlitt der Dornbirner Häftling einen Unfall.<br />

Die verletzten Finger wurden nicht richtig medizinisch versorgt<br />

- es blieb eine lebenslange Behinderung. Doch dies ist beinahe eine<br />

Bagatelle: 1944 erhielt Gutensohn von einem Wachposten ohne Vorwarnung<br />

einen Bajonettstich in den Hals. Er mußte trotzdem arbeiten,<br />

die Wunde verwilderte, begann zu eitern. Mit einer Rasierklinge<br />

schnitt er sich selbst auf, um den Abfluß des Eiters zu ermöglichen.<br />

<strong>Johann</strong> Gutensohn überlebte die Haft - abgemagert bis auf 42<br />

Kilogramm. Er konnte im April 1945 mit drei Häftlingen während<br />

eines Bombardements in Amberg fliehen. Vier Nächte lang hielten<br />

sie sich verborgen, am fünften Tag kamen die amerikanischen Panzer.<br />

Auf einem kehrte er als "Befreier" in das Zuchthaus zurück. Dort<br />

nahmen die polnischen und tschechischen Häftlinge vor seinen Augen<br />

Rache an ihren Peinigern.<br />

Waren die Jahre im Zuchthaus - die er als völlig Unschuldiger<br />

absitzen mußte - auch hart, so traf ihn das Verhalten seiner Mitmenschen<br />

nach seiner Rückkehr beinahe noch mehr. Er blieb für viele der<br />

"Zuchthäusler", und mehr als einmal mußte er hören: "Während wir<br />

unsere Pflicht getan haben und im Dreck gelegen sind, hast du es dir<br />

gut gehen lassen!". Noch heute schmerzt ihn, daß er die versprochene<br />

Tabaktrafik nicht erhalten hat. Auch Vorsprachen bei Landeshauptmann<br />

Ilg nützten nichts: Da er als Sozialdemokrat bekannt war, schaute<br />

er durch die Finger.<br />

N ur wenige Überlebende sind - wie Gutensohn - bereit, über<br />

"ihre Geschichte" öffentlich zu sprechen. "Die Jugend soll erfahren,<br />

wie es war", begründet er seinen Schritt, nicht ohne Genugtuung, daß<br />

auch mancher Altersgenosse zu ihm sagt: "Ja, wenn das so war... "27<br />

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