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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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62 49/2002 epd-Dokumentation<br />

Rollenspiel »coole Gang«:<br />

Vier, fünf Schüler bilden eine Gang; ein weiterer spielt<br />

das Opfer. Die Gang schickt den kleinsten aus ihren<br />

Reihen vor: »Eh, du, komm mal her! Was guckst du<br />

mich so blöd an, willst du mich anmachen?« Der Täter<br />

geht das Opfer massiv an <strong>und</strong> schubst es.<br />

Der /die Angegriffene ist hilflos, bleibt im Konflikt <strong>und</strong><br />

wehrt sich körperlich (schubsen oder den Arm festhalten<br />

reicht schon). Das nimmt der Täter als Vorwand<br />

<strong>und</strong> schubst / schlägt das Opfer zu Boden. Die Gang<br />

springt dazu <strong>und</strong> stiefelt auf das am Boden liegende<br />

Opfer ein (bitte nur andeuten).<br />

Mit den Seminarteilnehmern werden die Möglichkeiten,<br />

die das Opfer hatte, besprochen. Auf die enorme<br />

Verletzungsgefahr, die von dieser »Treterei« ausgeht<br />

sollte hingewiesen werden.<br />

Rollenspiel wiederholen. Das Opfer soll sich diesmal<br />

nicht als Opfer, sondern als Gegner darstellen. Merke:<br />

Täter suchen Opfer, keine Gegner! Das Opfer soll einen<br />

Konfliktabstand (3 - 5m) herstellen <strong>und</strong> kraftvoll <strong>und</strong><br />

laut sagen: »Lassen Sie mich in Ruhe!«. Dabei ist das<br />

»Sie« sehr wichtig, da man so zu der räumlichen Distanz<br />

auch eine verbale Distanz herstellt. Man wird<br />

zwar in dieser Situation laut <strong>und</strong> energisch, bleibt aber<br />

trotzdem höflich <strong>und</strong> distanziert. Durch diesen Ausruf<br />

macht man andere auf die Situation aufmerksam <strong>und</strong><br />

es wird ihnen schnell klar, Täter <strong>und</strong> Opfer gehören<br />

nicht zusammen. Die Hilfsbereitschaft der Zeugen<br />

wird so deutlich erhöht.<br />

3. Distanzzonen / Distanzverhalten<br />

Die <strong>unter</strong>schiedlichen Distanzzonen gemäß Hall<br />

werden erklärt <strong>und</strong> vorgeführt.<br />

Abstand zwischen zwei Menschen:<br />

- intime Distanz (zu Vater, Mutter, Geschwister,<br />

Ehepartner usw.) = <strong>unter</strong> 1 m<br />

- öffentliche Distanz (Mitschüler, Lehrer, fremden<br />

Menschen) =1 - 1,5 m<br />

- Konflikt-Distanzzone =möglichst mehr als 3m<br />

Dabei auch die Ängste besprechen, die bei Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen auftreten, wenn Unbekannte<br />

ihnen auf einsamen Wegen <strong>und</strong> Plätzen begegnen<br />

<strong>und</strong> eine beruhigende Distanz <strong>unter</strong>schreiten.<br />

Auch hier wird klar, es ist eine Distanzzone von<br />

mehreren Metern erforderlich!<br />

Die Teilnehmerinnen sollten ihre »ges<strong>und</strong>e« Distanzzone<br />

selber finden:<br />

Der Seminarleiter geht auf eine Schülerin zu <strong>und</strong><br />

sie soll »Halt« sagen, wenn sie der Meinung ist,<br />

der Abstand sei gering genug. In aller Regel wird<br />

dieser Abstand nicht die Länge des ausgestreckten<br />

Armes der Schülerin <strong>unter</strong>schreiten.<br />

Verständnis von der Dynamik <strong>und</strong> den <strong>Gewalt</strong>prozessen<br />

<strong>unter</strong> Berücksichtigung <strong>unter</strong>schiedlicher<br />

Rollen (Täter, Opfer <strong>und</strong> Dritte)<br />

Der Täter will seine Tat nicht in der Öffentlichkeit<br />

begehen. Er will Macht über das Opfer erlangen<br />

<strong>und</strong> diese Lage auskosten. Je langer er auf das<br />

Opfer einwirken kann, um so unsicherer <strong>und</strong><br />

hilfloser wird es. Fremde Menschen stören den<br />

Täter dabei.<br />

Rollenspiel »Überfall«:<br />

Ein männlicher Täter legt einem männlichen Opfer<br />

den Arm <strong>und</strong> die Schulter, geht mit ihm im<br />

Kreis <strong>und</strong> redet leise auf ihn ein » Alter hast‘e<br />

mal, ‘ne Zigarette für mich? Kannst du mir mal<br />

einen Euro geben? Ruck‘ deine Kohle raus, sonst<br />

kriegst du das Messer, das ich in meiner Tasche<br />

habe, zwischen die Rippen!« Das Opfer geht in<br />

aller Regel mit <strong>und</strong> lässt sich alles gefallen, ohne<br />

Öffentlichkeit herzustellen.<br />

Das Opfer nun fragen, wie es sich gefühlt hat. Es<br />

wird fast immer sagen: »Ich habe mich mies gefühlt!«<br />

Das Rollenspiel wiederholen, nur das Opfer spielt<br />

diesmal den Täter <strong>und</strong> als Opfer wird ein Mädchen<br />

/ eine Frau ausgesucht, die laut schreien<br />

kann (Freiwilligkeit beachten). Hinweis für das<br />

Opfer: Wenn der Täter den Arm um das Opfer<br />

legt, sofort schreien <strong>und</strong> sich losreißen.<br />

Täter befragen, wie er sich bei diesem Rollenspiel<br />

gefühlt hat. Er wird wieder sagen: »Ich habe mich<br />

mies gefühlt!«<br />

Nun wird deutlich, durch eine frühe Reaktion<br />

des Opfers <strong>und</strong> die Einbeziehung der Öffentlichkeit<br />

wird der Täter verunsichert. Das »ungute<br />

Gefühl« wird so vom Opfer auf den Täter projiziert.<br />

Das Opfer hat die Initiative zurückgewonnen!<br />

Es zerstört das Täterkonzept <strong>und</strong> setzt sein<br />

eigenes Konzept dagegen. Dies wird in aller Regel<br />

den Täter irritieren <strong>und</strong> das Opfer hat wertvolle<br />

Sek<strong>und</strong>en gewonnen.<br />

Auch hier wird durch das laute Rufen Öffentlichkeit<br />

hergestellt, mögliche Helfer auf die Situation

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