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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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Befragt nach den Motiven zur Teilnahme, wird<br />

u.a. gesagt:<br />

»Ich möchte mich besser informieren.«<br />

»Ich fühle mich in einigen Situationen zu dumm.«<br />

»Mir gehen bei einer politischen Diskussion oft<br />

die Gefühle durch, dadurch schade ich mir <strong>und</strong><br />

meinem Standpunkt.«<br />

»Ich muss mich manchmal zurückhalten, weil<br />

ansonsten der Streit da ist - aber muss ich das<br />

wirklich?«<br />

»Ich möchte die Technik des Diskutierens lernen.«<br />

»Ich fühle mich nach solchen Diskussionen<br />

oft zerknirscht <strong>und</strong> zweifle völlig an mir.«<br />

»Ich habe Fre<strong>und</strong>e, die sind z.B. für die Todesstrafe.<br />

Das finde ich ganz schlimm, aber ich mag<br />

meine Fre<strong>und</strong>e trotzdem. Wie kann ich diesen<br />

Konflikt aushalten?«<br />

»Ich möchte politisch aktiv werden.«<br />

»Ich möchte nicht nur tatenlos <strong>und</strong> sprachlos<br />

dabei sein, wenn schlimme Äußerungen kommen.«<br />

»Ich möchte lernen, verhärtete Fronten aufzulösen.«<br />

»Ich mochte meine Position so vertreten<br />

können, dass ich sie durchhalte, ohne andere<br />

dabei zu verletzen.«<br />

»Ich möchte mich engagieren gegen Rechtsextremismus<br />

<strong>und</strong> Ausländerfeindlichkeit.«<br />

In einem Brainstorming werden dann Parolen<br />

gesammelt; immer wieder genannte sind:<br />

»Wir haben viel zu laue Strafgesetze.«<br />

»Ein bisschen Diktatur schadet nichts.«<br />

»Wir brauchten wieder einen kleinen Hitler.«<br />

»Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, wäre<br />

der Nationalsozialismus gar nicht so schlimm<br />

gewesen.«<br />

»In der Zeit des Nationalsozialismus konnte man<br />

wenigstens noch ohne Angst <strong>und</strong> ohne Probleme<br />

nachts über die Straßen gehen. Wir brauchen<br />

wieder die Todesstrafe.«<br />

»Irgendwann muss Schluss sein mit unserer Geschichte.«<br />

Den Mittelpunkt des Trainings bilden Rollenspiele<br />

zu den Parolen, die die Teilnehmenden am meisten<br />

provozieren, ärgern, ratlos machen. Am häufigsten<br />

werden dabei ausländerfeindliche Spruche<br />

gewählt, z. B. »Wir haben zu viele Ausländer<br />

hier.«<br />

Der Verlauf der Spiele ist stets derselbe <strong>und</strong> immer<br />

eindeutig: absolute Dominanz, Lust <strong>und</strong><br />

wechselseitige Unterstützung bei den Parolenvertretern.<br />

Die Parolengegner geraten schnell in die<br />

Die Rollenspiele<br />

epd-Dokumentation 49/2002 33<br />

»Das Boot ist voll.«<br />

»Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg.«<br />

»Ausländer überfremden uns/wollen sich nicht<br />

integrieren lassen.«<br />

»Ausländer kommen rein <strong>und</strong> zehn Kinder hinterher.«<br />

»Ausländer sind kriminell.«<br />

»Die weitaus meisten Asylanten kommen nur aus<br />

wirtschaftlichen Gründen zu uns.«<br />

»Die Menschen in den Entwicklungsländern sind<br />

nur zu faul, um das zu leisten, was wir geschafft<br />

haben.«<br />

»Der Neger kommt her, ruft Asyl, <strong>und</strong> schon<br />

stellen wir ihm den Mercedes vor die Tür.«<br />

»Neger sind Dealer.«<br />

»Wir können die Probleme der Welt nicht hier in<br />

Deutschland lösen.«<br />

»Wir sind die Zahlmeister Europas.«<br />

»Die meisten Arbeitslosen sind im Gr<strong>und</strong>e nur zu<br />

faul, denn wer Arbeit will, bekommt sie auch.«<br />

»Politiker verdienen sich nur durch Dummquatschen<br />

Geld.«<br />

»Es muss viel härter durchgegriffen werden.«<br />

»Frau am Steuer Ungeheuer. (Frau am Steuer:<br />

Blut am Gemäuer.)«<br />

»Der Staat ist der größte Steuerverschwender.«<br />

»Wir brauchen wieder einen starken Mann.«<br />

»Deutsche Soldaten sind immer anständig gewesen.«<br />

»Die Juden machen das große Geld.«<br />

»Schwule sind pervers.«<br />

Diese Liste ist die Auswahl eines »harten Kerns«<br />

von Parolen, die - in sprachlichen Varianten - in<br />

verschiedenen Trainings immer wieder kamen<br />

<strong>und</strong> sicherlich auch weiterhin kommen werden.<br />

Es besteht zu 80% Deckungsgleichheit, unabhängig<br />

von Ort <strong>und</strong> Gruppe. Es geht im Wesentlichen<br />

um Asylpolitik, Ausländerpolitik, Sozialpolitik,<br />

Relativierung des Nationalsozialismus. Sexismus,<br />

Illiberalität.<br />

Defensive, werden passiv, sitzen beziehungslos<br />

nebeneinander, schweigen oft, werden <strong>unter</strong>brochen.<br />

Die Parolenvertreter springen im Thema,<br />

(von Parole zu Parole), nehmen keine Informationen<br />

an, ein Gespräch mit dem Bedürfnis, Argumente<br />

auszutauschen, findet nicht statt.<br />

Diese nachträgliche Reflexion über das Rollenspiel<br />

verläuft in der Regel recht intensiv, <strong>und</strong> die<br />

ersten »Aha-Erlebnisse« werden deutlich, z.B.<br />

dass es den Protagonisten der Parolen wesentlich

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