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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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Logik <strong>und</strong> direktes Nachfragen können wirkungsvolle<br />

Gegenstrategien sein. Zu bezweifeln ist die<br />

Überzeugungskraft von richtigen Informationen,<br />

denn auf Gr<strong>und</strong> der kognitiven Dissonanz, die sie<br />

erzeugen, werden sie nicht wahrgenommen, sondern<br />

einfach »umgedreht« <strong>und</strong> passend gemacht.<br />

Belehrung schafft Abwehr.<br />

Pathetisch oder moralisierend vorgetragene Gegenpositionen<br />

provozieren Abwehr.<br />

Humor entspannt; ohne billig zu sein, kann der<br />

eine oder andere heitere Akzent (ein passender<br />

Witz, eine Portion Selbstironie) das Klima mildern.<br />

Im Gespräch sollten die Lebensumstände<br />

der Kontrahenten mit berücksichtigt <strong>und</strong> beachtet<br />

werden. Vieles erklärt sich daraus, mancher<br />

Schaden kann vermieden werden, wenn man<br />

beispielsweise weiß, dass das Problem den anderen<br />

gerade direkt <strong>und</strong> unmittelbar betrifft. Jede<br />

Form von Überheblichkeit muss vermieden werden.<br />

Beim Gespräch sollte immer nur eine Argumentationslinie<br />

bzw. eine Bewertungsebene<br />

durchgespielt werden, dann eine andere. Leise<br />

reden ist oft wirkungsvoller als der Versuch, andere<br />

mit Lautstärke zu übertönen. Denn die Aufmerksamkeit<br />

kann größer werden, wenn man die<br />

Stimme senkt oder sich um einen ruhigen Tonfall<br />

bemüht.<br />

Die Körpersprache spielt eine wichtige Rolle, z. B:<br />

Wer sich nach vorne beugt, macht sich entweder<br />

klein, oder er/sie will den Gegen-übersitzenden<br />

»herüberziehen«. Wer die Arme verschränkt, hat<br />

möglicherweise Angst, blockiert, wehrt ab, lässt<br />

nichts an sich heran. Wer sich weit nach hinten<br />

lehnt <strong>und</strong> die Beine ausstreckt, signalisiert Überlegenheit.<br />

Die Hand auf dem Arm eines anderen<br />

zeigt Zusammengehörigkeitsgefühl etc. Sie kann<br />

auch ein Hinweis darauf sein, dass man versucht,<br />

jemanden für sich einzunehmen. Wichtig ist es,<br />

auf Kooperationspartner zu achten, denn erstens<br />

braucht man sie selbst <strong>und</strong> zweitens <strong>unter</strong>streicht<br />

es die eigene Überzeugungsmöglichkeit. Einen<br />

potenziellen, aber sich schweigend verhaltenden<br />

Kooperationspartner kann man durchaus ansprechen,<br />

um ihn einzubinden (»Was meinst Du dazu?«,<br />

»Hattest Du nicht damals auch...?«) Entscheidender<br />

als der Widersacher sind die mit<br />

anwesenden Unentschiedenen <strong>und</strong> Indifferenten -<br />

sie können eher überzeugt werden.<br />

- Gegenfragen stellen<br />

- Persönliche Fragen stellen<br />

- Persönliche Erfahrungen einbringen bzw.<br />

nachfragen<br />

- Nicht reagieren, sondern agieren<br />

epd-Dokumentation 49/2002 35<br />

- Taktik verdeutlichen<br />

- Gesprächsregeln aufstellen<br />

- Beziehung aufnehmen<br />

- Auf Differenzierung drängen<br />

- pauschale Zuordnungen nicht zulassen<br />

- Unmut äußern.<br />

Eine beliebte Strategie ist auch, Ironie auszuprobieren.<br />

Hier ist es wichtig, die Grenze zum Zynismus<br />

zu beachten. So antwortete in einem Spiel<br />

ein Teilnehmer auf die Bemerkung »Die Ausländer<br />

nehmen uns die Arbeitsplätze weg«: »Ich<br />

wusste gar nicht, dass du früher einmal eine Döner-Bude<br />

hattest.«<br />

Und wichtig ist eine gr<strong>und</strong>sätzliche Anmerkung:<br />

Hoffnungsvoll <strong>und</strong> perspektivreich ist die längerfristige<br />

Wirkung, die eine authentisch wirkende<br />

<strong>und</strong> entschieden auftretende Person auslösen<br />

kann. Gerade Menschen mit autoritären Neigungen<br />

kann das beeindrucken. Ein Gespräch ist nie<br />

mit dessen vermeintlichem Schluss beendet, seine<br />

Wirkung geht meistens weit darüber hinaus.<br />

Manchmal wird ein Gespräch, wird eine Begegnung<br />

oder Konfrontation mit einer Person wieder<br />

re-aktualisiert <strong>und</strong> in Zusammenhang mit einer<br />

neuen Situation gebracht. Dann kann es zu einem<br />

bisher nicht bekannten Aha-Erlebnis kommen.<br />

Insofern gibt es für diejenigen, die die Wirkung<br />

ihrer Gespräche <strong>und</strong> ihrer Auftritte für unbedeutend<br />

halten, immer noch - ein gut begründetes -<br />

Prinzip Hoffnung.<br />

Eine Seminarteilnehmerin, eine ältere Hausfrau,<br />

sagte beim Abschluss: »In diesem Training habe<br />

ich gelernt, dass es auch dann einen Sinn hat,<br />

einen Standpunkt zu vertreten, wenn die Antworten<br />

nicht gleich wie aus der Pistole geschossen<br />

kommen. Außerdem bin ich froh, erlebt zu<br />

haben, dass es anderen genauso geht wie mir. Ich<br />

habe mir für die Zukunft vorgenommen, weiterhin<br />

meine Meinung zu vertreten, auch wenn ich<br />

mit ihr alleine stehe.«<br />

Der Autor ist Fachbereichsleiter der Kreisvolkshochschule<br />

Viersen/NRW sowie Privatdozent<br />

an der Universität Essen.<br />

Literatur:<br />

Klaus-Peter Hufer. Argumentationstraining gegen Stammtischparolen.<br />

Materialien <strong>und</strong> Anleitungen zum Selbstlernen, 5. Aufl., Schwalbach<br />

2002 (1. Aufl. 2000)

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