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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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<strong>und</strong> der Konflikt sollten dabei nicht direkt angesprochen<br />

werden.<br />

6. Kommunikation in Konfliktsituationen<br />

(verbales <strong>und</strong> nonverbales Verhalten)<br />

An diesem Punkt mehr auf die weiblichen Teilnehmerinnen<br />

eingehen, weil hier auch das Thema<br />

der sexuellen Belästigung behandelt werden<br />

kann. Nochmals die Möglichkeiten der gewaltfreien<br />

<strong>und</strong> verbalen Lösungen von Konflikten<br />

darstellen.<br />

Die Chancen <strong>und</strong> Grenzen der Selbstverteidigung<br />

aufzeigen <strong>und</strong> dabei herausstellen, dass dies nur<br />

die letzte Option sein kann, wenn alle anderen<br />

Möglichkeiten erschöpft sind. Um die Griffe <strong>und</strong><br />

Tritte aus der Selbstverteidigung anwenden zu<br />

können, muss man eine gewisse Nähe zulassen.<br />

Man stellt also keine Distanz her <strong>und</strong> begibt sich<br />

nicht konsequent aus dem Konflikt.<br />

Auch hier geht es darum, sich nicht als Opfer<br />

darzustellen. Man sollte sich als Gegner präsentieren,<br />

der ein Konzept hat <strong>und</strong> sehr früh Distanz<br />

herstellt.<br />

Rollenspiel »U-Bahnfahrt / Straßenbahnfahrt«:<br />

Es ist wichtig, dass alle Zuschauer dieses Rollenspiel<br />

von hinten sehen.<br />

Zwei Stühle nebeneinander stellen. In ein paar<br />

Metern Entfernung zwei weitere aufstellen. Vorn<br />

auf einen der Stühle ein Mädchen / eine Frau<br />

Platz nehmen lassen. Mit ihr eine Legende aufbauen:<br />

» Sie waren im Kino, in einem Film mit<br />

Überlänge. Es ist 23.30 Uhr. Sie sind auf dem<br />

Nachhauseweg <strong>und</strong> sitzen am Fenster einer Straßenbahn.<br />

Bis auf eine Person, die auf einem der<br />

hinteren Stühle sitzt, befindet sich niemand im<br />

Zug.«<br />

An der nächsten Haltestelle steigt ein Mann ein<br />

<strong>und</strong> fragt das Madchen, ob der Platz neben ihr<br />

noch frei ist. Sie wird es bejahen <strong>und</strong> der Mann<br />

setzt sich neben sie. Er beginnt sich mit ihr zu<br />

<strong>unter</strong>halten <strong>und</strong> fragt sie ein paar belanglose<br />

Dinge. Im Verlauf des Gespräches legt er dann<br />

seinen Arm um sie.<br />

Das Rollenspiel <strong>unter</strong>brechen <strong>und</strong> die Zuschauer<br />

befragen. Was sie gesehen haben. Die meistens<br />

werden sagen: »der Mann <strong>und</strong> das Mädchen da<br />

vorn gehören zusammen!« Egal was nun passiert,<br />

epd-Dokumentation 49/2002 65<br />

man wird bei dieser Interpretation bleiben. Niemand<br />

wird sich zum Helfen aufraffen, da man<br />

sich nicht einmischen will.<br />

Gemeinsam die Möglichkeiten der bedrängten<br />

Frau / des Mädchens erarbeiten <strong>und</strong> durchspielen.<br />

Ziel ist es: Das Opfer soll sich selbstbewusst<br />

geben. Dazu gehört, am Anfang des Rollenspiels<br />

laut <strong>und</strong> deutlich zu sagen, was man will <strong>und</strong><br />

was nicht; z.B.: »Ich möchte nicht, dass sie sich<br />

neben mich setzen!«.<br />

Dieser Ausspruch beinhaltet zwei Botschaften: an<br />

den Täter - »mit mir kann man dieses Spiel nicht<br />

machen! Ich habe ein Konzept für solche Geschichten«<br />

<strong>und</strong> an den Helfer - »bitte aufpassen!<br />

Hier geschieht etwas, was ich nicht will <strong>und</strong> wir<br />

gehören nicht zusammen«.<br />

Das Rollenspiel fortsetzen, nur diesmal lässt sich<br />

der Täter nicht durch die Worte abschrecken <strong>und</strong><br />

versucht, sich neben das Madchen zu setzen. Das<br />

Mädchen soll deutlich verbal reagieren. Danach<br />

soll sie aufstehen, sich sofort von dem Täter weg<br />

bewegen <strong>und</strong> den hinten sitzenden Fahrgast um<br />

Hilfe bitten.<br />

Der Fahrgast wird wahrscheinlich in die Falle laufen<br />

<strong>und</strong> den Täter mit den Worten, er solle gefälligst das<br />

Mädchen in Ruhe lassen, ansprechen. Der Täter soll<br />

sich nun dem Fahrgast zuwenden <strong>und</strong> mit ihm einen<br />

Streit / eine Prügelei anfangen.<br />

Spiel wiederholen lassen, das Mädchen soll laut <strong>und</strong><br />

deutlich reagieren, zum Fahrgast gehen <strong>und</strong> ihn ansprechen:<br />

»Helfen Sie mir bitte, der Mann belästigt<br />

mich. Lassen Sie uns zum Fahrer gehen!« Dies wird die<br />

Hilfsbereitschaft des Zeugen deutlich erhöhen <strong>und</strong><br />

verhindert einen neuen Konflikt.<br />

Mit den Seminarteilnehmern besprechen, welche<br />

Ängste Frauen entwickeln.<br />

Nachts im Park, auf einer einsamen Straße, allein im<br />

Parkhaus. Möglichkeiten <strong>und</strong> Strategien präventiven<br />

Handelns erörtern. Zu dieser Thematik sollten Fachleute<br />

eingeladen <strong>und</strong> so kompetente Beratung angeboten<br />

werden.<br />

Der Autor ist Polizeibeamter, seit 1996 Jugendkoordinator<br />

beim Polizeipräsidium der Stadt<br />

Frankfurt/Main, Mitglied im Präventionsrat der<br />

Stadt Nidderau <strong>und</strong> im Jugendausschuss der<br />

Ev. Kirche in Windecken.

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