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wenig Geld an ArbeiterInnen vermietet, rechtfertigten niedrige Löhne<br />

und beschnitten den Arbeitsmarkt einseitig zuungunsten der Arbeiterschaft:<br />

Ein Arbeitsplatzwechsel war so viel schwieriger, und die vielgepriesene<br />

Treue der Belegschaft zur Firma war wohl auch die Treue<br />

des Kettenhundes zur Hundehütte.<br />

Bereits im Jahre 1913 faßte Max Winter seine Eindrücke vom sozialen<br />

Wohnbau der Fabrikanten in seiner Sozialreportage über Vorarlberg<br />

zusammen. Er ging davon aus, daß die schönen Wohnungen nur einem<br />

kleinen Teil der Arbeiterfamilien zugute kommen:<br />

"Sie sind kaum mehr als Zuckerln für die ganz Braven, keine<br />

Wohlfahrtseinrichtung, sondern ein Beherrschungsmittel mehr für<br />

die, die drinnen · wohnen, und für die anderen, die noch draußen<br />

stehen, und die man mit der Aussicht auf menschenwürdiges Wohnen<br />

locken kann, mit den kleinen Löhnen zufrieden zu sein. Denn<br />

vielleicht ... kriegst auch du einmal eine solche Wohnung, wenn ein<br />

anderer schlimm ist und du brav. Also nur schön kuschen und weiter<br />

dienen. "77<br />

1923 erhöhte die Firma Kastner in Thüringen die Mieten in ihren Arbei terhäusern<br />

um 50 Prozent. Als dagegen ein Arbeiter im Namen der übrigen<br />

MieterbeimMietamt-soheißtes im Gendarmeriebericht-inBluden z<br />

Stellung nahm und das Ingenieur Kastner erfuhr, kündigte er einfach<br />

den betreffenden Arbeiter mit der Begründung, für ihn gebe es keine<br />

Arbeit mehr. Aus Empörung darüber taten sich einige Arbeiter dieser<br />

Firma zusammen und gründeten die Ortsgruppe Thüringen der Sozialdemokratischen<br />

Arbeiterpartei, in der Hoffnung, damit der Willkür<br />

wenigstens zukünftig Paroli bieten zu können. 78<br />

Selbstverständlich blieb die Firmenwohnung ein Druckmittel, vor<br />

allem in einer Zeit akuter Wohnungsnot. In einem 1930 unter Federführung<br />

des Industriellenverbandes entworfenen Musterrnietvertrag für<br />

Werkwohnungen wurde festgelegt, daß der Mietvertrag Teil des Dienstvertrages<br />

sei und die Wohnung binnen einem Monat zu räumen sei,<br />

wenn das Arbeitsverhältnis aufgelöst werde oder<br />

"wenn das Verhalten des Wohnungsinhabers oder andere zwingende<br />

Gründe die Werksleitung dazu veranlassen ".79<br />

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