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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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64 49/2002 epd-Dokumentation<br />

Je früher das Opfer reagiert <strong>und</strong> sich dem Konflikt<br />

entzieht, desto besser ist der Ausstieg aus dem Konflikt<br />

möglich! Je mehr Zeit vergeht, umso schwieriger wird<br />

der Ausstieg aus einem Konflikt, bis er schließlich<br />

unmöglich wird!<br />

5. Verantwortungsdiffusion<br />

Bisher ging es darum, sich nicht als Opfer anzubieten<br />

<strong>und</strong> für sich ein Konzept zu erarbeiten,<br />

wie man persönlich im Konfliktfall reagiert. Bei<br />

diesem Punkt soll dargestellt werden, wie der<br />

mögliche Helfer bestimmt wird <strong>und</strong> ihm Hinweise<br />

gegeben werden, wie er richtig helfen kann.<br />

Menschen reagieren auf <strong>Gewalt</strong> fast immer mit<br />

Gegengewalt. Will man helfen, so wird meistens<br />

der Täter angesprochen oder sogar angefasst <strong>und</strong><br />

weggezogen. Durch diese Handlung kann aber<br />

nur selten geholfen werden! In der Regel bietet<br />

man sich dadurch dem Täter als mögliches neues<br />

Opfer an.<br />

Da ein solches Verhalten schon erlebt wurde oder<br />

man davon gehört hat, scheuen sich viele zu<br />

helfen. Die Verantwortung wird in diesem Fall<br />

gern an jemand anderen abgegeben.<br />

Rollenspiel »falsches Helfen«<br />

Nur gleichgeschlechtliche Mitspieler aussuchen, da<br />

körperlich eingegriffen werden soll. Jungens oder<br />

Männer eignen sich besonders gut, da sie häufig gewohnt<br />

sind, in einem Konflikt auch körperlich zu reagieren.<br />

Zwei Gruppen mit je vier - fünf Mitspielern einteilen.<br />

Die eine Gruppe stellt Passanten dar, die an einer Haltestelle<br />

auf den Bus warten. Die anderen sind eine<br />

Gang, die auf Randale aus ist. Einer aus der Gang<br />

schnappt sich einen der Wartenden, zerrt an ihm herum<br />

<strong>und</strong> beleidigt ihn. Die Passanten haben den Auftrag,<br />

das Opfer aus den Fängen des Täters zu befreien.<br />

Sie sollen sich an den Täter wenden <strong>und</strong> versuchen,<br />

ihn sogar mit körperlichem Einsatz von seinem Opfer<br />

zu trennen. Die Mitglieder der Gang greifen nun ebenfalls<br />

ein, um den ihren aus dieser Situation herauszuholen.<br />

Vorsicht: Dieses Rollenspiel endet, wenn die Mitspieler<br />

junge Männer sind, zwangsläufig in einer Massenschlagerei!<br />

Auf jeden Fall wird es einen Tumult geben.<br />

Die Zuschauer befragen, was sie gesehen haben. Keiner<br />

wird den Hergang genau beschreiben können, weil<br />

alles dr<strong>unter</strong> <strong>und</strong> drüber ging.<br />

Rollenspiel »richtiges Helfen«:<br />

Der Täter soll nochmals das Opfer bedrängen <strong>und</strong><br />

es festhalten. Nun die Zuschauer befragen, wie<br />

man richtig helfen kann. Jeden Einwurf im Rollenspiel<br />

darstellen! Die meisten werden den Täter<br />

ansprechen. Der Täter soll in diesem Fall auf die<br />

Ansprache aggressiv reagieren <strong>und</strong> den Helfer<br />

»anmachen«.<br />

Hinweis: Nie den Täter, immer das Opfer ansprechen!<br />

Mit der Gruppe Möglichkeiten erarbeiten, wie<br />

man dem Opfer helfen kann. Ideen finden, um<br />

das Opfer aus dem Zugriffsbereich des Täters<br />

herauszulösen.<br />

Dabei sollte der Helfer die Solidarität <strong>unter</strong> den<br />

Zuschauern fordern. Wenn man sich zum Helfen<br />

entschlossen hat, sind klare <strong>und</strong> laute Hinweise<br />

an die Zuschauer hilfreich: »Sehen Sie, was da<br />

passiert! Lassen Sie uns helfen!«<br />

Zum Opfer: »Kommen Sie zu uns, wir haben die<br />

Polizei gerufen, die kommt jeden Moment!« Dieser<br />

Zuruf wird das Opfer stärken <strong>und</strong> den Täter<br />

verunsichern.<br />

Wenn sich das Opfer vom Täter lösen kann, sollte<br />

es sofort aus dem Wahrnehmungsbereich des<br />

Täters weggebracht werden.<br />

Eine Möglichkeit der Hilfe bei einem Konflikt auf<br />

dem Schulhof wäre: »Fritz komm‘ bitte, deine<br />

Lehrerin, Frau Meyer, will dich sofort sprechen.«<br />

Dies gibt dem Opfer die Möglichkeit, aus dem<br />

Konflikt auszusteigen, ohne als Verlierer dazustehen!<br />

Anschließend das Opfer in das Lehrerzimmer<br />

oder das Sekretariat bringen. Nicht auf dem<br />

Schulhof belassen, sonst eskaliert der Streit wieder!<br />

Erst später auf den Täter eingehen.<br />

Klarstellen, dass ein Täter auf der Höhe seiner<br />

Aggression nicht von außen ansprechbar ist. Falls<br />

nicht bekannt ist, wer Täter oder Opfer ist, wird<br />

die Frage »kann ich helfen?« für Klarheit sorgen.<br />

Fast immer wird der Täter reagieren! Er will bei<br />

seiner Tat keine Öffentlichkeit. Er wird versuchen,<br />

den Helfer einzuschüchtern <strong>und</strong> ihn wegzuschicken.<br />

Beispiele für »richtiges Helfen« fantasievoll erarbeiten<br />

lassen. Dabei auf die Möglichkeit eingehen,<br />

dem Opfer »Brücken« zu bauen, auf denen<br />

es aus dem Konflikt aussteigen kann. Der Täter

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