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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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mich ja Emigration, KZ oder Erschießen in Frage.<br />

Die Antwort war überraschend: »Nein, dann<br />

kommen Sie zu mir.«<br />

Wie bitte? Ausgerechnet zu Ihnen? »Ja«, hat er<br />

gesagt, »wenn es soweit ist, dann mach ich das<br />

wie Göring. Wer Jude ist bestimme ich«.<br />

Ich glaube, anhand dieser beiden Beispiele sehen<br />

Sie, mit welchem Denken, mit welcher Dimension<br />

des Fanatismus, aber auch des ganz normalen<br />

epd-Dokumentation 49/2002 19<br />

<strong>Rassismus</strong> wir es zu tun haben. Ich möchte jetzt<br />

zunächst mal enden, auch wenn es zum Thema<br />

Rechtsextremismus noch erheblich mehr zu sagen<br />

gäbe.<br />

Der Autor ist Redakteur des Berliner »Tagesspiegel«.<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Rechtsextremismus -<br />

Herausforderungen für eine demokratische Schulkultur<br />

Von Annegret Ehmann<br />

Vortrag im Rahmen der Tagungsreihe »<strong>Gewalt</strong>,<br />

<strong>Rassismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Zivilcourage</strong> <strong>unter</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong>« (2001/2002) des Deutschen KoordinierungsRates<br />

e.V. der Gesellschaften für<br />

Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (in Kooperation<br />

mit anderen Partnern), Bad Nauheim.<br />

Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong><br />

<strong>Gewalt</strong> als bedrohlich zunehmende Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen bei <strong>Jugendlichen</strong> beherrschten<br />

öffentliche Debatten <strong>und</strong> die Schlagzeilen<br />

der Medien ab dem Sommer 2000 bis zu<br />

den Terroranschlägen vom 11. September 2001.<br />

Auf einer Vielzahl von Fachtagungen wurde über<br />

Ursachen <strong>und</strong> Möglichkeiten der Eindämmung<br />

bzw. Prävention dieser Erscheinungen debattiert,<br />

die verschiedenen Träger politischer Bildung boten<br />

Weiterbildung für Pädagogen an, auf B<strong>und</strong>esebene<br />

wurde mit Millionenaufwand das Xenos-<br />

Programm in Gang gesetzt, wodurch langfristig<br />

angelegte pädagogische Jugendprojekte gefördert<br />

werden.<br />

Schlagartig konzentrierte sich jedoch ab dem<br />

September 2001 das öffentliche Interesse auf den<br />

internationalen Terrorismus, die Folgen der Terroranschläge<br />

in den USA, den Krieg in Afghanistan<br />

<strong>und</strong> die Nahostkrise. Als Folgeerscheinungen<br />

manifestiert sich gesamtgesellschaftlich Fremdenfeindlichkeit<br />

eher noch offener, einhergehend<br />

mit der erschreckenden Bereitschaft, <strong>unter</strong> dem<br />

Druck tagespolitischer Sicherheitsängste Gr<strong>und</strong>werte<br />

der liberalen Zivilgesellschaft in Frage zu<br />

stellen. Das Thema Rechtsextremismus ist derzeit<br />

nicht aktuell. Dass es zur Entwarnung hinsichtlich<br />

latenter Potentiale in der Jugendszene<br />

kaum Gr<strong>und</strong> gibt, vergegenwärtigte nicht nur der<br />

Amoklauf des Erfurter Schülers im April dieses<br />

Jahres. Kurzmeldungen über gewalttätige Übergriffe<br />

von sich als »rechts« bekennenden <strong>Jugendlichen</strong><br />

auf Ausländer oder jeden, den sie als<br />

»fremd« oder »anders« definieren, finden sich<br />

weiterhin fast täglich in der Lokalpresse der neuen<br />

B<strong>und</strong>esländer.<br />

Zur Debatte um die Ursachen von Rechtsextremismus,<br />

Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> gehört<br />

stets der Vorwurf, dass die Auseinandersetzung<br />

mit dem Nationalsozialismus in den Schulen unzureichend<br />

sei. Dabei wird implizit davon ausgegangen,<br />

dass durch Aufklärung <strong>und</strong> Wissen über<br />

die nationalsozialistischen Verbrechen bereits<br />

eine Immunisierung gegenüber Rechtextremismus<br />

<strong>und</strong> rassistischen Vorurteilen bewirkt <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

demokratische Denk- <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

vermittelt werden. In akuten Krisen - so auch im<br />

Sommer 2000 - wurde denn auch, wie gehabt,<br />

von verschiedenen Seiten als Erstes die intensivere<br />

schulischer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus<br />

<strong>und</strong> der Judenverfolgung gefordert.<br />

Schaut man sich empirische Untersuchungen<br />

über rechtsextremistische Einstellungen bei <strong>Jugendlichen</strong><br />

in den neuen B<strong>und</strong>esländern an, so<br />

kommt man zu anderen Schlussfolgerungen:<br />

Eine Studie des Instituts für angewandte Familien-,<br />

Kindheits- <strong>und</strong> Jugendforschung an der Universität<br />

Potsdam ergab, dass im Vergleich zu den<br />

Erhebungsjahren 1993 <strong>und</strong> 1996 Rechtsextremismus<br />

im Jahr 2000 <strong>unter</strong> Brandenburger <strong>Jugendlichen</strong><br />

stagniere, die <strong>Gewalt</strong>bereitschaft <strong>unter</strong> <strong>Jugendlichen</strong><br />

überall da an Schulen abnehme, wo<br />

Lehrer pädagogisch energisch dagegen vorgehen

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