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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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48 49/2002 epd-Dokumentation<br />

- die Einbeziehung der Schüler in Entscheidungsprozesse<br />

an ihrer Schule;<br />

- die Mitwirkung der Schüler bei Auswahl der<br />

Unterrichtsinhalte <strong>und</strong> Gestaltung des Lernprozesses.<br />

Ein besonders brisantes Untersuchungsergebnis<br />

aus dem Bereich politische<br />

Bildung: Die Befragung der Lehrpersonen ergab,<br />

dass nur 39 % der Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen<br />

»für Verhandlungen mit <strong>Jugendlichen</strong><br />

über Inhalte politischer Bildung sprechen«<br />

(Handle, Christa: Politische Bildung in der<br />

Sicht von Lehrpersonen. In: polis 3/ 2001, 8).<br />

Damit ist die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

»das Schlusslicht in der Einschätzung der inhaltlichen<br />

Schülerorientierung in der politischen<br />

Bildung. ... Dies entspricht Bef<strong>und</strong>en in<br />

anderen Studien von der geringen Schülerorientierung<br />

<strong>und</strong> weitgehend lehrerzentriertem<br />

Unterricht in der Sek<strong>und</strong>arstufe <strong>und</strong> geringer<br />

Schullust der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen in der<br />

BRD in vergleichenden Untersuchungen« (ebda;<br />

vgl. auch Hahn 1998, pp 304 1<br />

);<br />

- im Zusammenhang damit die nach wie vor<br />

starke Lehrerzentrierung im Unterricht, in der<br />

die Vermittlung von Unterrichtsstoff so stark<br />

dominiert, dass vergleichsweise wenig Zeit für<br />

soziales Lernen <strong>und</strong> Mitbestimmung bleibt.<br />

- Und es ist auch danach zu fragen, »ob nicht<br />

die Organisation des deutschen Schulsystems<br />

wenig förderlich für politisches <strong>und</strong> soziales<br />

Lernen ist«(Österreich, a.a.O., S.7). Die im internationalen<br />

Vergleich einmalige deutsche<br />

Schulstruktur (Halbtagsschulsystem mit einem<br />

dreigliedrigem Aufbau in der Sek<strong>und</strong>arstufe)<br />

eröffnet weniger Möglichkeiten <strong>und</strong> Spielraume<br />

für soziales Lernen <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

als integrierte Systeme oder Ganztagsmodelle.<br />

Die Ergebnisse der Civic Education Studie »zeigen,<br />

dass mündige Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen nicht<br />

durch die Vermittlung politischen Wissens gebildet<br />

werden können. Ohne demokratische Kompetenzen<br />

als einer persönlichkeitsspezifischen<br />

Gr<strong>und</strong>haltung gibt es kein soziales politisches<br />

Engagement. Dazu können die Schulen wichtige<br />

Beitrage leisten: durch demokratische Interaktion<br />

im Unterricht, Formen kooperativer Verständigung<br />

<strong>und</strong> Konfliktlösung <strong>und</strong> ganz allgemein eine<br />

offene Schulkultur, mit selbstständigen Handlungs-<br />

<strong>und</strong> Gestaltungsspielräumen für Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler (Oesterreich, Detlef: Einflüsse<br />

politischen Wissens <strong>und</strong> demokratischer Kompetenzen<br />

auf politische Handlungsbereitschaft. Er-<br />

gebnisse aus dem Civic Education Projekt. In:<br />

polis 3/ 2001, S. 6).<br />

Intentionen der Lehrpläne<br />

Genau diese Intentionen liegen auch vielen Lehrplänen<br />

zu Gr<strong>und</strong>e, z. B. dem Rahmenplan für<br />

Unterricht <strong>und</strong> Erziehung in der Berliner Schule,<br />

Fach Sozialk<strong>und</strong>e:<br />

»Aktive Teilnahme an politischen Prozessen <strong>und</strong><br />

Entscheidungsfähigkeit für politisches Handeln<br />

kann jedoch nur in Ansätzen durch kognitive<br />

Lernprozesse gefördert werden.<br />

Durch Erfahrungen in konkreten Handlungszusammenhangen<br />

wird es eher gelingen, demokratische<br />

Haltungen <strong>und</strong> eine demokratische Kultur<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> zu erhalten.Politische Bildung<br />

für eine demokratische Gesellschaft muss sich<br />

folglich in der Unterrichtsorganisation, im Unterrichtsstil<br />

<strong>und</strong> im Klima einer Schule widerspiegeln.<br />

Deshalb ist die Schule selbst ein Ort der politischen<br />

Bildung, der neben Wissenserwerb <strong>und</strong><br />

verstehendem Nachvollziehen auch selbst- <strong>und</strong><br />

mitbestimmendes Handeln ermöglichen muss.<br />

Hier werden die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit<br />

zunehmendem Alter darauf vorbereitet, für ihr<br />

Handeln Verantwortung zu übernehmen <strong>und</strong> die<br />

Grenzen ihrer Selbstverwirklichung im gleichen<br />

Anspruch anderer anzuerkennen« (Senatsverwaltung<br />

für Schule, Jugend <strong>und</strong> Sport, Rahmenpläne<br />

für Unterricht <strong>und</strong> Erziehung in der Berliner<br />

Schule http://www.sensjs.berlin.de/.<br />

Workshop: Demokratie-check für die Schule !<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sollte der von mir im<br />

Rahmen der Akademietagung »<strong>Gewalt</strong>, <strong>Rassismus</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Zivilcourage</strong> <strong>unter</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong>«<br />

vom 21. - 23. September 2001 in Berlin<br />

angebotene Workshop: »Demokratie-check für die<br />

Schule !« die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

durch ein Angebot aktivierender Methoden zu<br />

einer inhaltlichen Auseinandersetzung über eine<br />

demokratische Schulkultur veranlassen.<br />

Beispielhaft sollten methodische Instrumentarien<br />

kennen gelernt <strong>und</strong> erprobt werden, mit deren<br />

Hilfe ein Lernprozess in Gang gesetzt werden<br />

kann. Ziel war es, zu einer Verständigung über<br />

die Frage zu kommen, welche Bedeutung <strong>und</strong>

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