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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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waren der wesentlich von Franz Schönhuber<br />

geprägte populistische Politikstil, die Attraktivität<br />

der Partei bei Arbeiter- <strong>und</strong> kleinbürgerlichen<br />

Wählern <strong>und</strong> das internationale Umfeld erfolgreicher<br />

rechtspopulistischer Parteien in Frankreich,<br />

Österreich <strong>und</strong> Italien. Es gelang den Republikanern<br />

eine Zeit lang, das Asylthema wählerwirksam<br />

zu instrumentalisieren <strong>und</strong> die Sehnsüchte<br />

der Stammtische zu bedienen. Sie schienen in der<br />

Lage, das diffuse rechte Protestpotenzial längerfristig<br />

zu bündeln <strong>und</strong> ihm einen parlamentarischen<br />

Ausdruck zu verleihen. Ihre Themen zielten<br />

in die Mitte der Gesellschaft: Weltweite Armutswanderungen<br />

wurden wirkungsvoll als<br />

»Überfremdung« der Deutschen durch Ausländer<br />

artikuliert. Der Vertrauensverlust der Institutionen<br />

<strong>und</strong> weit reichende Individualisierungsprozesse<br />

der Gesellschaft wurden übersetzt in autoritär-populistische<br />

Konzeptionen der inneren<br />

Sicherheit, in Probleme von Recht <strong>und</strong> Ordnung.<br />

Überdies kamen die Republikaner nicht aus dem<br />

weit verzweigten rechtsextremen Netzwerk, sondern<br />

sie entstanden aus einer Abspaltung aus der<br />

CSU. Auftrieb erhielten sie von Konservativen im<br />

Grenzbereich zwischen rechts <strong>und</strong> rechtsextrem,<br />

die mit dem Ausbleiben der von Kohl versprochenen<br />

»geistig-politischen Wende« unzufrieden<br />

waren <strong>und</strong> diese Wende jetzt einforderten. Dieser<br />

bürgerlich-oppositionelle Herkunftsrahmen schien<br />

eine Garantie zu sein für eine wirksame Protestpartei<br />

jenseits des rechtsextremen Stigmas. Zwar<br />

stießen seit 1985 einige Funktionäre zu den Republikanern,<br />

die zuvor bei rechtsextremen Organisationen<br />

tätig waren, allen voran Harald Neubauer,<br />

zuvor lange Jahre bei NPD <strong>und</strong> DVU <strong>und</strong><br />

die rechte Hand des DVU-Chefs Gerhard Frey.<br />

Doch diese braunen Tupfer beeinträchtigten das<br />

nationalkonservative populistische Image der<br />

Republikaner nicht allzu sehr, zumal Schönhuber<br />

sich als geschickter Stratege <strong>und</strong> Redner erwies,<br />

der die Wirtshäuser <strong>und</strong> Festzelte der bayerischen<br />

Provinz problemlos füllen konnte. Zwischen 1989<br />

<strong>und</strong> 1992 hatte die Partei beachtliche Wahlerfolge,<br />

seitdem nur noch in Baden-Württemberg<br />

1996.<br />

Die deutsche Vereinigung 1989/90 hat eine weitere<br />

Veränderung der Struktur des Rechtsextremismus<br />

zur Folge. Westdeutsche Organisationen<br />

Der Anteil der Arbeitslosen <strong>unter</strong> den rechten<br />

<strong>Gewalt</strong>tätern <strong>und</strong> den rechtsextrem Eingestellten<br />

ist nicht besonders hoch. Die meisten von ihnen<br />

Probleme des Umgangs mit Rechtsextremismus<br />

epd-Dokumentation 49/2002 11<br />

versuchen, im Osten Fuß zu fassen, <strong>und</strong> treffen<br />

dort auf eine Mentalität, der es an demokratischen<br />

Erfahrungen fehlt. Mehr als zehn Jahre<br />

nach der Vereinigung sind rechtsextreme Parteien<br />

im Osten noch immer schwach, aber das <strong>Gewalt</strong>potenzial<br />

entwickelt sich dennoch überwiegend<br />

in den neuen Ländern. »Im Ergebnis«, schreibt<br />

Peter Reif-Spirek, »führt dies zu einer rechten<br />

Alltagskultur, in der die alltägliche Diskriminierung<br />

von Fremden <strong>und</strong> Anderen (keineswegs nur<br />

durch gewalttätige Übergriffe militanter Cliquen)<br />

überhaupt nicht mehr als Problem wahrgenommen<br />

wird, sondern als normal <strong>und</strong> berechtigt gilt.<br />

Die sozialräumlichen Positionsgewinne der<br />

Rechten sind bereits so gravierend, dass zahlreiche<br />

Gegenden im Osten als ‚No-go-areas‘ für<br />

Minderheiten eingeschätzt werden müssen«. Diese<br />

politisch umstrittene, weil Standortnachteile<br />

nach sich ziehende Diagnose wird vom B<strong>und</strong>esamt<br />

für Verfassungsschutz bestätigt. In einem<br />

Report über die Entwicklung des Rechtsextremismus<br />

in den neuen Ländern vom Januar 1999<br />

heißt es:<br />

»Verschiedentlich sind rechtsextremistische Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> Symbole in Bereiche der Jugendkultur,<br />

wie z.B. Jacken, Stiefel <strong>und</strong> Haarschnitt,<br />

eingedrungen <strong>und</strong> Teil des Alltagsgeschehens<br />

geworden. Rechtsextremisten sehen sich<br />

hier in ihrer strategischen Zielsetzung der Schaffung<br />

‚national befreiter Zonen‘ bestätigt. Mit diesem<br />

auch von den ‚Jungen Nationaldemokraten‘<br />

(JN) aufgegriffenen Terminus versuchen sie, eine<br />

politische, soziale, kulturelle <strong>und</strong> ethnische Vor-<br />

‚Herrschaft‘ über begrenzte Gebiete <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

herzustellen <strong>und</strong> das staatliche <strong>Gewalt</strong>monopol<br />

auszuhöhlen. Soweit es rechtsextremistischen<br />

<strong>Jugendlichen</strong> <strong>und</strong> Heranwachsenden in<br />

Ansätzen gelungen ist, in <strong>und</strong> über gemeinschaftliche<br />

Einrichtungen zu bestimmen <strong>und</strong> konkurrierende<br />

Kulturen auszuschließen - teils durch Drohungen,<br />

teils mit handfester <strong>Gewalt</strong> - so ist dies<br />

jedoch nicht das Ergebnis strategischer Planung,<br />

sondern des jeweiligen Kräfteverhältnisses vor<br />

Ort.«<br />

Was in Westdeutschland kaum je gelungen ist,<br />

das scheint in Ostdeutschland Konturen anzunehmen:<br />

die soziale <strong>und</strong> kulturelle Verwurzelung<br />

des Rechtsextremismus vor Ort.<br />

sind Arbeitnehmer. Die Betriebe müssen zur<br />

Kenntnis zu nehmen, dass sich künftig gewaltige<br />

ethnische Konfliktpotenziale zusammenballen,

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