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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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60 49/2002 epd-Dokumentation<br />

- Helfen« ist ihnen nicht zu vermitteln <strong>und</strong> führt<br />

eher zu einer Tabuisierung des Themas.<br />

Die Inhalte der Kampagne »<strong>Gewalt</strong> - Sehen - Helfen«<br />

waren also auf die Lebenswelt der Kinder<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> anzupassen, ein neuer Name<br />

müsste gef<strong>und</strong>en werden. Unter dem Slogan<br />

»Cool sein - cool bleiben« erarbeiteten Sozialarbeiter<br />

vom Frankfurter Kinderbüro, Schulpsychologinnen<br />

des Staatlichen Schulamts Frankfurt<br />

am Main <strong>und</strong> die Jugendkoordinatoren der<br />

Frankfurter Polizei ein Programm, in dem <strong>Kindern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> Handlungskompetenzen<br />

in <strong>Gewalt</strong>situationen dargestellt <strong>und</strong> trainiert<br />

werden.<br />

Zum besseren Verständnis wurden in vielen Projektwochen<br />

in den verschiedensten Schulformen<br />

der Frankfurter Schulen Erfahrungen über die<br />

Lebenswelten <strong>und</strong> Angsträume der Kinder <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> gesammelt. Aus den Schilderungen<br />

ihrer Erlebnisse wurden Rollenspiele entwickelt,<br />

bei denen es sehr schnell klar wird, wie sich <strong>Gewalt</strong>spiralen<br />

in Gang setzen, wie ein Konflikt<br />

eskaliert oder wie man ihn gewaltfrei lösen kann.<br />

Mit diesen Rollenspielen werden Konflikte verlangsamt<br />

im Klassenzimmer dargestellt, können<br />

somit von außen analysiert werden <strong>und</strong> laden zur<br />

Reflexion über die eigenen Verhaltensmuster ein.<br />

Außerdem produzierte das Kinderbüro einen<br />

Videofilm, in dem diese Rollenspiele durch die<br />

realistische Darstellung auf Straßen, Plätzen <strong>und</strong><br />

Bahnhöfen wieder in den öffentlichen Raum zurückversetzt<br />

wurden. Dieses Video <strong>und</strong> der dazugehörende<br />

Reader sind gegen einen Unkostenbeitrag<br />

im Frankfurter Kinderbüro erhältlich.<br />

Da die hier beschriebene Kampagne von der Arbeit<br />

der Multiplikatoren lebt, bieten inzwischen<br />

Mitarbeiter des Frankfurter Kinderbüros, des<br />

Staatlichen Schulamtes Frankfurt <strong>und</strong> des Polizeipräsidiums<br />

Frankfurt am Main Schülern, Eltern,<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern sowie Mitarbeitern<br />

der Jugendhilfeeinrichtungen Seminare zum<br />

Thema »Cool sein - cool bleiben« an.<br />

Seminare<br />

»Cool sein« ist eine Fähigkeit, die besonders bei<br />

männlichen <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> Ausdruck<br />

von persönlicher Ehre ist. »Uncool« ist unmännlich<br />

<strong>und</strong> bedeutet Gesichtsverlust, der häufig mit<br />

körperlicher Aggressivität beantwortet wird. Die<br />

Deeskalationsübungen <strong>unter</strong> den <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> müssen daher stets darauf abzielen,<br />

einen möglichen Gesichtsverlust der Beteiligten<br />

zu vermeiden.<br />

Mit diesen Übungen sollen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Sie<br />

lernen Verhaltensmuster kennen, die es ihnen<br />

ermöglichen, sich schnell aus dem Konflikt zu<br />

begeben. Zugleich erwerben sie die Fähigkeit, in<br />

Gefährdungssituationen Öffentlichkeit herzustellen<br />

<strong>und</strong> anderen effektiv zu helfen.<br />

In den Seminaren werden folgende Inhalte theoretisch<br />

<strong>und</strong> praktisch in Form von Rollenspielen<br />

behandelt:<br />

- Wahrnehmung von Konfliktsituation<br />

- Magnetfeld (Täter will Macht über sein Opfer<br />

gewinnen)<br />

- Distanzverhalten / Distanzzonen<br />

- Verständnis von der Dynamik <strong>und</strong> den <strong>Gewalt</strong>prozessen<br />

<strong>unter</strong> Berücksichtigung <strong>unter</strong>schiedlicher<br />

Rollen (Täter, Opfer, Dritte)<br />

- verbale <strong>und</strong> nonverbale Kommunikation in<br />

Konfliktsituationen<br />

- Helferverhalten (Verantwortungsdiffusion,<br />

richtiges Helfen)<br />

- Selbstbehauptungs- <strong>und</strong> Deeskalationsübungen<br />

- Umsetzung des Präventionskonzeptes in<br />

den Schulen<br />

Resonanz<br />

Auch andere Polizeidienststellen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet zeigen Interesse<br />

an diesem Konzept, wie es die vielen Anfragen<br />

belegen. Über Seminare <strong>und</strong> Vorträge in Universitäten<br />

<strong>und</strong> bei dem Hessischen Landesinstitut<br />

für Pädagogik werden Lehramtsstudenten <strong>und</strong><br />

Referendare erreicht <strong>und</strong> für dieses Thema sensibilisiert.<br />

Die Anfragen, die uns aus dem Bereich der<br />

Frankfurter Schulen <strong>und</strong> Kindergarten erreichen,<br />

haben einen kaum zu bewältigenden Umfang<br />

angenommen. Hier hat es sich als sinnvoll herausgestellt,<br />

die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer in pädagogischen<br />

Konferenzen über die Inhalte des Projekts<br />

zu informieren <strong>und</strong> sie als Multiplikatoren<br />

zu gewinnen.<br />

Die hohe Akzeptanz des Projekts bei den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern zeigt sich insbesondere in<br />

der Bereitschaft, sich zu Mentoren ausbilden zu<br />

lassen. Dabei sind ältere Schüler, die intensiv

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